Bella Waldritter, geborene Crescentia Arabella Ritter, später Bella Peters, (* 1. November 1886 in München; † 3. September 1974, nach anderen Quellen: † 25. August 1974) war eine deutsche Sopranistin und Schauspielerin.
Leben
Bella Waldritter wurde als Crescentia Arabella Ritter geboren. Ihr späterer bürgerlicher Familienname war Peters. Sie besuchte die Theaterschule König in München und begann ihre Theaterlaufbahn Anfang des 20. Jahrhunderts bei einer bayerischen Wanderbühne. Waldritter war von Hause aus eine Sopranistin und übernahm hauptsächlich das Rollenfach der Soubrette. 1920 sang sie am Stadttheater Lüdenscheid das Hannerl in der Operette Das Dreimäderlhaus; die musikalische Leitung hatte der junge Kurt Weill.
Anfang der 1950er-Jahre kam sie, nach verschiedenen Zwischenstationen, an das Berliner Ensemble unter Bertolt Brecht, dem sie lange Jahre angehörte. Im Mai 1953 wirkte sie dort als Frau Mittelländer in der Uraufführung der Komödie Katzgraben von Erwin Strittmatter mit. Ihre Partner waren Angelika Hurwicz, Gerhard Bienert und Erwin Geschonneck; die Inszenierung stammte von Bertolt Brecht. Eine Aufführung des Theaterstücks wurde 1957 auch für den Deutschen Fernsehfunk aufgezeichnet. Im März 1954 übernahm sie die Rolle der Petrona in Meister Pfriem oder Kühnheit zahlt sich aus von Martinus Hayneccius in einer Studioaufführung des Berliner Ensembles. 1954 spielte sie am Berliner Ensemble auch die Kinderfrau Maro in Brechts Inszenierung des Lehrstücks Der kaukasische Kreidekreis gemeinsam mit Helene Weigel. Außerdem übernahm sie in dem mehrteiligen Stück die Rollen der Aniko Vachnadze und von Mütterchen Grusinien. Am Berliner Ensemble spielte sie alternierend mit Käthe Reichel die Rolle der alten Frau in Mutter Courage und ihre Kinder. Außerdem spielte sie im Laufe ihrer Karriere in den Brecht-Stücken Die Mutter und Der gute Mensch von Sezuan (als alte Prostituierte).
Ihr Filmdebüt bei der DEFA gab sie 1951 in einer kleinen Rolle in der Literaturverfilmung Der Untertan unter der Regie von Wolfgang Staudte. In dem Märchenfilm Das Feuerzeug nach Motiven von Hans Christian Andersen übernahm sie 1959 die „skurrile, verschlagene“ Hexe. 1961 spielte sie in der Filmfassung von „Brechts klassischer, weltberühmter Inszenierung“ der Mutter Courage und ihre Kinder von Manfred Wekwerth und Peter Palitzsch wiederum an der Seite von Helene Weigel die Rolle einer alten Frau.
Waldritter spielte in Film und Fernsehen häufig prägnante Nebenrollen, insbesondere Nachbarinnen, Großmütter, Kundinnen, unter anderem als Käuferin in Der Kinnhaken (1962) und als alte Frau in Tiefe Furchen (1965). Bei der DEFA und dem DFF wurde sie gerne als „Greisin mit Altersweisheit“ besetzt. Eine ihrer letzten Rollen hatte sie als alte Frau 1972/1973 in dem Fernsehmehrteiler Die sieben Affären der Doña Juanita unter der Regie von Frank Beyer.
1962 wirkte sie an der Seite von Gisela May, Hilmar Thate und Angelica Domröse in einer kleinen Rolle als eine Frau der Rue Pigalle in der Hörspielproduktion von Brechts Theaterstück Die Tage der Commune für das DDR-Schallplattenlabel Litera mit.
Filmografie
- 1951: Der Untertan
- 1952: Schatten über den Inseln
- 1953: Die Unbesiegbaren
- 1957: Katzgraben (Theateraufzeichnung)
- 1957: Zwei Mütter
- 1957: Wo Du hin gehst…
- 1957: Mutter Courage und ihre Kinder (Theateraufzeichnung)
- 1958: Nur eine Frau
- 1958: Die Mutter (Theateraufzeichnung)
- 1958: Das Feuerzeug
- 1959: Senta auf Abwegen
- 1959: Eine alte Liebe
- 1960: Trübe Wasser
- 1960: Blaulicht: Die Butterhexe (Fernsehreihe)
- 1960: Papas neue Freundin (TV)
- 1961: Mutter Courage und ihre Kinder (Theateraufzeichnung)
- 1962: Weimarer Pitaval (Fernsehserie): Der Fall Hellseher Drost
- 1962: Der Kinnhaken
- 1962/1990: Monolog für einen Taxifahrer (Fernsehfilm)
- 1963: Blaulicht: Kümmelblättchen
- 1965: Tiefe Furchen
- 1965: Der Frühling braucht Zeit
- 1965: Die Mutter und das Schweigen
- 1966: Pitaval des Kaiserreiches: Der Prozeß gegen die Gräfin Kwilecki (Fernsehreihe)
- 1966: Die Tage der Commune (Theateraufzeichnung)
- 1966: Der Frühling braucht Zeit
- 1971: Optimistische Tragödie (TV)
- 1973: Die sieben Affären der Doña Juanita (vierteiliger Fernsehfilm)
Hörspiele
- 1954: Martin Hayneccius: Hans Pfriem – Kühnheit zahlt sich aus (Petrus Frau) – Regie: Käthe Rülicke-Weiler (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1961: Reszö Szirmai: Jedermanns Weihnachtsbaum – Regie: Fritz-Ernst Fechner (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1971: Bertolt Brecht: Die Tage der Commune (Frau der Rue Pigalle) – Regie: Manfred Wekwerth/Joachim Tenschert (Hörspiel – Litera)
Literatur
- Frank-Burkhard Habel, Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-304-7.
Weblinks
- Bella Waldritter in der Internet Movie Database (englisch)
- Bella Waldritter bei filmportal.de
Einzelnachweise
- 1 2 DEFA-Sternstunden Forum (Memento vom 12. September 2012 im Webarchiv archive.today). Beitrag von Volker Wachter vom 30. März 2008, der sich dabei auf eine Auskunft des Berliner Ensembles beruft. Wortlaut: „Die skurrile Bella Waldritter (u. a. hinterlistige Hexe im Märchenfilm "Das Feuerzeug), mit bürgerlichem Namen Crescentia Arabella Peters geb. Ritter, starb bereits am 25.8.1974. Dank an Frau Handel vom BE!“
- ↑ Symonette, Elmar Juchem: Kurt Weill, Briefe an die Familie. Metzler, 2000., S. 255.
- ↑ Jürgen Schebera: Kurt Weill. Eine Biographie in Texten, Bildern und Dokumenten. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1984. Seite 28. ISBN 3-370-00289-2.
- ↑ Berliner Ensemble, Ruth Berlau: Theaterarbeit Henschelverlag 1967.
- ↑ Werner Hecht: Brecht Chronik 1898-1956. Suhrkamp Verlag 1998. S. 1052, 1059, 1097, 1250.
- ↑ Brechts Theaterarbeit: seine Inszenierung des "Kaukasischen Kreidekreises" 1954 von Werner Hecht, S. 77, 236.
- ↑ Mutter Courage und ihre Kinder, Henschel Verlag 1961.
- ↑ Die Mutter Henschel Verlag, 1969.
- ↑ Das Feuerzeug. Besetzung auf defa-sternstunden.de (Memento vom 16. Februar 2014 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Rolf Schenk: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946–1992. Henschel Verlag Berlin 1994. Seite 164, ISBN 3-89487-175-X.
- ↑ Die Tage der Commune (Memento vom 4. Februar 2009 im Internet Archive) Produktionsdetails und Besetzung auf der Webseite DDR-Hoerspiele.net.