Das Basionym (von altgriechisch βάσις básis „Grundlage“ und ὄνυμα ónyma „Name“; Sinn: „ursprünglicher Name“) ist ein Begriff des Internationalen Codes der Botanischen Nomenklatur (ICBN). Ein Basionym ist dasjenige Synonym eines gültigen wissenschaftlichen Namens, von dem dieser abgeleitet ist. Ein Basionym kann der erste gültige wissenschaftliche Name sein, unter dem ein Taxon beschrieben wurde, allerdings ist das nicht immer der Fall (siehe Beispiele). In der Bakteriologie wird dieser Fall als Basonym bezeichnet.
Regeln
Nach den Regeln des ICBN wird der Autor (genauer: sein Autorkürzel) des Basionyms bei Änderung der systematischen Einordnung des beschriebenen Taxons in runden Klammern hinter dem neuen Namen des Taxons aufgeführt, gefolgt vom Autor des neuen, korrekten Namens. Dieses Verfahren des Doppelzitats von Erstautor und aktuellem Autor wird in der Botanik sowohl für Übertragung z. B. einer Art in eine andere Gattung verwendet, als auch für Rangstufenänderungen, bei denen beispielsweise einem ursprünglich als Unterart beschriebenen Taxon Artstatus zugewiesen wird oder umgekehrt. Die geschilderte Praxis erlaubt es, ausgehend von der aktuellen Benennung eine historische Namenskombination trotz Umbenennung oder Übertragung zurückzuverfolgen.
In der Nomenklatur der Bakterien gelten ähnliche Regeln. Nach dem International Code of Nomenclature of Bacteria (ICNB, Internationaler Code der Nomenklatur der Bakterien, Bakteriologischer Code) wird der Autor bzw. die Autoren und das Jahr der Veröffentlichung des Basonyms in runden Klammern hinter dem neuen Namen des Taxons aufgeführt, gefolgt von dem Autor oder den Autoren mit Jahreszahl der Anerkennung des neuen Namens. In der Bakteriologie werden keine Autorenkürzel verwendet, sondern der Nachname genannt, dies gilt bei einem oder zwei Autoren. Falls mehrere Wissenschaftler an der Beschreibung beteiligt waren, wird nur ein Name und die Abkürzung et al. verwendet. Das Verfahren ist auch hier für die Übertragung (Regeln 34a und 34b) und für eine Rangstufenänderung (Regel 34c, betrifft die Rangstufen von Subspezies bis Gattung) vorgesehen.
In der zoologischen Nomenklatur wird der Begriff Basionym dagegen nicht verwendet. Er entspricht dort in etwa dem Begriff "ursprüngliche Schreibweise" (original spelling).
Beispiele
Botanik
Rangänderung (status novus): Das Basionym von Achillea millefolium L. subsp. sudetica (Opiz) Weiß ist Achillea sudetica Opiz. Dieses Taxon wurde zunächst von P. M. Opiz benannt; Weiß degradierte es zur Unterart und vergab den neuen Namen.
Das Basionym ist nicht zwangsläufig der älteste gültige Name. Carl von Linné beschrieb 1753 die Baumart Adenanthera falcataria L. (1753). Je nach Bearbeiter wird die Art einer von zwei unterschiedlichen Gattungen zugeordnet:
- Bei Einordnung in die Gattung Paraserianthes ist der korrekte Name Paraserianthes falcataria (L.) I. C. Nielsen; Adenanthera falcataria L. (1753) ist das Basionym.
- Bei Einordnung in die Gattung Falcataria ist der korrekte Name Falcataria moluccana (Miq.) Barneby & J. W. Grimes. In diesem Fall ist Albizia moluccana Miq. (1855) das zugehörige Basionym, ohne der älteste gültige Name zu sein. Die Verwendung von Falcataria falcataria ist nicht zulässig (Tautonym).
Bakteriologie
Übertragung einer Art in eine andere Gattung: Ein Bakterium wurde 1985 durch Fabienne Bonjour und Michel Aragno als Vertreter der Gattung Bacillus beschrieben und als Bacillus tusciae bezeichnet. Durch Hans-Peter Klenk und weitere Wissenschaftler wird die Übertragung in eine neu etablierte Gattung Kyrpidia vorgeschlagen und 2012 anerkannt.
- Kyrpidia tusciae (Bonjour & Aragno 1985) Klenk et al. 2012, comb. nov. ist demnach die gültige Bezeichnung; das Basonym ist Bacillus tusciae Bonjour & Aragno 1985
Rangstufenänderung: E. Tsakalidou und weitere Wissenschaftler haben 1998 ein Bakterium als Vertreter der Gattung Streptomyces beschrieben und als Streptomyces macedonicus bezeichnet. Spätere Untersuchungen von L. Schlegel und Kollegen ergeben, dass das Bakterium der Art Streptomyces gallolyticus sehr ähnlich ist, aber genügend Unterschiede aufweist, um nicht als identisch zu gelten. Sie schlagen daher die Etablierung von Unterarten (Subspezies) von S. gallolyticus vor, was 2003 anerkannt wird.
- Streptomyces gallolyticus subsp. macedonicus (Tsakalidou et al. 1998) Schlegel et al. 2003, comb. nov. ist demnach die gültige Bezeichnung; das Basonym ist Streptomyces macedonicus Tsakalidou et al. 1998
Literatur
- Gerhard Wagenitz: Wörterbuch der Botanik. Morphologie, Anatomie, Taxonomie, Evolution. Die Termini in ihrem historischen Zusammenhang. G. Fischer, Jena u. a. 1996, ISBN 3-437-35180-X, S. 53, Artikel "Basionym".
- Gerhard Wagenitz: Wörterbuch der Botanik. Morphologie, Anatomie, Taxonomie, Evolution. Die Termini in ihrem historischen Zusammenhang. G. Fischer, Jena u. a. 1996, ISBN 3-437-35180-X, S. 306, Artikel "Protonym".
Einzelnachweise
- ↑ S. P. Lapage, P. H. A. Sneath, E. F. Lessel, V. B. D. Skerman, H. P. R. Seeliger, W. A. Clark (Hrsg.): International Code of Nomenclature of Bacteria – Bacteriological Code, 1990 Revision. ASM Press, Washington (DC), USA 1992, ISBN 1-55581-039-X (NCBI Bookshelf).
- ↑ International Code of Zoological Nomenclature Art. 32. Original spellings