Balkhausen
Koordinaten: 49° 44′ N,  40′ O
Höhe: 260 m ü. NHN
Fläche: 4,55 km²
Einwohner: 612 (31. Dez. 2017)
Bevölkerungsdichte: 135 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Jugenheim a. d. Bergstraße
Postleitzahl: 64342
Vorwahl: 06257

Balkhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Seeheim-Jugenheim im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Geographische Lage

Balkhausen liegt im Vorderen Odenwald in Südhessen in der Einsenkung zwischen dem Melibokus-Massiv im Westen und dem Felsberg-Massiv im Osten. Die Gemarkung umfasst das Quellgebiet des Quaddelbachs (tw. auch Quattelbach bezeichnet), der in nördliche Richtung talabwärts nach Jugenheim führt, wo er sich mit dem Stettbach zum Landbach vereinigt. Die südliche Gemarkungsgrenze folgt dem Rücken, der die beiden Bergmassive mit einer Sattelhöhe von rund 285 Meter verbindet. Der südliche Ortsrand liegt wenige Hundert Meter von diesem Übergang zum Mühltal entfernt, durch das man am Mühlbach entlang nach Süden über Hochstädten nach Auerbach gelangt, das als Stadtteil von Bensheim an der Bergstraße und am Ostrand der Oberrheinischen Tiefebene liegt. Dem Quaddelbach talaufwärts nach Osten folgend, kommt man entweder zum Felsenmeer oder über die Kuralpe am Staffeler Kreuz hinab nach Staffel und weiter nach Modautal.

Östlich des Ortes Richtung Schmal-Beerbach liegt die Siedlung Quattelbach, die als Weiler 1377 zum ersten Mal urkundlich wurde und schon immer Teil der Balkhäuser Gemarkung war.

Geschichte

Ortsgeschichte

Die erste bis heute bekannte Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1357. Es handelt sich um eine Urkunde, die auf der Burg Bickenbach (heute Schloss Alsbach) über den dortigen Burgfrieden verfasst wurde. Hierin werden auch Ländereien in Balkhusen erwähnt. In späteren Dokumenten wird Balkhausen unter den Ortsnamen Balkhusen (1357), Blaghuß (1380–1388), Walkhosen und Balkhusen (1415), Balkhusen (1451), Balckhusen (1496) und Balckhausen (1553) erwähnt.

Die Balkhäuser Kirche wird Mitte des 14. Jahrhunderts erwähnt. Sie war immer Filialkirche von Jugenheim. 1571 wird Balkhausen durch das Amt Auerbach und 1621 vom Amt Seeheim-Tannenberg verwaltet.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Balkhausen völlig ausgestorben erst 1648 findet sich wieder ein Bewohner in den Chroniken, zugezogen aus der Umgebung. Erst im Jahr 1660 gab es wieder 27 Einwohner.

Im 18. Jahrhundert festigt sich die Struktur des Ortes; man baut entlang der natürlichen Linie des Bachlaufes, dem Quaddelbach. So entsteht langsam ein sogenanntes Waldhufendorf.

1714 verkaufte die Grafschaft Erbach, die 500 Jahre über das Odenwaldgebiet herrschte, aus Geldnot Balkhausen als Zubehör des Amtes Seeheim-Tannenberg an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Dort und in den Nachfolgestaaten verblieb es bis heute.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Balkhausen:

„Balkhausen (L. Bez. Bensheim) luth. Filialdorf; liegt 2 St. von Bensheim, und hat mit Einschluß von Quatelbach 37 Häuser und 274 Einw., die mit Ausnahme 1 Kath. alle lutherisch sind. Das Dorf war ein Zugehör des Schlosses Daxberg, und kam 1714 von Erbach durch Kauf an Hessen.“

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Balkhausen am 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Jugenheim a. d. Bergstraße eingegliedert. Am 31. Dezember 1977 wurden dann kraft Landesgesetz die Gemeinden Seeheim und Jugenheim zur neuen Gemeinde Seeheim zusammengeschlossen. Seit dem 1. Januar 1978 trägt die Gemeinde den amtlichen Namen Seeheim-Jugenheim. Für den Ortsteil Balkhausen wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Balkhausen lag:

Gerichte

Die zuständige Gerichtsbarkeit der ersten Instanz war:

Einwohnerentwicklung

 1629:9 Hausgesesse
 1806:171 Einwohner, 27 Häuser
 1829:274 Einwohner, 37 Häuser
 1867:302 Einwohner, 46 Häuser
Balkhausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2017
Jahr  Einwohner
1791
 
130
1800
 
150
1806
 
171
1829
 
274
1834
 
285
1840
 
297
1846
 
337
1852
 
311
1858
 
298
1864
 
313
1871
 
294
1875
 
309
1885
 
336
1895
 
313
1905
 
287
1910
 
276
1925
 
297
1939
 
265
1946
 
409
1950
 
412
1956
 
346
1961
 
389
1967
 
465
1970
 
474
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
633
2017
 
610
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; 1791; 1800; Zensus 2011

Religionszugehörigkeit

 1829:273 lutheranische (= 99,64 %) und ein katholischer (= 0,36 %) Einwohner
 1961:320 evangelische (= 82,26 %), 63 katholische (= 16,20 %) Einwohner

Politik

Für Balkhausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Balkhausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm drei Mitglieder der CDU, ein Mitglied der SPD und ein Mitglied des Bündnis 90/Die Grünen an. Ortsvorsteher ist Martin Bersch (CDU).

Vereine

In Balkhausen gibt es die folgenden Vereine und Interessengruppen: Bläserchor Balkhausen (ehemals Posaunenchor), Balkhäuser Carneval Club (BCC), Freiwillige Feuerwehr Balkhausen (FFB), Heimat- und Verschönerungsverein Balkhausen (HVB – ehemals Verkehrs- und Verschönerungsverein), Balkhäuser Kerwemädcher und -borsch, Landfrauenverein Balkhausen, Sportclub Balkhausen (SCB).

Freizeit

Der Rentnerweg ist ein beliebter Kurzwanderweg, vor allem für ältere Menschen. Er ist knapp drei Kilometer lang, liegt südwestlich vom Ortsteilskern und verläuft, fast kreisförmig, von der Roesener-Brücke bis zur Landstraße 3103. Am Wegesrand stehen neun Holzbänke (zum Teil mit Tischen), die reizvolle Blicke in die Landschaft des vorderen Odenwalds erlauben.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • September: Kerb
  • Oktober: Kelterfest und Bauernmarkt

Literatur

  • zsgest. von Ludwig Helfrich: Balkhausen im Odenwald – Im Wandel der Zeit. Geiger-Verlag, Horb am Neckar – 1995 ISBN 3-89570-037-1.
  • Hans Buchmann: Burgen und Schlösser an der Bergstraße. 2. Auflage. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0592-2.
  • Hans Buchmann: Jugenheim, Balkhausen und der Heiligenberg. Verkehrs- und Verschönerungsverein Jugenheim an der Bergstraße 1863 e.V., Seeheim-Jugenheim 1978.
Commons: Balkhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Zwingenberg) und Verwaltung.
  3. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  4. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Seeheim
  5. In Seeheim-Jugenheim umbenannt.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 Balkhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Daten des Einwohnermeldeamts Seeheim-Jugenheim, Information der Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Seeheim-Jugenheim, 20. September 2018
  3. Urkunde: HStAD Bestand A 1 Nr. 21/2 In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
  4. 1 2 3 Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. Nr. 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 382.
  7. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 243.
  8. 1 2 Hauptsatzung. (PDF; 53 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Seeheim-Jugenheim, abgerufen im Februar 2019.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. 1 2 Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  12. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  13. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 127 (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 132 (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original am 11. Juli 2021.
  17. Ortsbeirat Balkhausen. In: Webauftritt. Gemeinde Seeheim-Jugenheim, abgerufen im November 2019.
  18. Darmstädter Echo, Samstag, 12. September 2015, S. 21
  19. Darmstädter Echo, Mittwoch, 12. Oktober 2016, S. 21
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