Karmel
Höchster Gipfel Rom Carmel (546 m)
Lage Israel
Koordinaten 32° 40′ N, 35° 1′ O

Der Karmel oder Carmel (hebräisch כַּרְמֶל, abgeleitet von kerem 'el, „Weinberg Gottes“; arabisch جبل الكرمل Dschabal al-Karmil) ist ein Gebirgszug in Nordisrael im Bezirk Haifa bei Tirat Carmel. Es ist in Nord-Süd-Richtung 23 Kilometer lang und 8 bis 10 Kilometer breit und erhebt sich bis auf eine Höhe von 546 Metern entlang der Mittelmeer-Küstenebene. Wegen der verhältnismäßig hohen Niederschläge hat das Gebirge eine üppige Vegetation und wurde zum Nationalpark erklärt.

Im übertragenen Sinn kann der Karmel auch ein Kloster der nach dem Gebirge benannten Karmeliten oder Karmelitinnen bezeichnen.

Geologie und Natur

Das Gebirge besteht überwiegend aus Kalkstein und hartem Dolomit. In der Erdgeschichte haben sich zahlreiche Höhlen gebildet. Aufgrund reichlicher Niederschläge gedeihen in den Niederungen verschiedene Pflanzen und Sträucher. In den Tälern werden Wein, Orangen, Bananen, Feigen und andere Früchte angebaut. Charakteristische Bäume sind die Aleppokiefer, Eichen, Johannisbrotbäume, Platanen, Wacholder und Zypressen. Die reiche Vegetation des Karmel mit ihren seltenen Blumen, dem Duft der Orangen und Oliven wird bereits in alten Chroniken gepriesen. Im Jahr 1860 schrieb Wolf Alois Meisel über den Karmel:

„Geheimen Schauer und Schrecken flößen die Schluchten und Höhlen ein, an denen der Carmel so reich ist; er hat der letzteren mehr als tausend. Die berühmteste und größte unter ihnen ist die, in welcher der Prophet Elijahu gewohnt hat; denn ihn, dem begeisterten Eiferer für Gott, Tugend und Wahrheit, dankt der Carmel zumeist den Charakter der Heiligkeit, der ihm anhaftet.“

Im Karmelgebirge wurde 2019 zum ersten Mal das Karmeltazit auf der Erde gefunden, ein Mineral, das man zuvor nur in extraterrestrischen Körpern gefunden hatte.

Geschichte

Das Gebiet des Karmel gehört zu den frühen Siedlungsgebieten der Menschheit außerhalb Afrikas. In den Höhlen von Kebara, Skhul (eine der Höhlen des als UNESCO-Welterbe gewürdigten Nahal Me’arot) und Misliya wurden Spuren der Neandertaler und des archaischen Homo sapiens aus der Zeit vor etwa 130.000 Jahren (Altsteinzeit) gefunden.

Von den Kanaanitern wurde am Karmel der Gott Ba’al verehrt. Gemäß alttestamentlicher Überlieferung soll David um 1000 v. Chr. das Gebiet in sein Reich eingegliedert haben.

Gemäß biblischer Überlieferung endete die Anbetung des Baal unter der Herrschaft des König Ahab im 9. Jahrhundert v. Chr. Nach einer Probe auf dem Berg Karmel, wobei Elija JHWH als den wahren Gott kennzeichnete, tötete das Volk die Baalspropheten (1 Kön 18,18–40 ). Damit hatte sich die Anbetung des JHWH gegen die Vorläuferreligion durchgesetzt. In den folgenden Jahrhunderten wechselte die Herrschaft über das Karmelgebiet häufig. Ab der Kreuzzugszeit ließen sich Christen am Karmel nieder. Das Gebiet gehörte unter anderem zum Assyrischen, Römischen, Byzantinischen, Osmanischen Reich bzw. zum Völkerbundsmandat für Palästina. Seit 1948 gehört das Gebirge zum israelischen Staatsgebiet.

Im Dezember 2010 brach im nördlichen Karmelgebirge ein Brand aus, der auf weite Waldflächen übergriff und große Schäden anrichtete (siehe Hauptartikel Waldbrand in Israel 2010). Mehrere tausend Hektar Wald fielen dem Feuer zum Opfer.

Orte im Bereich des Karmel

Wichtigste Stadt im Bereich des Karmel ist Haifa, das sich an den Nordhängen des Gebirges, dem Karmelkap, über 300 Meter Höhenunterschied vom Meer die Berghänge hinauf erstreckt. Besonders markant ist der Hochhausturm der im Kammbereich liegenden Universität.

Touristisch interessant sind außerdem die Drusendörfer Daliyat al-Karmil und Isfiya, die beiden christlichen Karmelitenklöster, das Künstlerdorf En Hod und Zichron Ja’akow, die Stadt, in der der größte israelische Weinproduzent Carmel einen seiner Hauptsitze hat.

Am Karmelgebirge bestehen noch zwei Klöster der Karmeliten. Das Kloster Muhraqa am südöstlichen Karmel soll an der Stelle liegen, an welcher der Prophet Elija einen Gottesbeweis gegen die Priester des Baal geführt und sie anschließend getötet hat (1 Kön 18 ). Das Karmelitenkloster am Karmelkap liegt am Nordende des Gebirges in Haifa. Unterhalb der Kirche befindet sich eine Grotte, die nach der Überlieferung Elija als Wohnung diente.

Außerdem befindet sich in Haifa der Schrein des Bab, der sich innerhalb der Hängenden Gärten der Bahai befindet. Diese architektonisch interessante Parkanlage erstreckt sich über einen Kilometer hinab zur deutschen Siedlung, die von der protestantisch-pietistischen Tempelgesellschaft ab 1869 erbaut wurde. In Haifa befindet sich das Bahai-Weltzentrum, das 2008 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Im Mai 2001 fand in den Bahai-Gärten ein großes Event statt. Dabei wurden die Kantate O Queen of Carmel von Tolib Shahidi sowie das Oratorium Traces of Light des norwegischen Komponisten Lasse Thoresen uraufgeführt.

Religionen und der Karmel

Im Tanach kommt der Berg Karmel neben den Erwähnungen in der Erzählung über Elija (1 Kön 18) noch an weiteren Stellen explizit namentlich vor:

  • Jos 12,22: Im Rahmen der Landnahme-Erzählungen findet sich der König von Jokneam am Karmel in einer Auflistung der von Josua besiegten Könige.
  • Jos 19,26: Im Rahmen geografischer Verortungen von den Gebietsgrenzen des Stamms Asser kommt der Karmel beiläufig vor.
  • 2 Kön 2,25; 4,25: Von Elischa wird berichtet, dass er sich dort aufhält und von dort aus in der Umgebung Wunder vollbringt. Er wird dort z. B. von einer Schunemiterin aufgesucht, deren Sohn tot ist. Elischa erweckt ihn wieder zum Leben.
  • 2 Chr 26,10: Usija macht sich das agrarwirtschaftliche Potential des Karmel zunutze.
  • Hohelied Salomos 7,6: Der Kopf der Geliebten wird mit dem Karmel verglichen.
  • Darüber hinaus kommt der Karmel auch in der prophetischen Literatur vor, z. B.: Jesaja 33,9; 35,2; Jeremia 46,18; Jer 50,19; Amos 1,2; 9,3; Nahum 1,4.

Im Christentum hat der Orden der Karmeliten einen besonderen Bezug zum Karmel.

Darüber hinaus findet sich heutzutage das Weltzentrum der Bahai auf dem Berg Karmel.

Commons: Mount Carmel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Karmelgebirge – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Michel Rauch, Robert Fishman: Baedeker Reiseführer Israel / Palästina. S. 340 ff.
  2. Wolf Alois Meisel: Der Carmel – Religiöse Wochenschrift für Synagoge, Schule und Haus. Band XV, 1. Jahrgang, 1860, S. 3, 4.
  3. Timeline in the Understanding of Neanderthals. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 13. Juli 2007.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Avraham Ronen: Tabun Cave in the Carmel Culture Sphere. In: Yehouda Enzel, Ofer Bar-Yosef (Hrsg.): Quaternary of the Levant – Environments, Climate Change, and Humans. Cambridge University Press, 2017, ISBN 978-1-107-09046-0, S. 215 ff.
  5. Jewish Encyclopedia, Books of Kings
  6. Jewish Encyclopedia, Book of Amos
  7. Strabo: Die Geographie
  8. Viele Menschen sterben bei Waldbrand. In: Spiegel online. 2. Dezember 2010, abgerufen am 29. November 2014.
  9. Hintergrund: Die Karmel-Berge im Norden Israels. auf: rhein-zeitung.de,
  10. Haifa und Karmelgebirge. auf: geheimes-israel.de
  11. Unesco erkennt 27 Stätten neu als Welterbe an. (Memento vom 9. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today) In: Sächsische Zeitung online. 9. Juli 2008.
  12. Die Heiligen Stätten der Religionsgemeinschaft Bahá'i in Israel wurden Weltkulturerbe. auf: stanet.ch
  13. With a dramatic flourish, Baha'is unveil majestic garden terraces on Mount Carmel
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