Johann Bartholomäus Siebold, genannt auch (Johann) Barthel Siebold, ab 1801 von Siebold (* 3. Februar 1774 in Würzburg; † 28. Januar 1814 ebenda) war ein deutscher Chirurg sowie Professor für Anatomie, Chirurgie und Physiologie an der Universität Würzburg.
Familie
Johann Bartholomäus Siebold war der dritte Sohn von Carl Caspar von Siebold und dessen Ehefrau Veronica, geborene Stang. Er war verheiratet mit Margarethe Schmitt (1779–1849) und hatte drei Söhne (ein weiterer starb jung) und zwei Töchter (eine weitere starb jung):
- (Johann Elias) Gottfried (* 11. September 1802 in Würzburg; † 4. Juni 1866 ebenda), Anatom, Prosektor am Anatomischen Institut der Universität in Würzburg
- Gustav (1804–1810)
- Rudolf (1813–1873), praktischer Arzt in Uffenheim, Kreisphysikus in Scheinfeld
- Maria (Mina) (1800–1860) ⚭ Philipp Keller (1797–1862), Sekretär am bayerischen Oberappellationsgericht
- Caroline (1812–1868) ⚭ Karl Stang (1804–1851), bayerischer Rentamtmann in Klingenberg
Leben und Wirken
Nach dem Studium der Medizin in Würzburg, Göttingen und Jena (wo Justus Christian Loder, Christian Gottfried Gruner, Johann Christian Stark und Christoph Wilhelm Hufeland zu seinen Lehrern gehörten) sowie seiner Promotion 1797 wurde er in Würzburg Oberwundarzt am Würzburger Universitätskrankenhaus Juliusspital und dort (seinem Vater nachfolgend) außerordentlicher Professor der Anatomie und Chirurgie. 1798 wurde er auch noch Professor für Physiologie. Von 1803 bis zu seinem Tod war er Ordinarius für Chirurgie (Sein Nachfolger, zunächst provisorisch, 1814 Georg Markard). Seine Nachfolge in der Anatomie trat Johann Friedrich Fuchs an. In Würzburg plante Johann Bartholomäus von Siebold eine „Teutsche Akademie der Chirurgie“. Gerabek schreibt: „Er machte sich besonders verdient auf den Gebieten der Augenoperationen, des Blasensteinschnittes, der chirurg. Instrumentenkunde, des med.-chirurg. Unterrichtswesens sowie bei der Versorgung Verwundeter. Er modernisierte und erweiterte die chirurg. Abteilung des Juliusspitals“. Von ihm stammt eine in Rudolstadt erschienene Sammlung seltener und auserlesener chirurgischer Beobachtungen und Erfahrungen deutscher Ärzte und Wundärzte. Er verfasste, nachdem er bereits zuvor über die Chirurgische Klinik des Juliusspitals von 1798 bis 1811 berichtet hatte, das 1814 bei Stahel in Würzburg erschienene Werk Geschichte und gegenwärtige Einrichtung des Chirurgischen Clinicums im Julius-Spitale zu Würzburg. 1808 gab er in Würzburg Artistisch-Literarische Blätter von und für Franken heraus. Im Jahr 1812 wurde von Siebold zu einem der zwölf Direktoren des neugegründeten Vaterländischen ärztlichen Kunstvereins gewählt, für dessen Präsidium Hufeland gewonnen wurde.
Er starb 1814 am „Lazarettfieber“, das ist Flecktyphus (Fleckfieber), mit dem er sich wahrscheinlich bei der Behandlung von Kranken infiziert hatte. Sein Nachfolger am Juliusspital und Lehrstuhlinhaber für Chirurgie wurde 1814 Georg Anton Markard (1775–1816).
Ehrungen
Am 15. Mai 1804 wurde Johann Barthel von Siebold zum Mitglied (Matrikel-Nr. 1026) der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt und erhielt dort den Beinamen „Herophilus VI.“
Literatur
- Henning Bärmig: Johann Barthel von Siebold. In: Die Personalbibliographien der an der Medizinischen Fakultät der Alma Mater Julia zu Würzburg von 1582 bis 1803 lehrenden Professoren mit biographischen Angaben. Medizinische Dissertation, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1969, S. 64–67.
- Werner E. Gerabek: Siebold, Johann Bartholomäus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 327 (Digitalisat).
- Werner E. Gerabek: Siebold, Johann Bartholomäus (Barthel) von. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1328.
- Hans Körner: Die Würzburger Siebold. Lebensdarstellungen Deutscher Naturforscher. Leipzig 1967.
- Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 125–143, (Barthel von Siebold), 384 (Professoren der Anatomie), 415 (Barthel von Siebold), 607 und 611–612.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Sauer, Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlaß Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 9, 1991, S. 135–206, hier: S. 191–192.
- ↑ Vgl. auch Barthel von Siebold: Carl Caspar von Siebold’s Leben und Verdienste. Entworfen mit Verehrung, Liebe und Dankbarkeit von dem nächsten seiner zahlreichen Schüler. Bonitas, Würzburg 1807.
- ↑ Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 88, 125 und 143–147 (Georg Anton Markard).
- ↑ Walter Horn: Die Teutsche Akademie der Chirurgie in Würzburg, ein Plan von J. B. von Siebold um 1805. Berlin 1932 (Zugleich Medizinische Dissertation Würzburg).
- ↑ Vgl. auch Georg Sticker: Eine Teutsche Akademie der Chirurgie im Jahre 1805. In: Proteus. Band 1, 1931, S. 41–45.
- ↑ Deutsche Biographie: Siebold, Bartholomäus von (seit 1801) - Deutsche Biographie. Abgerufen am 19. Juni 2020.
- ↑ Bayerische Staatsbibliothek: Sammlung seltner und auserlesener chirurgischer Beobachtungen und Erfahrungen deutscher Ärzte und Wundärzte ( 1807 ).
- ↑ Johann Barthel Siebold: Nachricht von dem chirurgischen Clinikum am Julius-Spitale zu Würzburg. In: Beylage zu den Neuen Würzburger Gelehrten Anzeigen 12–13 v. 26.4.1800. 1800, S. 96–100.
- ↑ Johann Barthel Siebold: Summarischer Bericht von den Ereignissen in der Chirurgischen Klinik am großherzoglichen Julius-Spitale zu Würzburg im Jahre 1810. In: Neue Fränkisch-Würzburgische Chronik. Band 6, 1811, S. 245–251.
- ↑ Johann Barthel Siebold: Summarischer Bericht von den Ereignissen in der Chirurgischen Klinik am großherzoglichen Julius-Spitale zu Würzburg im Jahre 1811. bzw. […] 1812. In: Medicinisch-Chirurgische Zeitung Salzburg. 1812, II, S. 13 ff., bzw. 1813, II, S. 183 ff.
- ↑ Henning Bärmig: Die Personalbibliographien der an der Medizinischen Fakultät der Alma Mater Julia zu Würzburg von 1582 bis 1803 lehrenden Professoren mit biographischen Angaben. Medizinische Dissertation, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1969, S. 82–83.
- ↑ Mitgliedseintrag von Johann Bartholomäus von Siebold bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 13. November 2015.
- ↑ Johann Ferdinand Neigebaur: Geschichte der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Frommann, Jena 1860, S. 243 Archive