Barenton
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Manche (50)
Arrondissement Avranches
Kanton Le Mortainais
Gemeindeverband Mont-Saint-Michel-Normandie
Koordinaten 48° 36′ N,  50′ W
Höhe 88–297 m
Fläche 34,88 km²
Einwohner 1.176 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte 34 Einw./km²
Postleitzahl 50720
INSEE-Code 50029
Website https://www.barenton.fr/

Barenton ist eine französische Gemeinde mit 1.176 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2020) im Département Manche in der Region Normandie. Die Gemeinde gehört zum Arrondissement Avranches und zum Kanton Le Mortainais. Die Einwohner werden Barentonnais genannt.

Geographie

Barenton liegt etwa 40 Kilometer ostsüdöstlich des Stadtzentrums von Avranches. Die Gemeinde gehört zum Regionalen Naturpark Normandie-Maine. Umgeben wird Barenton von den Nachbargemeinden Ger im Norden und Nordosten, Saint-Georges-de-Rouelley im Osten, Saint-Cyr-du-Bailleul im Süden, Saint-Jean-du-Corail im Westen sowie Saint-Clément-Rancoudray im Nordwesten.

Geschichte

Das Internierungslager für Nomades in Barenton

Eine in Frankreich lange Zeit verdrängte Geschichte war die der Ausgrenzung jener Menschen, die hier als Nomaden (Nomades), Zigeuner (Tsiganes) oder Manouches bezeichnet wurden und werden. Diese Ausgrenzung begann spätestens mit einem Gesetz von 1912, dem in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen weitere Verwaltungsmaßnahmen zur Reglementierung des Alltagslebens und zur Überwachung folgten.

Am 6. April 1940 verfügte Albert Lebrun, der Präsident der französischen Republik, in einem Dekret die Isolierung von Nomaden an besonderen Orten unter Polizeiaufsicht. Begründet wurde dies mit einem angeblichen Risiko, das in Kriegszeiten von „Nomaden“ ausgehe. Im Zuge des Vorrückens der deutschen Wehrmacht kam es dann in der zweiten Hälfte des Jahres 1940 zur Zwangsvertreibung der Sinti und Roma aus dem Elsass, und am 4. Oktober 1940 ordnete der Oberbefehlshaber des Heeres schließlich die zwangsweise „Überführung“ von Sinti und Roma in „Sammellager“ an.

In der Folge wurden in Frankreich etwa 30 Zentren geschaffen, von denen 25 ausschließlich für Sinti und Roma reserviert waren. Eines der kleinsten unter ihnen war die „Cité de la Mine“ in Barenton. Hier wurden auf Initiative des Unterpräfekten der Avranches ab dem 11. April 1941 ein Sammellager für etwa dreißig Sinti und Roma eröffnet, die sich zuvor auf dem Festplatz von Gavray aufgehalten hatten.

Das Sinti- und Roma-Lager in Barenton war das kleinste in Frankreich. Es lag abseits der Straße von Barenton nach Rancoudray und befand sich in einem großen Backsteingebäude, das zum Abriss vorgesehen war. Das Gelände war mit Stacheldraht umzäunt.

Am 8. Oktober 1942 wurde das Lager in Barenton geschlossen. Die 36 Insassen (12 Männer, sechs Frauen und 18 Kinder) wurden in das Internierungslager für Nichtsesshafte in Montreuil-Bellay verlegt.

Das Lager in Barenton war lange Zeit aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Erst am 11. Oktober 2008 konnte dann im „forêt de la Lande“ ein Gedenkstein zur Erinnerung an das Lager eingeweiht werden. Er trägt die Inschrift:

„11 avril 1941 - 8 octobre 1942//Ici, l'occupant nazi,//avec la complicité//des autorités de Vichy//a fait interner des Tsiganes.//Des enfants, des vieillards,//des femmes et des hommes//ont souffert.//Souvenons-nous,//pour que rien de semblable//ne survienne demain!

11. April 1941 - 8. Oktober 1942//Hier ließen die Nazi-Besatzer//mit der Komplizenschaft//der Vichy-Behörden//Zigeuner internieren.//Kinder, Alte,//Frauen und Männer//haben gelitten.//Erinnern wir uns,//damit morgen nichts//Ähnliches geschieht!“

Bevölkerungsentwicklung

Jahr19621968197519821990199920062018
Einwohner16721598145215471437134812931171
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche Mariä Himmelfahrt aus dem 19. Jahrhundert
  • Kapelle Notre-Dame-de-Bonté in Montéglise aus dem 16./17. Jahrhundert, Monument historique

Gemeindepartnerschaft

Mit der deutschen Gemeinde Puderbach in Rheinland-Pfalz besteht seit 1970 eine Partnerschaft.

Persönlichkeiten

Commons: Barenton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelhinweise

  1. Nomades, Tsiganes und Manouches sind im Französischen auch aktuell benutzte Begriffe für Menschen, die im Deutschen zumeist als Sinti und Roma bezeichnet werden. Siehe hierzu auch: Marie-Christine Hubert: Frankreich auf der Website des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma.
  2. Henriette Asséo: Une mémoire française: Les Tsiganes pendant la Seconde Guerre mondiale, 1939-1946. Zu der Historikerin Henriette Asséo siehe den gleichlautenden Artikel in der französischsprachigen Wikipédia: fr:Henriette Asséo.
  3. Ouest-France: Des Tziganes internés dans un camp à Montsûrs, ouest-france.fr, 27. Mai 2014
  4. Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma: Entstehung des Lagers Saliers
  5. Einen Überblick über die Chronologie dieser Lager gibt Marie-Christine Hubert: camp par camp.doc L’internement des Tsiganes en France entre 1940 et 1946: Chronologie camp par camp des arrivées, des transferts et des libérations (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2023. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. 1 2 AJPN - anonymes, Justes et persécutés durant la période nazie dans les communes de France (AJPN - Namenlose, Gerechte und Verfolgte während der NS-Zeit in den Gemeinden Frankreichs): Cité de le Mine durant la Seconde Guerre mondiale
  7. Denis Peschanski: Les camps français d’internement (1938-1946) - Doctorat d’Etat. Histoire. Univer-sité Panthéon-Sorbonne - Paris I, 2000, S. 337 (Online1 oder Online2)
  8. 1 2 Jacques Sigot, en collaboration avec Jacques Declosmenil: Le camp de concentration pour Tsiganes de Barenton (Manche). De l’oubli au souvenir (1941-2008), octobre 2008
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