Bernd Otto (* 9. September 1940 in Wuppertal) ist ein deutscher Manager. Er ist ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Handelsunternehmens co op AG, Frankfurt am Main. Er war einer der Hauptangeklagten bei dem Wirtschaftsstrafverfahren im Zusammenhang mit dem co-op-Skandal Ende der 1980er Jahre.

Leben

Otto erlernte zunächst das Handwerk des Färbers. Über den Zweiten Bildungsweg erhielt er die Hochschulreife und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Köln. Das Studium schloss er 1966 als Diplom-Volkswirt ab. Danach war er Sekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund in Frankfurt. Berufsbegleitend promovierte er bei Otto Blume 1970 zum Thema: „Die Bemühungen der Gewerkschaften im Deutschen Reich und in der Bundesrepublik Deutschland um eine Konzeption überbetrieblicher Mitbestimmung“. 1974 wechselte er als Arbeitsdirektor zur zwei Jahre zuvor als Aktiengesellschaft gegründeten co op AG; ab 1980 war er deren Vorstandsvorsitzender.

co op AG und Strafverfahren

Die Aktien der co op AG wurden 1987 an die Börse gebracht. Im Oktober 1988 veröffentlichte Der Spiegel unter dem Titel Umgebaut und ausgehöhlt einen kritischen Artikel über Bilanzmanipulationen und Vermögensverschiebungen bei der Gesellschaft. Otto und seine beiden Vorstandskollegen, Dieter Hoffmann und Werner Caspar, wurden daraufhin im Dezember 1988 fristlos entlassen.

Den Vorstandsmitgliedern wurde vorgeworfen, dass sie sich im Verlauf der 80er Jahre über ausländische Gesellschaften, Stiftungen und Treuhandkonstruktionen am co-op-Konzern unrechtmäßig bereichert hätten. Otto verschwand zunächst nach Südafrika, kehrte aber im Dezember 1989 wieder freiwillig nach Deutschland zurück. Nach zwei Jahren Untersuchungshaft und nach Zahlung einer Kaution von 500.000 DM wurde er auf freien Fuß gesetzt. Im Februar 1992 begann der Prozess wegen Betrugs, Untreue, persönlicher Bereicherung und Bilanzfälschung. Otto war teilweise geständig. Im Juni 1993 wurde er vom Schwurgericht Frankfurt wegen Untreue in drei Fällen sowie Verletzung der Fürsorgepflicht zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, wovon er drei Jahre und fünf Monate in der Haft verbüßte. Anstelle von zwei Milliarden wurde der entstandene Schaden auf nur zwanzig Millionen Mark beziffert. Viele Vorgänge blieben bei dem Gerichtsverfahren allerdings ungeklärt.

Privates

Otto ist verheiratet und hat zwei Töchter. Sein umfangreiches Vermögen wurde zum Teil auf seine Frau übertragen.

Mediale Rezeption

Unter dem Titel Kollege Otto – Die Coop-Affäre drehte der Regisseur Heinrich Breloer 1991 ein Doku-Drama über den Skandal; bei seiner Ausstrahlung fand der Film, in dem Otto von Rainer Hunold verkörpert wird, große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Otto veröffentlichte 1996 ein Buch mit dem Titel Der co op-Skandal. Ein Rezensent der Zeit bezeichnete Otto als wenig einsichtig und selbstgerecht; ein FAZ-Rezensent schrieb, das Buch sei letztlich nichts als eine Rechtfertigung.

Ein früherer Pressesprecher des co op-Konzerns, Armin Peter, veröffentlichte 2014 einen Roman über die Gemeinwirtschaft. Dabei flossen wohl auch Erfahrungen aus seiner Tätigkeit bei der co op ein.

Einzelnachweise

  1. Bernd Otto. munzinger, abgerufen am 14. September 2014.
  2. „Es war eben alles nur ein Luftgebilde“, DER SPIEGEL 20/1989 vom 15. Mai 1989, abgerufen am 24. März 2019
  3. Missmanagament bei Coop. Das fast perfekte Verbrechen. manager magazin online, 28. August 2001, abgerufen am 14. September 2014.
  4. Bernd Otto (Autor), Der Coop-Skandal: Ein Lehrstück aus der deutschen Wirtschaft. 1996, Campus Verlag. Archiviert vom Original am 28. Dezember 2016; abgerufen am 28. Dezember 2016.
  5. Kollege Otto in der Internet Movie Database (englisch)
  6. Bernd Otto: Der co op-Skandal. Ein Lehrstück aus der deutschen Wirtschaft. Campus Verlag 1996, ISBN 3-593-35584-1.
  7. Gunhild Freese: Lehrstück ohne Lehre. zeit online, 13. September 1996, abgerufen am 14. September 2014.
  8. FAZ vom 16. September 1996, S. 16 / Georg Giersberg: Im Gefängnis zur Freiheit gefunden (Rezension)
  9. Armin Peter: Gemeinwirtschaft. Der Roman vom Soll und Ist. 2014, ISBN 978-3-7357-1992-8.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.