Bernhard Friedrich Wilhelm Wiegandt (* 13. Mai 1851 in Köln; † 28. März 1918 in Bremen) war ein deutscher Maler, Bühnenbildner und Kunstlehrer.

Biografie

Wiegandt war der Sohn eines Zimmermanns, der früh starb. Johannes Niessen, der Kölner Historien- und Kirchenmaler und Konservator des Wallraf-Richartz-Museums, gab ihm zunächst Zeichenunterricht. 1870 bis 1873 machte er eine Ausbildung zum Theatermaler in Berlin und arbeitete anschließend als Bühnenbildner für das Theater in Hannover.

Auf Einladung seines Bruders lebte er von 1875 bis 1880 in Brasilien, wo er seine Eindrücke vorwiegend in Aquarellen festhielt (e.g., „Belém“, Aquarelle, Sammlung Museu de Arte do Rio (MAR), Donation Max Perlingeiro).

Danach studierte er kurz an der Düsseldorfer Akademie und anschließend an der Akademie der Bildenden Künste München bei Gyula Benczúr und Ludwig von Löfftz (Eintritt Februar 1881 in die Naturklasse).

1890 ließ sich Wiegandt in Bremen nieder, wo er fortan malte und auch Unterricht gab: Von 1893 bis 1895 gehörte auch die junge Paula Modersohn-Becker zu seinen Schülerinnen. Er schuf die Mappe Das malerische Bremen 1890. Er hatte Kontakte zu den Künstlern in Worpswede. Die besonderen malerischen Reize Fischerhudes bewogen ihn, 1902 dort ein Atelier einzurichten, das er in den Sommermonaten nutzte. Neben Bremen, Worpswede und Fischerhude malte er in der Heide, an der Nordseeküste und auf Helgoland Landschafts- und Architekturbilder. Reisen führten ihn auch nach Norwegen, in die Rhön und nach Thüringen. Er illustrierte Festschriften unter anderem für den Bürgerschaftspräsidenten Heinrich Claussen, den Schriftsteller Heinrich Bulthaupt und den Oberbaudirektor Ludwig Franzius. Für Bronzegüsse fertigte er Zeichnungen. Auch sind Musterzeichnungen für die Delmenhorster Linoleumwerke bekannt. Zudem restaurierte er Ölbilder, so auch in der oberen Bremer Rathaushalle. Weiterhin schmückte er beim Neuen Rathaus verschiedene Decken und Wände; hier hängt das Spätwerk Bremen vom Weserwehr. Er schuf Kopien von Ölbildern und Karten vom Stadtgebiet.

Neueren Kunstrichtungen stand Wiegandt kritisch gegenüber. Er fühlte sich verkannt und wurde im höheren Alter depressiv. Er erholte sich etwas in Oyten-Sagehorn, malte noch Einiges, bevor er 1917 in die Nervenklinik Osterholz-Ellen eingewiesen wurde, wo er 1918 starb.

Künstlerfamilie

Seine beiden Töchter Bertha Wiegandt (1889–1977) und Else Wiegandt (1894–1985) widmeten sich ebenfalls der Malerei. Sie wurden vom Vater ausgebildet. Bertha war eine hervorragende Porträtistin, Else spezialisierte sich auf Tierbilder und malte auch Porträts. Beide stellten in Berlin aus. Der Neffe des Vaters war der Maler Fritz Stuckenberg.

Literatur

  • Gerhard Gerkens: Bernhard Wiegandt 1851–1918. In: Wiegandt. Erinnerungsausstellung, 20. August bis 10. September 1984 in der Sparkasse in Bremen. Katalog, Bremen 1984.
  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
  • Wiegandt, Bernhard. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 35: Waage–Wilhelmson. E. A. Seemann, Leipzig 1942, S. 529.
  • Wiegandt, Bernhard. In: E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs. Paris 1999, Band 3, S. 595.
  • Christel M. Schröder: Wiegandt, Bernhard Friedrich Wilhelm. In: Bremische Biographie 1912–1962. Herausgegeben von der Historischen Gesellschaft zu Bremen und dem Staatsarchiv Bremen, Bremen 1969, S. 558.
  • Maria Elizabete Santos Peixoto: Pintores Alemães no Brasil durante o século XIX (Deutsch: Deutsche Maler in Brasilien im 19. Jahrhundert), Rio de Janeiro 1989 (Vorwort artedata.com PDF; 3,24 MB; portugiesisch; darin zwei Bilder von Wiegandt)
Commons: Bernhard Wiegandt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Alice Gudera: Biographie Bernhard Friedrich Wilhelm Wiegandt (Bernhard) (PDF; 111 kB).
  2. 03941 Bernhard Wiegandt. In: Matrikeldatenbank der Akademie der Bildenden Künste (Hrsg.): Matrikelbuch. Band 2: 1841–1884. München (matrikel.adbk.de, daten.digitale-sammlungen.de).
  3. Biographie Paula Modersohn-Becker Website der Paula Modersohn-Becker Stiftung 1893–1895.
  4. Alice Gudera: Biographie Dorothea Gertrude Elisabeth Wiegandt (Else) (PDF; 34 kB).
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