Berthelsdorf ist eine im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnte, wüstgefallene Ansiedlung im Bornwald zwischen Großolbersdorf und Lengefeld im mittleren Erzgebirge.

Lage

Die genaue Lage des Ortes ist bis dato nicht durch Funde belegt worden, jedoch lässt sie sich anhand einer im Hauptstaatsarchiv Dresden befindlichen Holzordnung von 1560 sowie einer sich ebenfalls dort befindenden Karte von 1616 rekonstruieren. Demnach hat Berthelsdorf am heutigen Schwarzbach gelegen; als Flurgrenzen werden nördlich der Grenzbach, östlich der Lautenbach und südlich der Goldbach angenommen1.

Das Areal lässt sich am günstigsten vom „Rastplatz der Freundschaft“ an der Bundesstraße 174 bei Großolbersdorf und von dort weiter zu Fuß über Waldwege erreichen.

Beschreibung und Geschichte

Das Gebiet des Born-/Heinzewald war südlichster Zipfel des Hersfelder und Chemnitzer Klosterlandes. Um aus den klösterlichen Grundbesitzungen Erträge zu erwirtschaften, wurden sie an Feudalherren verlehnt, die diese besiedeln ließen. Es ist anzunehmen, dass Berthelsdorf im Zusammenhang mit dem Landesausbau im Erzgebirge spätestens um 1200 entstanden war. Der Ortsname geht höchstwahrscheinlich auf einen Lokator – Vorsteher der Siedler – namens Bertold zurück.

Die Ersterwähnung des Ortes als Bertoldesdorph findet sich in einer 1369 datierten Urkunde für die Herren von Waldenburg über ihr Lehen Schellenberg.

In der genannten Karte von 1616 wird das Gebiet, in welchem der Ort lag, als Berthelsdorfer Wald bezeichnet. Ebenso findet sich für das Teilgebiet zwischen Schwarz- und Grenzbach die Bezeichnung Der Kirchhoff. Letzteres legt die Vermutung nahe, dass Berthelsdorf eine Kirche besessen hat. Allerdings ist die Angabe Kirchhof kein Hinweis auf einen Kirchenbau, sondern bezeichnete in frühneuhochdeutscher Zeit den christlichen Begräbnisplatz und ist in hiesiger Gegend ebenso die ältere Bezeichnung für Friedhof – ein Kirchhof musste demnach keinen Kirchenbau beinhalten. Beruhend auf einer – allerdings erst nach 1900 nachweisbaren – Sage welcher zufolge von einem Schweinehirten im Kirchhofflügel eine Glocke aufgefunden, nach Krumhermersdorf und in dortiges Geläut integriert worden sein soll, könnte man die Existenz einer Kapelle auf dem Friedhof von Berthelsdorf vermuten. Als gesichert gilt, dass der Guss der ältesten und größten Glocke der Krumhermersdorfer Kirche aufgrund ihrer Spezifik (raue Oberfläche, ohne Inschriften) vor 1430 anzusetzen ist. Ebenso hingen vor 1805 drei solcher alten Glocken im Turm, eine zufällig aufgefundene Glocke würde in ihrem Klang wohl kaum zum bestehenden Klangbild passen. Falls es in Berthelsdorf Glocken gegeben haben sollte, so befindet sich mit großer Sicherheit keine von diesen in Krumhermersdorf.

Eine Mühle auf Berthelsdorfer Flur ist wahrscheinlich die Gern-Mül gewesen, welche am Zusammenfluss von Lauten- und Grenzbach lag. Wahrscheinlich war diese zum Entstehungszeitpunkt der Karte um 1600 nicht mehr existent, denn in ihr wird der Ort als bei der Gern-Mül bezeichnet.

Das Wüstfallen des Ortes ist vor 1452 einzuordnen. Nach 1420 müssen die von Waldenburg ihren Grundbesitz veräußern, Käufer sind die Wettiner. In einem Schiedsspruch über die Jagdreviere der Kurfürsten und der Herren von Waldenburg von 1452 ist lediglich der Bertilsdorfer Wald genannt, was den Rückschluss zulässt, dass der Ort zu dieser Zeit bereits wüst war.

Literatur

  • Das mittlere Zschopaugebiet (= Werte unserer Heimat. Band 28). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1977, S. 196.2
  • Heinz Bauer: Zur Geschichte der Wüstung Berthelsdorf im Bornwald bei Zschopau. In: Der Heimatfreund für das Erzgebirge, 23. Jahrgang, Heft 6, 1978.2
  • Christine und Hermann Doerffel: Bertelsdorf – wüster Ort im Bornwald/Heinzewald. In: Erzgebirge 1988, Karl-Marx-Stadt 1988, S. 41ff.2
  • Renate Wißuwa, Heinz Bauer: Nochmals: Berthelsdorf – ein wüster Ort?: zu einigen inhaltlichen Korrekturen an einem Beitrag in unserem Jahrbuch 1988. In: Erzgebirgische Heimatblätter 5/1989, ISSN 0232-6078 S. 136–139.2

Anmerkungen

1 
Basierend auf diesen Annahmen, kann gleichzeitig die Existenz der zuerst in der „Neuen Sächsische Kirchengalerie“ von 1908 – jedoch ohne Beleg – genannten Orte Schwarzbach und Mittelbach in diesen Grenzen ausgeschlossen werden, da dafür schlicht kein Platz vorhanden gewesen wäre. Dagegen spricht auch, dass der Schwarzbach erst um 1821 diesen Namen erhielt – in älteren Kartenwerken ist er als Heyden-Flößel verzeichnet. Die nicht belegbaren Orte finden sich jedoch in zeitlich nachfolgender Literatur (vgl. oben angeführte Listung) wieder.
2 
Die aufgeführten Literaturstellen seien hier lediglich erwähnt um darauf hinzuweisen, dass diese mitunter – wie unter 1. erwähnt – fehlerbehaftet sind.
Grundlage dieses Artikels bildet die fundierte und detailreiche Ausarbeitung von Christine und Hermann Doerffel: Berthelsdorf – wüster Ort im Bornwald/Heinzewald auf deren privater Internetpräsenz.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Sächs. HStA Dresden, Cop 27, Bl. 79b; (In Wortlaut und Standarddeutsch auf krumhermersdorf.de) (Memento vom 27. Oktober 2007 im Internet Archive)
  2. Sächs. HStA Dresden, Loc. 38424, Rep XVIIIa Augustusburg Nr. 44a, Geheimes Finanz-Archiv; (Auszug auf krumhermersdorf.de) (Memento vom 30. Oktober 2007 im Internet Archive)
  3. 1 2 Sächs. HStA Dresden, Kartensammlung, Schrank 1, Fach 11, Nr. 2; (digitale und bearbeitete Version auf krumhermersdorf.de) (Memento vom 8. November 2007 im Internet Archive)
  4. „Die Sau-Glocke“ (Memento vom 29. Oktober 2007 im Internet Archive), abgerufen am 4. Februar 2011
  5. Abskizzierung einer Karte von Matthias Öder (Zeitraum 1586–1607) (Memento vom 30. Oktober 2007 im Internet Archive)
  6. Rudolf Herfurth: Geschichtliche Nachrichten von Zschopau. Wissenschaftliche Beilage zum 15. Jahresbericht über das königliche Schullehrerseminar zu Zschopau, Zschopau 1885, S. 27; (zitiert auf krumhermersdorf.de (Memento vom 27. Oktober 2007 im Internet Archive))
  7. Die Parochie Krumhermersdorf. in: Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Marienberg. Strauch Verlag, Leipzig, Sp. 368–369 (Digitalisat)
  8. Berthelsdorf - wüster Ort im Bornwald/Heinzewald (Memento vom 21. Dezember 2007 im Internet Archive)

Koordinaten: 50° 42′ 38,3″ N, 13° 7′ 29,9″ O

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