Baskische Literatur bezeichnet die literarischen Werke der Basken in Vergangenheit und Gegenwart, die in baskischer Sprache verfasst wurden. Das Baskische besitzt eine große orale Tradition, die auch die Literatur in baskischer Sprache bis heute beeinflusst.
Geschichte
Der baskische Liedschatz dürfte bis in die Zeit Karls des Großen zurückreichen. Improvisationsdichtung der Bertsolaris, der oft paarweise auftretenden Dichter und Sänger, war in vielen verschiedenen Metren bis ins 19. Jahrhundert weit verbreitet. Zu den historischen Bertsolaris gehörte der Schäfer und Humorist Pernando Amezketarra (1764–1823). Zu den Erneuerern des bertso zählen Mattin Treku (1916–1981) und u. a. Maialen Lujanbio Zugasti (* 1976).
Schriftliche Überlieferungen sind hingegen eher selten. Das erste Buch in baskischer Sprache, eine Gedichtsammlung des Pfarrers Bernat Etxepare (Bernard d'Echepare), wurde 1545 veröffentlicht. Es folgten 1571 die erste Übersetzung des Neuen Testaments im Auftrag der Synode von Pau durch den reformierten Pfarrer Joanes Leizarraga (Juan Leiçarraga; Jean de Liçarrague), die in La Rochelle gedruckt wurde, sowie mehrere Sprüchesammlungen u. a. von Esteban de Garibay. Viele Druckwerke aus dieser Zeit sind jedoch verloren gegangen.
Frühe Blüte der baskischen Literatur
Im 17. Jahrhundert erschienen erste Wörterbücher, Navigationshandbücher für Seeleute und andere Sachbücher in baskischer Sprache, die meist in Frankreich gedruckt wurden. Ihre Funktion erklärt sich aus den ausgedehnten Reisen der baskischen Walfänger und Fischer, die bis nach Labrador fuhren und den Waltran in England verkauften.
Pedro de Axular (1556–1644) schuf mit Gero ein religiöses Prosawerk, das dem labortanischen Idiom von Lapurdi Geltung verschaffte. Arnaut Oihenarte (1592–1667) war der erste Autor nichtreligiöser baskischer Lyrik, dessen Werk im Druck überliefert wurde. Auf Französisch verfasste er L'art poétique basque, die erste theoretische Arbeit über die baskische Literatur. Er forderte darin Genauigkeit der Metrik, Reichtum an Reimen, Erfindung neuer Strophenformen, empfindsame Behandlung der Themen und gepflegte Sprache. 1729 wurde die erste erhaltene baskische Grammatik von Manuel de Larramendi (1690–1766) veröffentlicht, der auch ein castellanisch-baskisch-lateinisches Wörterbuch und einige Gedichte und Predigten in baskischer Sprache verfasste. Er kreierte auch zahlreiche baskische Neologismen, wobei sein philologischen Methoden vielfach kritisiert wurden. Eine Grammatik des französisch-baskischen Schriftstellers und Richters Jacques de Béla (1586–1667) ist verloren gegangen.
Im 18. Jahrhundert – mit dem Bedeutungsverlust der baskischen Schifffahrt und Fischerei – ging die literarische Produktivität zurück. Das literarische Gewicht verlagerte sich auf die spanische Seite der Pyrenäen. Damit gewann das guipuzkoanische Idiom an Bedeutung, das auch von den Jesuiten gepflegt wurde. Viele Epen und Laienspiele des Barockzeitalters wurden jedoch nie schriftlich fixiert. Francisco Xavier María de Munibe (1723–1785) gründete 1764 die Sociedad Vascongada d Amigos des País und trat als Bühnenautor in Erscheinung. Das erste wichtige Werk im biszkainischen Idiom schrieb Juan Antonio de Moguel (1745–1804).
Der Niedergang
Spätestens seit der Industrialisierung wurde Baskisch zur Minderheitensprache auf ihrem eigenen Territorium. Teils durch Publikationsverbote bedingt, teils aufgrund der intensivierten Kontakte und verbesserten Verkehrsbedingung nach Spanien und Frankreich kam es zu einer teilweisen Romanisierung der Sprache, die in Frankreich weniger radikal verlief, weil hier das Baskische an okzitanische Dialekte und nicht – wie in Spanien – direkt an eine Schriftsprache angrenzte. Damit einher ging der Verfall der baskischen Literatur, die im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ihren Tiefpunkt erreichte.
Nach dem ersten karlistischen Aufstand 1833–1839 und der Revolution von 1848 emigrierten viele Basken nach Frankreich. Während dieser Zeit wurden Werke in baskischer Sprache – meist religiöse Erbauungsliteratur, historische Schriften, Liedsammlungen oder Pastoralen – überwiegend auf der französischen Seite der Grenze veröffentlicht. So wurde bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wieder der Dialekt der Provinz Lapurdi in der Schriftsprache am häufigsten verwendet. Bis 1879 wurden jedoch lediglich 101 Bücher in baskischer Sprache veröffentlicht, von denen nur vier zur eigentlichen 'Literatur' gezählt werden können. Weitere 93 Bücher wurden ins Baskische übersetzt. Ein wichtiges Werk dieser von Autoren des französischen Baskenlands geprägten Epoche war Piarres Adames (1889) von Jean Baptiste Elissanburu, der die Schönheit der Frauen und die Vorzüge des baskischen Landlebens besang. Pierre Topet aus Barcus (Barcoxe) (1786–1862) trat durch Satiren hervor.
Die baskische Sprachbewegung des 19. Jahrhunderts
Nach dem zweiten Karlistenkrieg kam es seit 1876 zu einer massiven Auswanderung aus dem Baskenland vor allem nach Lateinamerika, aber bereits kurze Zeit danach zu einem Erstarken der baskischen Sprachbewegung im spanischen Teil des Sprachraums mit Donostia als geistigem Zentrum. Die „Baskische Wiedererweckungs- oder Renaissancebewegung“ (Euskal pizkundea, 1887–1936) unternahm erste konkrete Schritte zur Vereinheitlichung der Schriftsprache auf Basis des Zentraldialekts von Guipúzcoa, der sich stark von den Mundarten im äußersten Westen und Osten des Sprachgebiets unterscheidet. In Guipúzcoa entstand auch 1851 die baskische Nationalhymne Gernikako arbola („Baum von Gernika“), deren Autor der Barde José María Iparagirre (1820–1881) war.
In dieser Zeit erwachte das Interesse an der improvisierten Volksdichtung, es gab lokale Erzählwettbewerbe und Literaturpreise. Die Spätromantik prägte noch das Werk des Lyrikers Indalecio Bizcarrondo Ureña (1831–1876); er kam durch eine Granate der Karlisten zu Tode. Die meisten Autoren dieser Epoche wie Sabino Arana Goiri (1865–1903) gehörten der baskischen nationalistischen Bewegung an. Als Lyriker und Journalist beteiligte Arana sich an der Standardisierung des baskischen Sprache. Txomin Agirre (Domingo Aguirre Badiola, 1864–1920) als Vertreter des Costumbrismo wurde durch seine historischen Romane und Milieuschilderungen bekannt (Kresala 1901, Garoa 1909). Der Realismus Agirres ging so weit, dass er seine Romane im Dialekt des jeweiligen Schauplatzes schrieb. Als Romanautor der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist auch José Manuel de Echeita (Etxeita) zu nennen. Als Verfasser von Kurzgeschichten und Essays wurde der in Argentinien geborene Arzt Jean Etchepare (1877–1935) bekannt, ein Bewunderer Agirres, der mit seinem 1910 erschienenen Buch Buruchkak („Ährenbündel“) die bis dahin in der baskischen Literatur nicht bekannte Form der Autobiographie einführte.
Die Zeit zwischen den Kriegen
1918 wurde die bis heute bestehende Euskaltzaindia (Königliche Akademie der Baskischen Sprache) in Bilbao gegründet, die die Entwicklung und Erneuerung der baskischen Sprache und Literatur förderte. 1930 erhielt das Baskenland eine begrenzte Autonomie. Allerdings verpasste die Literatur aufgrund ihrer traditionalistisch-religiösen Orientierung, der Fokussierung auf außerliterarische Probleme und der Romantisierung der vorindustriellen Vergangenheit den Anschluss an den Modernismus und pflegte archaisierende Werte, Themen und Stile. José Mari Agirre Egaña (unter dem Pseudonym Xabier Lizardi) (1896–1933), ein später Vertreter des Symbolismus, brachte mit seinem schmalen, zum Teil erst posthum veröffentlichten Werk die baskische Lyrik auf einen Gipfelpunkt. Aufgrund seiner unübertroffenen Naturschilderungen in Biotz-begietan („Mit dem Herzen und mit den Augen“, 1932) wird er gelegentlich mit dem spanischen Träger des Literaturnobelpreises 1956 Juan Ramon Jiménez verglichen.
Die Bemühungen um eine eigenständige baskische Literatur erlitten nach dem spanischen Bürgerkrieg einen schweren Rückschlag. Viele Autoren mussten ins Exil nach Mexiko gehen, so Telésforo Monzón, oder emigrierten nach Argentinien wie Juan Antonio de Irazusta. Der Kulturphilosoph José Ariztimuño Olaso (Pseudonym: „Aitzol“, 1896–1936) und Esteban de Urquiaga (Estepan Urkiaga, 1905–1937), ein Freund Federico García Lorcas, wurden ermordet. Andere wurden verhaftet wie der Dichter und Priester Nemesio Etxaniz (1899–1982), der auch später wieder in Konflikt mit der Kirche geriet. Das aus 12.000 Versen bestehende historische Opus Euskaldunak („Die Basken“) von Nicolas Ormachea (1888–1961) konnte erst 1950 erscheinen.
Die Moderne
Seit den späten 1950er Jahren setzte mit dem Boom der baskischen Wirtschaft eine zögernde Liberalisierung der franquistischen Sprachpolitik ein. Zuerst in Pfarrschulen, dann in der Erwachsenenbildung wurde die baskische Sprache wieder benutzt. Neubeginn der literarischen Produktion ein, wobei Zeitschriften wie Egan und Eusko Gogoa eine wichtige Rolle spielten. Die sogenannte „Generation von 1956“ modernisierte die baskische Literatur und befreite sie von ihrer nationalistischen und religiösen Fixierung. Zugleich bemühten sich ihre Vertreter um eine Standardisierung der zersplitterten Dialekte.
Der Linguist José Luis Álvarez Enparantza (1929–2012), der erst mit 17 Jahren die baskische Sprache erlernt hatte und unter dem Namen Txillardegi bekannt wurde, veröffentlichte 1957 den von Sartre beeinflussten Roman Leturiaren egunkari ezkutua (Das geheime Tagebuch von Leturia), der als „Wasserscheide“ der baskischen Literatur an der Schwelle zur Moderne galt. In diesem Roman tritt erstmals ein Ich-Erzähler auf, er spielt erstmals in einem urbanen Milieu. Txillardegi war 1959 Mitbegründer der ETA und 1976 der nationalistischen Baskischen Sozialistischen Partei (ESB), einer Vorläuferin von Herri Batasuna. Er verfasste etwa 30 Bücher und prägte maßgeblich die baskische Kultur und die Nationalbewegung.
Der Lyriker und Dramatiker Gabriel Aresti (1933–1975) war ein bedeutender Spracherneuerer und Vertreter der sozialen Lyrik und des sozialen (Harri eta Herri, Stein und Land, 1964; Euskal Harria, Der baskische Stein, 1968; Harrizko Herri Hau, Dieses Land aus Stein, 1971), . Als Mitglied der sogenannten Generation von 1956 versuchte er, den Traditionalismus und Costumbrismo in der baskischen Literatur zur überwinden, und stellte den Anschluss an die moderne europäische Literatur her. Aresti spielte eine wichtige Rolle auf dem Kongress von Arantzazu (1968), der die Vereinheitlichung der baskischen Sprache förderte, und sowohl mit den Franquisten als auch mit den baskischen Nationalisten in Konflikt.
Auch der thematisch und stilistisch an Charles Baudelaire und dem französischen Symbolismus orientierte Franzose Jon Mirande (1925–1972) gehörte dieser Autorengeneration an. Er behandelte gleich drei Tabuthemen: Pädophilie, Inzest und Selbstmord. Sein Roman Haur besoetakoa von 1959 (spanisch: La ahijada, 1991) wurde mit Nabokovs Lolita verglichen und konnte im Baskenland nicht veröffentlicht werden.
Viele Autoren baskischer Sprache müssten nach dem Krieg lange Zeit von anderen akademischen Berufen leben. In der realistischen Traditionslinie stehen die Erzählungen und Romane des Philosophen Gotzon Garate (1934–2008). Der Soziologe und Autor Ramon Saizarbitoria (* 1944) veröffentlichte 1969 den experimentellen Roman Egunero Hasten Delako (Porque empieza cada día, Denn es beginnt jeden Tag) im Gefolge des französischen Nouveau roman. Der Philologe Xabier Kintana (* 1946) verfasste den ersten baskischen Science-fiction-Roman.
Seit 1978, mit der Erhebung des Baskischen zur regionalen Amtssprache in den Provinzen Vizcaya, Guipúzcoa, Álava und Teilen von Navarra und seit dem Gesetz über die Normalisierung des baskischen Sprache, das 1982 in Kraft trat, entwickelte sich eine rege Literaturproduktion in baskischer Sprache. Etwa 1200 bis 1500 Titel werden jedes Jahr neu veröffentlicht; meist handelt es sich dabei um Übersetzungen. Romane und Sammlungen von Erzählungen erreichen in der Regel eine Auflage von etwa 1500 Exemplaren. Es gibt etwa 100 Verlage im Baskenland. Etwa 300 Autoren schreiben auf Baskisch, davon sind etwa 10 Prozent Frauen. Als bedeutender Förderer der Verbreitung des baskischen Sprache, Essayist und guter Kenner der deutschen Romantik gilt Joxe Azurmendi (* 1941). Der Philologe, Dichter und Erzähler Ibon Sarasola (* 1946) leitete von 1987 bis 2005 die Arbeiten am Diccionario General Vasco (Orotariko Euskal Hiztegia) mit über 125.000 Einträgen und arbeitet gegenwärtig an noch umfangreicheren Wörterbüchern des Baskischen.
Mit dem Niedergang der baskischen Industrie in den 1980er Jahren politisierte und radikalisierte sich die Nationalbewegung. Viele Autoren der Nach-Franco-Ära waren Mitglieder dieser Bewegung oder setzten sich in ihren Werken an zentraler Stelle mit dem Post-Franquismus auseinander, so u. a. die feministische Lyrikerin, Erzählerin und Historikerin Arantxa Urretabizkaia (* 1947), die schon Anfang der 1970er Jahre begann, unter dem Einfluss der französischen Literatur, insbesondere Simone de Beauvoirs zu schreiben. Sie übersetzte Werke von Frantz Fanon ins Baskische und wurde durch ihren Kurzroman Warum Panpox (1979) bekannt.
Gegenwart: Aufarbeitung des Vergangenheit
Auch nach Francos Tod machte es die politische Kontinuität schwer, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Viele Basken organisierten sich erst jetzt in der ETA oder bewegten sich un ihrem Umfeld. Bernardo Atxaga (* 1951) wurde als Lyriker ebenso wie als Verfasser von Jugendbüchern und von realistischen Romanen international bekannt. Seine Sammlung von Erzählungen Obabakoak (1988) wurde in über 30 Sprachen übersetzt und unter dem Titel Obaba verfilmt. Der Roman Gizona bere bakardadean (1993; dt. „Ein Mann allein“, 2002) und der Politthriller Soinujolearen semea (2003; dt. „Der Sohn des Akkordeonspielers“, 2006), an denen er lange arbeitete, behandeln das Tabuthema des Verrats in der Untergrundbewegung. Seine Bekanntheit verdankt Atxaga der Tatsache, dass er seine Bücher selbst ins Spanische übersetzt und dass sie teils im Ausland spielen. So ist z. B. Hamburg ein Schauplatz von Obabakoak.
Edorta Jimenez (* 1953) behandelt historische und aktuelle Themen seiner Heimat Mundaka, so die Wirren des Bürgerkriegs in Der Lärm der Grillen (2007). Er trat auch als Lyriker hervor. Laura Mintegi (* 1955), Historikerin, Psychologin, Übersetzerin und Professorin für Sprach- und Literaturdidaktik, schreibt Romane und Erzählungen, in denen sich persönliche Beziehungen und politische Aspekte wie der Widerstand gegen den spanischen Zentralismus vermischen (Ecce homo, dt. 2012). Sie ist Vorsitzende des baskischen Sektion des PEN-Clubs und Abgeordnete der bürgerlichen Nationalisten. Iñigo Aranbarri (* 1963), Mitarbeiter der Literaturzeitschriften Susa und Bazka, wurde als Lyriker, Romanautor und kritischer Essayist bekannt. Ins Deutsche übersetzt wurde sein Roman Löcher im Wasser (2012), die Geschichte eines Anthropologen und eines argentinischen Emigranten, die die Gebeine der Bewohner von Dörfern bergen, die unter einem Stausee verschwinden werden. Dabei werden sie mit der Geschichte der jüngeren Vergangenheit konfrontiert.
Der Romanautor und Übersetzer Joseba Sarrionandia (* 1958) wurde 1980 als ETA-Mitglied und Bankräuber gefolter und fünf Jahre lang inhaftiert. Sein erstes Buch erschien, wahrend bereits in der Haft saß, wo ihn Hans Magnus Enzensberger besuchte. Er wurde auf spektakuläre Weise befreit und emigrierte über Algerien nach Kuba, wo bis 2021 lebte, darunter die längste Zeit unter falscher Identität. In seinem Roman Der gefrorene Mann (2007) thematisiert er das Schicksal baskischer Flüchtlinge in Lateinamerika. 2010 erhielt der den Premio Euskadi für sein riesiges Essaywerk Moroak gara behelaino artean? zu Themen wie Identität, Sprache und Assimilation, durfte das Preisgeld jedoch nicht in Empfang nehmen. Auch Harkaitz Cano (* 1975), ein vielseitiger, mehrfach preisgekrönter Autor, behandelt in seinem Roman Twist (2011) einen Stoff aus der Zeit des Kampfes der ETA der 80er Jahre, wobei er viele Anleihen an die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts macht. Kirmen Uribe (* 1970) ist einer der erfolgreichsten jüngeren baskischen Autoren. Er erhielt seinen ersten Literaturpreis für einen Gedichtband 1995, als er wegen Wehrdienstverweigerung im Gefängnis saß. Heute lebt er in New York. 2009 erhielt den spanischen Premio der la critica in der Kategorie Erzählungen für sein Buch Bilbao-New York-Bilbao.
Unter den Genres dominieren heute eindeutig Roman, Erzählung und Kurzgeschichte. Die geringe Anzahl von Übersetzungen ist nach wie vor ein großes Hemmnis für die internationale Verbreitung des baskischen Literatur.
Themen der baskischen Geschichte und Gegenwart werden auch von spanischsprachigen Schriftstellern des Baskenlandes bearbeitet, so z. B. von Ramiro Pinilla (1923–2014) in seinem Familienepos Verdes valles, colinas rojas (2004).
Stilistische Besonderheiten
Die junge Generation hat ihre Schul- oder Hochschulausbildung bereits in baskischer Standardsprache (Euskara Batua) absolviert. Dennoch haben lokale Dialekte eine große Bedeutung, etwa um die Herkunft der Sprecher zu bezeichnen. Sie weichen stark vom Batua ab. Die Wortwahl ist oft stärker am phonetischen Wortklang orientiert als am Inhalt, dabei wird die Aussage über die „Melodie“ der Sätze transportiert. Ein gebräuchliches Element sind lyrische Wiederholungen und Reime, unter denen der Stil durchaus nicht leiden muss. Da der Verbvorrat begrenzter ist als im Deutschen und einige wenige Verben quantitativ dominieren (machen, sein, lassen, bleiben), würde eine wörtliche Übersetzung zu einer starken Verflachung führen.
Auch die Anredeformen sind sehr kompliziert. Ihre Verwendung ist nicht allgemein üblich, sondern Ausdruck eines bestimmten kulturell-intellektuellen Umfeldes, was die Übersetzung erschwert. Oft fehlen im Baskischen fachsprachliche Begriffe, die kompliziert umschrieben werden müssen.
Literatur
- Joxe Azurmendi: Die Bedeutung der Sprache in Renaissance und Reformation und die Entstehung der baskischen Literatur im religiösen und politischen Konfliktgebiet zwischen Spanien und Frankreich. In: Wolfgang W. Moelleken, Peter J. Weber (Hrsg.): Neue Forschungsarbeiten zur Kontaktlinguistik, Bonn, Dümmler 1997, ISBN 978-3-537-86419-2.
- Wilhelm Giese: Die baskische Literatur, In: Kindlers neues Literatur-Lexikon, München 1996, S. 105–107,
- Jon Kortazar Uriarte: Baskische Literatur: Essais. Übersetzt von Reiner Wandler. Edition Tranvía, Walter Frey, Berlin 2005, ISBN 978-3-925867-77-4.
- Mari Jose Olaziregi: Basque Literary History. Center for Basque Studies, University of Nevada ISBN 978-1-935709-19-0
- Natalie Schilling: Baskische Sprache und Literatur. GRIN E-Book, 2009, ISBN 978-3-640-29737-5.
- Ibon Sarasola: Historia social de la literatura vasca. Akal, 1976.
- Baskische Literatur. In: Der Literatur-Brockhaus. Mannheim 1988, Bd. 3, S. 192–194.
Weblinks
- Portal baskischer Lyrik aus fünf Jahrhunderten (mehrsprachig)
- Website zur baskischen Literatur (französisch), darin: Baskische Literaturgeschichte (spanisch)
- Baskische Literatur in Biographien
- Baskische Literatur: Überblick
Einzelnachweise
- ↑ Baskische Literatur, in: Der Literatur-Brockhaus, Mannheim 1988, Bd. 1, S. 192f.
- ↑ Archivierte Kopie (Memento vom 1. Januar 2014 im Internet Archive)
- ↑ Baskische Literatur, 1988, S. 193.
- ↑ Wilhelm Giese, 1996, S. 105
- ↑ Stichwort Baskische Sprache u. Literatur in: Pierers Universallexikon, Bd. 2, Altenburg 1857, Online
- ↑ Das Erwachen der Baskischen Literatur, Baskenland (Memento vom 29. Mai 2014 im Internet Archive) auf www.transkript-review.org
- ↑ www.euskomedia.org
- ↑ Baskische Literatur, 1988, S. 193.
- ↑ Baskische Literatur, 1988, S. 193.
- ↑ Lapurdum (in französischer Sprache)
- ↑ Baskische Literatur, 1988, S. 193.
- ↑ Gesammelte Werke: Obra guztia: Poemak. Obras completas. Poesia, Bilbao: Kriselu 1976 (zweisprachig)
- ↑ Ibon Izurieta, Ramón Saizarbitoria's High Modernist Novel in Contemporary Basque Literature, in: Arizona Journal of Hispanic Cultural Studies, vol. 8 (2004), S. 75–86
- ↑ transcript-review.org (Memento vom 29. Mai 2014 im Internet Archive)
- ↑ Ibon Uribarri Zenekorta: Deutsch-Baskische Übersetzung: Allgemeine Situation und spezifische Probleme auf tinet.cat
- ↑ Raul Zelik: «In der Literatur konnte alles neu erfunden werden» in woz.ch, 17. Februar 2022.
- ↑ Ibon Uribarri Zenekorta: Deutsch-Baskische Übersetzung: Allgemeine Situation und spezifische Probleme auf tinet.cat
- ↑ Vgl. Schilling 2009, S. 12