Der Ballinderry-Würfel ist ein archäologischer Fund, der 1933 bei Ausgrabungen des Crannóg Ballinderry Nr. 2, Grafschaft Offaly, Irland, entdeckt wurde. Es handelt sich um einen länglichen Würfel aus Knochen, der auf einer seiner vier mit Zahlenwerten versehenen Seiten statt Punkten ein Ogham-Zeichen aufweist. Er wird ins 8. bis 10. Jahrhundert n. Chr. datiert.

Beschreibung

Der Ballinderry-Würfel ist aus einem länglichen Knochen gefertigt. Da der Würfel wegen seiner länglichen Form beim Würfeln auf den geringflächigen Enden nicht liegen bleiben kann, sind nur vier Seiten mit Zahlenwerten bezeichnet. Wegen der länglichen Form des Würfels sind die Werte für die Zahlen 1 und 2 somit weggelassen. Die Zahlenwerte für 3, 4 und 6 werden durch die entsprechende Anzahl an Punkten dargestellt. Die Zahlen 4 und 6 sind auf den breiteren Seiten des Knochens und deshalb leichter zu würfeln.

Statt der sonst üblichen fünf Punkte für die Zahl 5 auf Würfeln dieser Zeit wird das Ogham-Zeichen verwendet, welches mit dem Lautwert V übertragen wird. Die Römische Zahlschrift verwendet für die Zahl 5 die Zeichenform V. Dies zeigt, dass der damalige Hersteller des Würfels sowohl mit der Ogham-Schrift als auch mit den römischen Zahlen vertraut war. „Auf jeden Fall deutet es darauf hin, dass die Menschen im allgemeinen mit der Ogham-Schrift so vertraut waren, dass sie sie sogar auf einem so flüchtigen Objekt wie einem Würfel verwendet wurde.“

Verwendung

Diese Art Würfel (auch Funde ohne Ogham-Zeichen) wurde wahrscheinlich für Spiele verwendet, bei denen vier Würfel zusammen in die Luft geworfen wurden und dann auf eine Decke oder ein Tuch fielen.

Besonderheit

Der Ballinderry-Würfel gehört zu den bis heute in der Ogham-Fachliteratur nur zwölf erwähnten seltenen Kleinfunden, also Funde, bei denen die Ogham-Zeichen nicht in Steinplatten und Steinsäulen (etwa 400 Funde), sondern in kleine Objekte (vorwiegend Alltagsgegenstände) eingeritzt sind. Davon wurden einschließlich des Ballinderry-Würfels sechs in Irland entdeckt, nämlich noch die Ballyspellan-Fibel, der Dublin-Castle-Kamm, die Ennis-Perle, die Kilgulbin-Hängeschüssel und der Tullycommon-Knochen.

Literatur

  • Clarke, D. V.: Bone Dice and the Scottisch Iron Age, in: Proceedings of the Prehistoric Society 36 (1970), S. 214–232
  • Hencken, H. (Hugh) O'Neill: Ballinderry Crannog No. 2, in: Proceedings of the Royal Irish Academy. Archaeology, Culture, History, Literature 47 (1941/1942), S. 1 – S. 76
  • Raftery, Barry: A Late Ogham Inscription from Co. Tipperary, in: JRSAI (Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland) 99/2 (1969), SS. 161–164. JSTOR:25509718

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Hencken, S. 5 u. S. 55
  2. 1 2 3 Hencken, S. 55
  3. Raftery, S. 161
  4. Clarke, S. 226
  5. Erwähnungen und Beschreibungen z. B. durch Donal B. Buchanan, Katherine Stuart Forsyth, Robert Alexander Stewart Macalister, Barry Raftery
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