Biberist
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Solothurn Solothurn (SO)
Bezirk: Wasseramtw
BFS-Nr.: 2513i1f3f4
Postleitzahl: 4562
UN/LOCODE: CH BIB
Koordinaten:609095 / 225796
Höhe: 447 m ü. M.
Höhenbereich: 426–544 m ü. M.
Fläche: 12,25 km²
Einwohner: 9188 (31. Dezember 2022)
Einwohnerdichte: 750 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
26,7 %
(31. Dezember 2022)
Website: www.biberist.ch

Biberist im Winter

Lage der Gemeinde
ww

Biberist (im lokalen Dialekt Biberischt) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Wasseramt des Kantons Solothurn in der Schweiz.

Geographie

Biberist liegt auf 447 m ü. M., 3 km südsüdöstlich des Kantonshauptortes Solothurn (Luftlinie). Die Industriegemeinde erstreckt sich an der unteren Emme und am Dorfbach, dem Unterlauf des Biberenbaches, am Nordostrand der Molassehöhen des Bucheggberges und am Rand der Schwemmebene der Emme, im Solothurner Mittelland.

Mit einer Fläche von 12,4 km² ist Biberist die grösste Gemeinde des Bezirks Wasseramt. Sie umfasst einen Abschnitt der grundwasserreichen Schotterebene im inneren Wasseramt und des westlich angrenzenden Molassehügellandes. Den zentralen Teil bildet die Ebene, die von der Emme und dem Dorfbach (Biberbach) durchflossen wird. Östlich der kanalisierten Emme reicht das Gebiet über die Eichmatt bis an den Grüttbach. Westlich des Flusses schliesst sich die rund 1 km breite Talebene des untersten Teils des Biberenbachs an. Der Altisberg (496 m ü. M.), ein bewaldeter Ausläufer des Bucheggberges, reicht bis an den Südrand von Biberist und trennt die Ebenen von Emme und Biberental.

Nördlich des Dorfes umfasst das Gemeindegebiet die rund 500 m breite, von den Hauptverkehrsträgern zwischen Solothurn und Biberist benutzte Talsenke zwischen dem Bleichenberg (498 m ü. M.) im Osten und dem Oberwald (bis 541 m ü. M.) im Westen. Auch die Wohnhäuser am Nordabhang des Gisihübeli (484 m ü. M.), die baulich mit der Stadt Solothurn zusammengewachsen sind, gehören zu Biberist.

In einem schmalen Streifen erstreckt sich der Gemeindeboden nach Nordwesten bis an die Aare oberhalb von Solothurn und umfasst den nordöstlichsten Teil des Bucheggberges mit Oberwald, dem Wildmannwald, dem dazwischen liegenden Wildmanngraben, dem Hunnenberg (491 m ü. M.) und erreicht im Bereich westlich der Rodungsinsel Buechhof (Teil von Lohn-Ammannsegg) mit 543 m ü. M. die höchste Erhebung von Biberist. Die westliche Grenze verläuft entlang des Bärenbachs, eines kurzen rechten Zuflusses der Aare. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 25 % auf Siedlungen, 35 % auf Wald und Gehölze, 38 % auf Landwirtschaft und etwas weniger als 2 % war unproduktives Land.

Biberist besteht aus den ehemaligen Siedlungskernen Unterbiberist (444 m ü. M.) an der Emme südlich des Bleichenbergs, Oberbiberist (455 m ü. M.) am Dorfbach, ausgedehnten Industrie- und Wohnquartieren sowie einigen Einzelhöfen. Nachbargemeinden von Biberist sind Lohn-Ammannsegg, Lüsslingen-Nennigkofen, Bellach, Solothurn, Zuchwil, Derendingen und Gerlafingen im Kanton Solothurn sowie Bätterkinden im Kanton Bern.

Bevölkerung

Mit 9188 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) gehört Biberist zu den grösseren Gemeinden des Kantons Solothurn. Von den Bewohnern sind 87,4 % deutschsprachig, 3,6 % italienischsprachig und 2,3 % sprechen Serbokroatisch (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Biberist stieg im Verlauf des 20. Jahrhunderts kontinuierlich an, wobei besonders starke Zuwachsraten während der 1950er Jahre beobachtet wurden. Nach einem Höchststand bei rund 7800 Einwohnern Anfang der 1970er Jahre wurde ein leichter Bevölkerungsrückgang verzeichnet. Seit ungefähr 1980 bleibt die Einwohnerzahl relativ konstant und weist in den letzten Jahren wieder eine leicht steigende Tendenz auf. Das Siedlungsgebiet von Biberist ist lückenlos mit demjenigen von Gerlafingen zusammengewachsen; auch die nördlichsten Quartiere schliessen sich direkt an die Siedlungszonen von Solothurn und Zuchwil an.

1850 1900 1920 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
1071 2871 3541 4774 5283 7188 7769 7519 7413 7603 8008

Politik

Insgesamt 11 Sitze

Der Gemeinderat (Exekutive) besteht inklusive des Gemeindepräsidenten aus 11 Mitgliedern. Die Sitze verteilen sich dabei wie folgt:

Partei 2021–2025 2017–2021 2013–2017 2009–2013
Sozialdemokratische Partei 3 4 4 4
Schweizerische Volkspartei 2 3 2 2
FDP.Die Liberalen
(bis 2009 Freisinnig-Demokratische Partei)
2 2 3 3
Grüne Partei  2 0 0 0
Christlichdemokratische Volkspartei  2a 2 2 2
a 
Liste CVP-EVP-GLP

Wirtschaft

Biberist war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ein vorwiegend durch die Landwirtschaft geprägtes Dorf. Die Wasserkraft des Biberenbachs wurde schon seit dem 15. Jahrhundert für den Betrieb einer Mühle genutzt. An einem Seitenkanal der Emme befanden sich ab 1747 eine Ölmühle, ab 1757 eine Säge und ab 1776 eine Pulvermühle. Letztere wurde 1805 durch eine Explosion zerstört, danach jedoch wiederaufgebaut, bis der Betrieb 1845 eingestellt wurde. Am Stadtrand von Solothurn, aber auf dem Gebiet von Biberist bestanden seit dem frühen 19. Jahrhundert eine Bierbrauerei und eine Tabakfabrik. Nach 1860 erlebte der Ort einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Gründung der Papierfabrik Biberist.

Heute bietet Biberist rund 3000 Arbeitsplätze an. Mit 3 % der Erwerbstätigen, die noch im primären Sektor beschäftigt sind, hat die Landwirtschaft (vorwiegend Ackerbau und Forstwirtschaft) nur noch einen geringen Stellenwert in der Erwerbsstruktur der Bevölkerung. Etwa 52 % der Erwerbstätigen sind im industriellen Sektor tätig, während der Dienstleistungssektor 45 % der Arbeitskräfte auf sich vereinigt (Stand 2001).

Die grösseren Industrie- und Gewerbegebiete von Biberist befinden sich östlich der Emme. Wichtigster Arbeitgeber der Gemeinde war bis 2011 die Papierfabrik mit rund 550 Arbeitsplätzen. Die Fabrik gehörte früher der Biber Holding AG, ging nach deren Konkurs 1997 an den finnischen Papierkonzern M-real, und wurde am 29. September 2008 vom südafrikanischen Konzern Sappi übernommen. Im Juli 2011 gab Sappi die Betriebsschliessung der Papierfabrik bekannt – 149 Jahre nach der Gründung. Im Sommer 2012 wurde das Areal von der Firma HIAG Immobilien erworben. Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts diversifizierte sich die Industrie, so dass heute viele verschiedene Branchen in Biberist vertreten sind. Dazu gehören Unternehmen des Metallbaus, der elektronischen Industrie, des Baugewerbes, des Automobilhandels, der Holzverarbeitung, des Gartenbaus sowie verschiedene mechanische Werkstätten.

Arbeitsplätze im tertiären Sektor finden sich vor allem in der Verwaltung, im Bildungswesen, im Verkauf, in der Gastronomie, im Banken- und Versicherungswesen. Biberist war ferner Standort der kantonalen Strafanstalt Oberschöngrün (1924 gegründet, 2014 geschlossen). Das Dorf hat sich auch zu einer Wohngemeinde entwickelt. Neben zahlreichen Zupendlern sind viele Erwerbstätige Wegpendler, die hauptsächlich in Solothurn, aber auch in der Region Bern arbeiten.

Verkehr

Die Gemeinde ist verkehrsmässig ausgezeichnet erschlossen. Sie liegt an der Hauptstrasse von Solothurn nach Bern. Der nächste Anschluss an die Autobahn A1 (Bern-Zürich) befindet sich rund 4 km vom Ortskern entfernt. Die im Jahr 2002 eröffnete A5 (Solothurn-Biel) mit dem Halbanschluss Solothurn-Süd ist 2 km von Biberist entfernt. Im Jahr 2005 wurde die erste Tempo-30-Zone bewilligt und umgesetzt. Mit Stand September 2019 wurden diese schon fast flächendeckend eingeführt.

Am 26. Mai 1875 wurde die Eisenbahnlinie von Solothurn nach Burgdorf mit einem Bahnhof in Biberist in Betrieb genommen. Die Strecke von Solothurn nach Zollikofen, die heute von der Regionalverkehr Bern–Solothurn betrieben wird, mit zwei Haltestellen in der Gemeinde wurde am 10. April 1916 eröffnet. Heute fährt die Bahn weiter bis Bern und hat nur noch eine Haltestelle in Biberist. Für die Feinverteilung im öffentlichen Verkehr sorgen die Buslinien der BSU, welche die Strecken von Bellach nach Lohn-Ammannsegg, von Bellach nach Kriegstetten und von Solothurn nach Biberist bedienen.

Geschichte

Das Gemeindegebiet von Biberist war schon sehr früh bewohnt. Die frühesten Zeugnisse der Anwesenheit des Menschen stammen aus dem Neolithikum, als auf dem Altisberg eine Siedlung errichtet wurde. Weitere Funde stammen aus der Bronzezeit. Am Stadtrand von Solothurn wurden bei archäologischen Grabungen im Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn A5 Überreste eines vermutlich vom 1. bis zum 3. Jahrhundert nach Christus bewohnten römischen Gutshofs entdeckt; daneben wurden zahlreiche Kleinfunde gemacht. Das Gebiet, das sich nahe der Strasse von Aventicum (Avenches) nach Salodurum (Solothurn) befand, wurde im Frühmittelalter als Gräberfeld benutzt.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte bereits im Jahr 763 unter dem Namen Biberussa; noch im 8. Jahrhundert ist die Schreibweise Biberusse überliefert. Später erschienen die Bezeichnungen Pibirsin (10. Jahrhundert), Bibirussa, Biberhusen, Bubrusche (1251), Bibersche (1268), Bierösch, Biberesche und Bibersech. Von 1508 ist erstmals der heutige Name überliefert. Der Ortsname ist keltischen Ursprungs, worauf die Endung -ussa der ersten Nennung hinweist. Er bedeutet kleines Wasser, Bach.

Im Mittelalter gehörte Biberist zur Landgrafschaft Burgund. Seit dem frühen 11. Jahrhundert ist eine Adelsfamilie von Bibirusa erwähnt, die ihren Sitz möglicherweise auf dem Burghubel (Altisberg) hatte. Nachdem das Geschlecht im 14. Jahrhundert erloschen war, kam der Besitz an begüterte Familien der Stadt Solothurn. Der Bleichenberg, im 14. Jahrhundert noch ein kleines Dorf, gehörte der Familie Spiegelberg. Das St. Ursenstift in Solothurn hatte die niedere Gerichtsbarkeit über Biberist inne, die von den Grafen von Buchegg ausgeübt wurde. 1370 gelangte das niedere Gericht direkt an die Stadt Solothurn. Als die Herrschaft Halten 1466 an Solothurn gelangte, wurde Biberist der neuen Vogtei Kriegstetten zugeteilt und zum Gerichtsort erhoben. Die hohe Gerichtsbarkeit über das Dorf kam 1516 ebenfalls an Solothurn.

Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime (1798) bildete Biberist während der Helvetik einen Distrikt (umfasste das Gebiet der ehemaligen Vogteien Bucheggberg und Kriegstetten) im Verwaltungsbezirk Solothurn. Ab 1803 gehörte das Dorf zum Bezirk Kriegstetten, der 1988 offiziell in Bezirk Wasseramt umbenannt wurde. Das früher aus zwei voneinander separierten Ortschaften, Unterbiberist (auch Niederbiberist genannt) und Oberbiberist, bestehende Biberist wurde 1857 in einer politischen Gemeinde vereinigt.

Die Industrialisierung fasste um 1860 Fuss im Dorf, als ein Seitenkanal östlich der Emme errichtet wurde, an dem 1862 die Papierfabrik Biberist gegründet wurde. Sie verhalf dem Ort zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und zu einem markanten Bevölkerungswachstum. Später kamen zahlreiche Handwerksateliers und Zulieferbetriebe für die Uhrenindustrie hinzu. So entwickelte sich Biberist im Lauf des 20. Jahrhunderts immer mehr zu einem Industrie- und Wohnvorort von Solothurn.

Da im Grundwasser von Biberist zu hohe Werte des Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil nachgewiesen wurden, muss seit 2019 Trinkwasser aus Recherswil zugekauft werden.

Sehenswürdigkeiten

  • Die katholische Kirche Sankt Marien, bereits 763 erwähnt und 1470 vermutlich nach einem Emmehochwasser an den heutigen Standort verlegt, erhielt ihre heutige Gestalt beim Neubau 1845 im Stil des Klassizismus. Umgestaltungen fanden im Verlauf des 20. Jahrhunderts statt.
  • Die reformierte Kirche wurde im Jahr 1910 eingeweiht.
  • Auf dem Gemeindegebiet befinden sich mehrere Herrensitze, darunter das Schlösschen Vorder Bleichenberg, das 1602 bis 1609 erbaut, um 1680 zum Türmlihaus verändert wurde und heute als Kulturzentrum von Biberist dient (Gemälde- und Kunstsammlung der Moos-Flury-Stiftung), sowie das im 17. Jahrhundert im französischen Stil erbaute Schlösschen Schöngrün.

Kultur

In Biberist gibt es im Bleichematt-Schulhaus zur allgemeinen Benutzung die Gemeindebibliothek. Am 17. August 2019 fand hier auch der "Blick Esports Masters" Cup statt (ein Esport Counter-Strike Global Offensive Turnier) mit einem Gesamtpreisgeld von 10.000 $.

Wappen

Blasonierung

Geteilt von Rot und Weiss, belegt mit zwei gekreuzten Bundhaken in gewechselten Farben.
Die Bundhaken deuten auf das frühere Flösserhandwerk im Ort hin

Persönlichkeiten

Commons: Biberist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Protokoll der Wahl des Gemeinderates für die Amtsperiode 2021–2025 vom 25. April 2021. Abgerufen am 28. April 2021.
  6. Website Biberist: Die Gemeinderäte für die Amtsperiode 2017-2021
  7. Biberist: Die Gemeinderäte für die Amtsperiode 2009-2013 (Memento vom 22. November 2012 im Internet Archive)
  8. Papierfabrik Biberist schliesst definitiv, Regionaljournal Aargau Solothurn, DRS 1, 21. Juli 2011.
  9. http://www.papieri-biberist.ch/ Zugriff am 18. Januar 2015
  10. Website des Kantonalen Amtes für Justiz (Memento vom 8. Dezember 2014 im Internet Archive)
  11. Tempo-30-Zone in Biberist: Bundesgericht stützt Gemeinderat. In: aargauerzeitung.ch. 19. Mai 2022, abgerufen am 27. Mai 2022.
  12. Rahel Meier: Die Diskussion um Tempo 30 ist wieder lanciert. In: solothurnerzeitung.ch. 30. August 2019, abgerufen am 11. September 2019.
  13. Gundi Klemm: Täglich 2150 Kubikmeter Wasser: Recherswil liefert sauberes Trinkwasser nach Biberist. In: solothurnerzeitung.ch. 20. Dezember 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019.
  14. Christine Zürcher: Die reformierte Kirche Biberist-Gerlafingen. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 862, Serie 87). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2009, ISBN 978-3-85782-862-1.
  15. Website ESV, Schwingerporträts. Abgerufen am 24. Januar 2023.
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