Berliner Trinkbrunnen Typ 1, auch Kaiser-Brunnen, Standort
Parkanlage Gärten der Welt
Berliner Trinkbrunnen Typ 2, auch Botsch-Brunnen, Standort Char­lottenburg, Kurfürstendamm 225

Die Berliner Trinkbrunnen sind etwa einen Meter hohe metallene Trinkbrunnen in der Stadt Berlin, aus denen stetig Trinkwasser sprudelt; die Nutzung ist kostenlos. Im April 2021 gaben die Berliner Wasserbetriebe (BWB) an, dass sie im gesamten Berliner Raum 180 Trinkbrunnen betreiben. Sie werden vom zentralen Berliner Trinkwassernetz gespeist und von den BWB betrieben und gewartet und sind seit den 1980er Jahren vor allem an belebten Orten innerhalb der Stadt aufgestellt. Im Gegensatz zu Konstruktionen in anderen Städten sprudelt aus diesen Brunnen, die es im Sommer 2019 in zwei verschiedenen Gestaltungsvarianten gab, stetig eine kleine Fontäne, die im leichten Bogen aufsteigt. Das Restwasser läuft in die zentrale Abwasserleitung.

Ausführungsformen der Trinkbrunnen in Berlin

Allgemeines

Finanziert werden die Trinkbrunnen aus Landesmitteln, für Planung und Bau sind die Berliner Wasserbetriebe verantwortlich. Der städtische Versorger hatte zwischen 1985 und den 2010er Jahren zwei Versionen entwickelt und diese im gesamten Berliner Stadtgebiet auf öffentlichen Plätzen, bevorzugt an stark frequentierten Stellen, aufgestellt. Ende 2016 zeigte eine Karte 32 Aufstellorte. Im August 2018 wurde bereits eine Anzahl von 48 angegeben, die jedoch sehr ungleichmäßig auf die Bezirke verteilt sind. In Abstimmung mit den Bezirksverwaltungen werden ständig neue Aufstellorte für die bedienelementefreien Trinkbrunnen gesucht. Die auf den Straßen und Plätzen installierten Brunnen werden wegen der Frostgefahr nur zwischen Mai und Oktober betrieben. Im Jahr 2017 wurden rund 350.000 Liter Trinkwasser über diese Brunnen bereitgestellt, die Betriebskosten betrugen dabei etwa jeweils 3500 Euro. Der Bau neuer Trinkwasserbrunnen kostet zwischen 12.000 und 15.000 Euro, je nach Aufwand der Rohrinstallationen und deren Länge. Zusätzliche Kosten in Höähe von 4500 Euro entstehen durch die Wartung und die regelmäßige Wasserberpobung in Laboren. Sie sprudeln zwischen Mai und Oktober im Dauerbetrieb und liefern frisches Trinkwasser aus der Leitung zum Trinken und Abfüllen. Einen Standortüberblick gibt es auf der Karte der Wasserbetriebe. Per November 2020 waren 132 Trinkbrunnen im Stadtgebiet vorhanden, 2019 waren es 96. Vorgesehen war, bis 2022 rund 100 weitere Trinkbrunnen aufzustellen. Ob das Ziel erreicht werden konnte, ist nicht bekannt.

Außer den ab den späten 1980er Jahren in Kleinserie hergestellten Trinkbrunnen haben sich aus der Historie der Stadt auch andere Formen erhalten, die meist zusammen mit Springbrunnen errichtet wurden. Ursprünglich waren diese Brunnen zur Netzspülung gedacht, aber sie sind ein Beitrag zur Lebensqualität in der Stadt geworden. Neben den öffentlichen Trinkbrunnen existieren 1989 Wasserspender, davon rund hundert in öffentlichen Gebäuden, 67 in Schulen und die übrigen in Unternehmen, Arztpraxen und anderen Einrichtungen.

Zur Wasserversorgung der Bevölkerung in Notfällen gibt es darüber hinaus bereits seit dem 18. Jahrhundert Trinkwassernotbrunnen. Diese sind nicht ständig nutzbar und das Wasser hat keine garantierte Trinkwasserqualität. Jeder dieser Straßenbrunnen der Notversorgung wird aus einer eigenen Tiefbohrung mit Grundwasser versorgt.

Die Finanzierung erfolgt durch den Senat. Weitere Kosten entstehen durch zweiwöchentliche Kontrollen und Reinigung sowie durch die Wasserbeprobung im Labor der BWB. Bürger können gewünschte Standorte vorschlagen, vorausgesetzt Wasser- und Abwasserleitungen sind vorhanden, so soll der wirkliche Bedarf ermittelt werden. Bevorzugt sind öffentliche, gut einsehbare und besuchte Plätze mit Sitzbänken. Am Standort einiger öffentlicher Schmuckbrunnen gibt es Wasserspender, die das Trinkwasserangebot für Passanten verbessern. Zudem gibt es Trinkwasserspender in einigen öffentlichen Verwaltungsgebäuden.

Die Trinkwasserbrunnen sind in den Wintermonaten abgestellt. Bei der Wiederinbetriebnahme im Frühjahr wird das Wasser zunächst gespült, während dieser Zeit ist eine Markierung angebracht, dass noch keine Trinkwasserqualität besteht.

Es gibt die Berliner Trinkbrunnen in zwei Ausführungen: leuchtend blau und dezent silbergrau.

Typ 1, auch Kaiser-Brunnen

Diese Brunnen sind nach dem Architekten Siegfried Kaiser benannt. Die etwa einen Meter hohen Brunnensäulen mit etwa 40 Zentimeter Durchmesser bestehen aus Gusseisen. „Gestalterische Idee war, auf der Brunnensäule den Weg des Wassers aus der Tiefe der Erde bis zum Verbraucher darzustellen. Auf fünf übereinanderliegenden Rohrstücken zeigen bildliche Darstellungen Erdschichten mit Grundwasserbrunnen, das Belüften des Wassers im Wasserwerk, das Filtern und Aufbereiten des Wassers, den Trinkwasserbehälter und die Pumpe, das Rohrleitungsnetz, Schieber und Hydrant sowie den Kreislauf des Wassers.“ Die meisten Brunnensäulen sind außen blau lackiert, der Wasseraustritt, am Seitenrand montiert, hat die Form einer Kugel, die entweder bronzefarben gehalten ist oder aus Edelstahl besteht. Aus ihr tritt permanent ein kleiner Wasserstrahl aus. Die gitterartige Abdeckung der Auffangschale hat die Form einer bewegten Welle. Im oberen Teil findet sich die – bewusst gewählte – doppeldeutige Aufschrift „Trink Wasser“. Die Wasserschale entspricht dem obersten Segment der Säule und ist wie ein Henkelkörbchen gestaltet. Durch technische Maßnahmen im Inneren der Säule wird beste Trinkwasserqualität garantiert. Hergestellt werden die Trinkbrunnen von der Eisengießerei Ludwig Frischhut aus Pfarrkirchen. Weitere Berliner Trinkbrunnen vom Modell Kaiser stehen auch in Bochum, München, Zürich, Linz, Wien und Luxemburg.

Typ 2, auch Botsch-Brunnen

Die aus Aluminium gegossenen und 1,05 m hohen Säulen sind durch Quermarkierungen optisch in fünf gleich hohe Segmente untergliedert und besitzen einen leicht ovalen Querschnitt: Der Berliner Designer Marcus Botsch entwarf die Form. An einer Seite des oberen Randes ist eine flache Schale mit 50 Zentimeter Durchmesser eingearbeitet, aus deren Mitte ebenfalls stetig ein feiner Wasserstrahl aufsteigt. Dieser Typ, ebenfalls als Berliner Trinkbrunnen bezeichnet, besitzt keine Ornamente, wirkt aber äußerst elegant und eignet sich auch für die Aufstellung in geschlossenen Räumen.

Typ 3, barrierefrei

Nach bestandener Testphase ist zudem ein drittes barrierefreies Modell im Einsatz. Dabei kann der Sprudel mit dem Rollstuhl unterfahren werden.

Wiener Trinkbrunnen in Berlin

Seit 1994 befindet sich ein Modell des überregional bekannten Wiener Trinkbrunnens von Hans Muhr in Berlin-Charlottenburg, gewidmet „Den Durstigen der Stadt Berlin“, ein Geschenk in Kooperation von Siemens Wien und den Berliner Wasserbetrieben.

Trinkwasserbrunnen in weiteren Großstädten

  • Die Bereitstellung von kostenlosem Trinkwasser seitens der Verwaltungen größerer Städte erfolgte bereits seit Jahrhunderten.
  • Für Paris wird der erste öffentliche Trinkwasserbrunnen nachgewiesen im 13. Jahrhundert. Im Jahr 1499 waren bereits 17 registriert und im November 2019 beläuft sich die Anzahl auf 1.114 Trinkbrunnen. Zu den bekannteren in Paris gehören die Wallace-Brunnen.
  • In New York gibt es rund 3500 Outdoor-Trinkbrunnen (Stand: 2019) auf öffentlichen Straßen, Plätzen und in Parks.
  • In Rom gab es in den 2020er Jahren rund 2500 öffentliche Trinkwasserfontänen, die „Nasoni“ (Große Nasen) genannt werden. Rund 220 davon schmücken das historische Stadtzentrum. Der damalige Bürgermeister hatte im Jahr 1874 den freien Zugang zu Wasser für alle beschlossen – einschließlich der Haustiere.
  • Im Juni 2019 wurden 1000 Trinkbrunnen in Wien gezählt, darunter auch mobile Exemplare in den Sommermonaten, welche an stark frequentierten Orten mit Hydranten verbunden werden.

Initiative Blue Community Berlin

Der Zuwachs von Berliner Trinkwasserbrunnen steht im Zusammenhang mit dem Beitritt der Stadt Berlin zur weltweiten Initiative Blue Community am 22. März 2018. Diese Initiative wurde 2011 vom Council of Canadians ins Leben gerufen, deren Vorsitzende Maude Barlow ist. Mitglieder dieser Community setzen sich weltweit seit Ende des 20. Jahrhunderts für den freien Zugang zu Trinkwasser ein, verpflichten sich, Wasser als öffentliches Gut zu schützen und als Menschenrecht anzuerkennen. – Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete am 28. Juli 2010 eine Resolution, die den Zugang auf sicheres und sauberes Trinkwasser und auf eine Sanitärversorgung als „ein unverzichtbares Lebensrecht“ bezeichnet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. An 180 Orten kann Berlin sein blaues Wunder erleben, 23. April 2021.
  2. Wasser Marsch durch Aktionsprogramm. Berlin bekommt 100 weitere Trinkbrunnen. Der Tagesspiegel, 26. Juli 2019, abgerufen am 16. November 2019.
  3. Trinkwasser-Brunnen, Senatsinitiative. (Nicht mehr online verfügbar.) rbb24, Juli 2019, archiviert vom Original am 16. November 2019; abgerufen am 16. November 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Bernd Wähner: 26 Brunnen spenden Trinkwasser (im Bezirk Lichtenberg), in Berliner Woche, Ausgabe für Lichtenberg, Fennpfuhl und Rummelsburg, 1. Juli 2023, S. 1.
  5. Sprudelnde Erfrischung. In: Berliner Zeitung, 13. August 2019, S. 10.
  6. Laut Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt auf eine Anfrage von SPD-Politiker Sven Kohlmeier im Abgeordnetenhaus. Berlin will 100 weitere Trinkbrunnen installieren (Memento vom 16. November 2019 im Internet Archive). RBB24, 26. Juli 2019.
  7. Standorte der Trinkbrunnen der Berliner Wasserbetriebe
  8. Seit heute sprudelt Berliner Wasser aus 100 Trinkbrunnen. Pressemitteilung, Senator für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, 18. September 2019, abgerufen 8. Mai 2020.
  9. Ulrike Martin: Neue Trinkbrunnen im Bau. In: Berliner Woche, 9. August 2019.
  10. Die Berliner Wasserbetrieb geben auf ihrer Webseite einen Überblick über die Standorte der Trinkbrunnen: Trinkbrunnen in Berlin.
  11. 1 2 3 Berliner Trinkbrunnen (1985), artibeau.de abgerufen am 15. November 2019.
  12. Angaben der Wasserbetriebe zum Kaiser-Brunnen. Erste Modelle entstanden im Jahr 1985.
  13. Der Berliner Trinkbrunnen auf www.bwb.de; abgerufen am 29. Januar 2017.
  14. Der defekte Trinkbrunnen in der Zingster Straße soll bald wieder sprudeln. Berliner Woche, 2019, abgerufen am 15. November 2019.
  15. Zwei neue barrierefreie Trinkbrunnen auf dem Tempelhofer Feld. In: gruen-berlin.de. 2021, abgerufen am 19. März 2023.
  16. Brunnen im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, 2018, abgerufen am 15. November 2019.
  17. Livret Fontaines (Frischwasser-Fontänen). (Nicht mehr online verfügbar.) 2012, archiviert vom Original am 17. Juli 2019; abgerufen am 15. November 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  18. Cartes des Fontaines (Karte mit Standorten der Trinkbrunnen). 2019, abgerufen am 15. November 2019.
  19. Health and Safety Guide. Abgerufen am 16. November 2019.
  20. Rom legt seine berühmten Wasserspender teils still. Abgerufen am 16. November 2019.
  21. Roman Fountains: 2000 Fountains in Rome : a Complete Collection, Marvin Pulvers, Verlag: L'Erma di Bretschneider, Rom, 2000.
  22. Zu wenig Trinkbrunnen – Berlin abgeschlagen hinter Rom und Paris, BZ, 1. August 2018.
  23. Trinkbrunnen versorgen Durstige in Wien mit Wasser. (Nicht mehr online verfügbar.) www.vienna.at, ehemals im Original; abgerufen am 16. November 2019. (Seite nicht mehr abrufbar. < Suche in Webarchiven.)
  24. Lea Luna Holzinger: Interaktive Karte mit allen rund 900 Wiener Trinkbrunnen, abgerufen am 11. September 2018.
  25. Wofür steht Blue Community. bluecommunityberlin.de, abgerufen am 16. November 2019.
  26. Pressemitteilung des Berliner Senats vom 7. Juli 2020: 149 öffentliche Trinkwasserbrunnen bieten Erfrischung unterwegs/ „Blue Community“ Berlin setzt erfolgreiches Aktionsprogramm fort, abgerufen am 5. Dezember 2020.
  27. Maude Barlow: Our Right to Water, Report (Memento vom 11. September 2018 im Internet Archive; PDF) (englisch), abgerufen am 11. September 2018.
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