In der Sowjetunion kamen verschiedene Systeme zur Klassifizierung und Bezeichnung von Kraftfahrzeugen zur Anwendung.

Das gegenwärtig immer noch genutzte System basiert auf dem Standard ON 025270-66 (ОН 025270-66) und wurde 1966 eingeführt. Nach ihm werden leichte Kraftfahrzeuge hauptsächlich nach dem Hubraum des Motors, Lastkraftwagen nach ihrem Gesamtgewicht und Autobusse nach ihrer Länge klassifiziert. Das System hat auch im heutigen Russland noch offiziellen Charakter und wird von der Mehrzahl der Fahrzeughersteller benutzt. Es dient auch als Bemessungsgrundlage für die Kfz-Steuer.

Klassifizierungssystem 1945 bis 1966

Ein erstes Klassifizierungssystem wurde 1945 eingeführt und 1966 durch das neue Klassifizierungssystem abgelöst. Zu diesem Zeitpunkt produzierte Fahrzeuge wie der GAZ-24 behielten ihre Nummer nach dem alten Klassifizierungssystem.

Die Bezeichnung von Kraftfahrzeugen setzte sich nach diesem System aus einer Buchstabenkombination für den Hersteller und einer zwei- oder dreistelligen Nummer zusammen. Dabei wurde jedem Hersteller ein Nummernblock zugewiesen, innerhalb dieses Blockes wurden die Entwicklungen fortlaufend nummeriert.

Durch Neugründungen von Herstellern zwischen 1945 und 1966 mussten die zugewiesenen Nummernbereiche aufgeteilt werden. Nummernbereiche von Herstellern, die die Fahrzeugproduktion einstellten, wurden anderen Werken zugeordnet.

Bei Übergabe der Serienproduktion von einem Herstellerwerk zu einem anderen blieb meist die Nummerngruppe erhalten, es änderte sich nur die Buchstabengruppe. So führten der MAZ-200 und der MAZ-205 eine Nummer aus der Gruppe des Jaroslawski Awtomobilny Sawod, da sie dort entwickelt worden waren. Der GAZ-69 wurde mit Übergabe der Produktion an das Uljanowski Awtomobilny Sawod zum UAZ-69 und der Bus GZA-651 wurde auch als RAF-651 in der Rischskaja Awtobusnaja Fabrika gebaut. Letztere nutzte auch für Neuentwicklungen noch bis in die späten 1950er-Jahre nicht-normgerechte Bezeichnungen, z. B. für den Kleinbus RAF-10 oder den Minibus RAF-251.

BuchstabengruppeNummerngruppeHerstellerBeispiel
GAZ (ГАЗ)1 – 99Gorkowski Awtomobilny SawodGAZ-14
ZIS (ЗИС)
ZIL (ЗИЛ)
100 – 199Sawod imeni Stalina, 1956 umbenannt in
Sawod imeni Lichatschowa
ZIS-101
ZIL-130
JaAZ (ЯАЗ)200 – 249Jaroslawski Awtomobilny Sawod, Fertigung später an
Krementschugski Awtomobilny Sawod und
Minski Awtomobilny Sawod übergeben
JaAZ-210
KrAZ-214
MAZ-200
NAS (НАЗ)
KrAZ (КрАЗ)
250 – 299Nowosibirski Awtomobilny Sawod bis 1949, Nummern später an
Krementschugski Awtomobilny Sawod übergegangen
NAZ-253
KrAZ-255
Ural (Урал)350 – 399Uralski Awtomobilny Sawod imeni Stalina, 1962 umbenannt in
Uralski Awtomobilny Sawod
UralZIS-355M
Ural-375
ZMA, MZMA, AZLK (ЗМА, МЗМА, АЗЛК)
Isch (Иж)
400 – 449Awtomobilny sawod imeni Leninskowo komsomola,
Ischewski Maschinostroitelny Sawod
Moskwitsch-410
UAZ (УАЗ)450 – 484Uljanowski Awtomobilny SawodUAZ-469
DAZ (ДАЗ)485 – 499Dnepropetrowski Awtomobilny SawodDAZ-485
MAZ (МАЗ)
BelAZ (БелАЗ)
500 – 549Minski Awtomobilny Sawod,
Belorusski Awtomobilny Sawod
MAZ-500
BelAZ-540
MMZ (ЗИЛ-ММЗ)550 – 599Mytischtschinski Maschinostroitelny SawodZIL-MMZ-555
KAZ (КАЗ)600 – 649Kutaisski Awtomobilny SawodKAZ-608
GZA (ГЗА)
PAZ (ПАЗ)
KAwZ (КАвЗ)
650 – 674Gorkowski Awtobusny Sawod
später vom Pawlowski Awtobusny Sawod und
Kurganski Awtobusny Sawod übernommen
GZA-651
PAZ-652
KAwZ-663
LiAZ (ЛиАЗ)675 – 694Likinski Awtobusny SawodLiAZ-677
LAZ (ЛАЗ)695 – 699Lwowski Awtobusny SawodLAZ-695
JerAZ (ЕрАЗ)700 – 899Jerewanski Awtomobilny Sawod
sowie Anhänger aus diversen Automobil- und Reparaturwerken
JerAZ-762
OdAZ-885
ART (АРТ)940 – 949Tartuski Awtoremontny SawodTA-942
SAZ (ЗАЗ)
LuAZ (ЛуАЗ)
965 – 974Saporoschski Awtomobilestroitelny Sawod,
Luzki Awtomobilny Sawod
SAS-965
LuAZ-967
RAF (РАФ)975 – 999Rischskaja Awtobusnaja FabrikaRAF-977

Den nicht belegten Bereich zwischen 300 und 349 nutzte das Uljanowski Awtomobilny Sawod zwischen 1947 und 1952 für eine Reihe von Prototypen leichter Lastwagen (UAZ-300, UAZ-302 usw.), die aber nicht in Serie gingen. Ob dies von der staatlichen Planung vorgesehen war und warum der Ziffernbereich nicht erneut vergeben wurde, ist unbekannt.

Klassifizierungssystem ab 1966

Das Klassifizierungssystem von 1966 wird auch noch in der heutigen russischen Kraftfahrzeugindustrie genutzt, obwohl es nicht alle Hersteller in vollem Umfange anwenden.

Das System besteht aus einer Buchstabengruppe für das Herstellerwerk und einer vier- bis sechsstelligen Zifferngruppe.

Erste Ziffer

Die Bedeutung der ersten Ziffer ist für Pkw, Lkw und Busse unterschiedlich.

Für Pkw bedeutet die erste Ziffer:

ZifferKlasseGruppeHubraum in cm³Leergewicht in kgBeispiele
1Kleinstwagen 1bis 849bis 649WAZ-1111
2 850…1099650…799SAS-1102
2Kleinwagen 11100…1299800…899WAZ-2101
21300…1499900…1049WAZ-2103
31500…17991050…1149WAZ-2106
3Mittelklasse 11800…24991150…1299
22500…34991300…1499GAZ-3102
4Oberklasse 13500…49991500…1899
25000 und größer1900 und größerZIL-4104
5oberste Klassekeine Festlegungen

Für Lastkraftwagen gibt die erste Ziffer das zulässige Gesamtgewicht an:

ZifferGesamtgewicht, kg
1kleiner 1200
21200 – 2000
32000 – 8000
48000 – 14000
514000 – 20000
620000 – 40000
7größer 40000

Für Busse gibt die erste Ziffer die Fahrzeuglänge an:

ZifferLänge, m
2kleiner 5,5
36 – 7,5
48 – 9,5
510,5 – 12
6länger 16

Zweite Ziffer

Die zweite Ziffer gibt die Art des Transportmittels an:

ZifferArt
1Personenkraftwagen
2Autobus
3Lastkraftwagen
4Zugmaschine
5Kipper
6Tankwagen
7Kofferaufbau
8-
9Spezialfahrzeug

Dritte und vierte und fünfte Ziffer

Die dritte und vierte Ziffer wurden vom Herstellerwerk zur Unterscheidung der verschiedenen Varianten eines Fahrzeuges vergeben. Eine fünfte Ziffer wurde für Modifikationen des ursprünglichen Modells vergeben.

Sechste Ziffer

Die sechste Ziffer dient vor allem zur Kennzeichnung von Exportvarianten:

ZifferBedeutung
1Exportausführung für kalte Klimazonen
4Exportausführung für Länder mit Linksverkehr
6Exportausführung für gemäßigte Klimazonen
7Exportausführung für tropische Klimazonen
8,9andere Exportausführungen

Beispiele

WAZ-21063: Hersteller Wolschskij Awtomobilny Sawod (WAZ), Kleinwagen mit einem Hubraum von 1200 cm³ bis 1800 cm³ (2), Personenkraftwagen (1), sechstes Modell der Reihe (06), dritte Modifikation (3).

Ural-4320: Hersteller Uralski Awtomobilny Sawod (Ural), zulässiges Gesamtgewicht 8000 – 14000 kg (4), Lastkraftwagen (3), zwanzigstes Modell der Reihe (20)

MAZ-5335: Hersteller Minski Awtomobilny Sawod (MAZ), zulässiges Gesamtgewicht 14000 – 20000 kg (5), Lastkraftwagen (3), fünfunddreißigstes Modell der Reihe (35)

MAZ-53352: Hersteller Minski Awtomobilny Sawod (MAZ), zulässiges Gesamtgewicht 14000 – 20000 kg (5), Lastkraftwagen (3), fünfunddreißigstes Modell der Reihe (35), zweite Modifikation (2)

MAZ-5428: Hersteller Minski Awtomobilny Sawod (MAZ), zulässiges Gesamtgewicht 14000 – 20000 kg (5), Sattelzugmaschine (4), achtundzwanzigstes Modell der Reihe (28)

MAZ-5549 Hersteller Minski Awtomobilny Sawod (MAZ), zulässiges Gesamtgewicht 14000 – 20000 kg (5), Muldenkipper (5), neunundvierzigstes Modell der Reihe (49)

KamAZ-5320: Hersteller Kamski Awtomobilny Sawod (KamAZ), zulässiges Gesamtgewicht 14000 – 20000 kg (5), Lastkraftwagen (3), zwanzigstes Modell der Reihe (20)

Das Wolschskij Awtomobilny Sawod ist teilweise von diesem Klassifizierungsschema abgewichen. So wurden die Modelle des Lada Kalina als WAZ-1117, −1118 und −1119 bezeichnet, obwohl sie mit Motoren von 1400 bis 1600 cm³ ausgerüstet sind. Nach obigen Schema kennzeichnet die erste Ziffer "1" jedoch Pkw mit einem Hubraum von maximal 799 cm³. Mit Einführung des Lada Kalina 2 wurden die Bezeichnungen jedoch wieder dem Standard angepasst, der Nachfolger des 1117 trägt die Zifferngruppe 2194, der des 1119 die Zifferngruppe 2192.

Literatur

  • И.Н. Порватов, С.Р. Кристальный: Классификация и маркировка автомобилей. Методические указания к практическим занятиям по дисциплине «основы конструкции автомобилей», Московский Автомобильно-Дорожный Государственный Технический Университет, Кафедра автомобилей, Москва 2010. УДК 629.33‑048.445 ББК 39.33-7

Einzelnachweise

  1. Informationen zum UAZ-300 und historische Abbildungen (russisch)
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