Die Biene Maja ist die Hauptfigur in zwei Anfang des 20. Jahrhunderts erschienenen Romanen des deutschen Schriftstellers Waldemar Bonsels (1880–1952) und in einer zwischen 1975 und 1980 produzierten japanisch-deutschen Zeichentrickserie sowie deren Adaption als Comicserie ab 1976. Hinzu kamen 2013 eine Neuauflage der Serie in animiertem 3D-Format sowie ein darauf basierender Kinofilm 2014. Außerdem existieren mehrere Bühnenfassungen, u. a. ein Theaterstück und ein Musical.

Bücher

Waldemar Bonsels war in den 1920er-Jahren einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. In seinen Büchern Die Biene Maja und ihre Abenteuer (Erstveröffentlichung 1912) und Himmelsvolk (Erstveröffentlichung 1915) verarbeitete er seine Kindheitserlebnisse in der freien Natur rund um den Bredenbeker Teich in Ahrensburg sowie (nach dem Umzug 1910 nach Schleißheim bei München) seine Beobachtungen im Park der Schlossanlage Schleißheim. Mittlerweile wurden diese beiden Werke in über 40 Sprachen übersetzt. Biene Maja und ihre Abenteuer war nicht nur das erfolgreichste Buch Bonsels’, sondern zudem „nahezu das einzige Werk des Autors, das er nicht für Erwachsene, sondern für Erwachsene und Kinder“ schrieb.

Figuren

Im Buch von 1912 kommen neben namenlosen Tieren (Insekten, Fische u. a.) und weiteren bedeutsamen Figuren (verliebte Menschenkinder, Drohn, Blumenelf, Grashüpfer, Hornissen, Glühkäfer, Ameisen, Wanze, Rotkehlchen, Regenwurm) folgende benannte Figuren vor:

Andere bekannte Biene-Maja-Figuren wie der Grashüpfer Flip und der Bienenjunge Willi stammen nicht von Waldemar Bonsels, sondern wurden erst für die Zeichentrickfilmserie entwickelt und benannt.

Inhalt des Buches

Die Biene Maja wird von der Erzieherin Kassandra unterrichtet und für ihren ersten Ausflug vorbereitet. Von diesem kehrt die junge Biene jedoch nicht wie vorgesehen zurück; stattdessen entdeckt sie die Natur. Darunter auch einen namenlosen Regenwurm, von dem der Käfer Kurt ein Stück verspeist, während der Rest des Wurmes weiterkrabbelt. Sie macht Bekanntschaft mit dem Volk der Ameisen, das als Räuberbande (nicht als Soldatenvolk wie im Zeichentrickfilm) beschrieben wird, sowie mit einem Schmetterling, einer Wanze und mit vielen anderen Tieren.

Majas größter Wunsch ist es, einmal das höchste Lebewesen, den Menschen, kennenzulernen. Bereits Kassandra sprach von ihm, und sie traf immer wieder Tiere, die mit ihm zu tun hatten, etwa eine Stubenfliege. Ein Blumenelf kann ihr schließlich den Wunsch erfüllen. Ja, mehr noch, sie sieht nicht nur den Menschen, sondern zwei liebende Menschen im Garten einer Laube. Für den Blumenelf sollte diese Begegnung im Buch Himmelsvolk noch überboten werden.

Als Maja schließlich von den Hornissen gefangen genommen wird, erfährt sie von Kriegsvorbereitungen gegen ihr Volk. Ihr gelingt es, auszubrechen und ihr Heimatvolk zu warnen. So kann sich dieses auf den Angriff der Hornissen vorbereiten und ihn schließlich abwehren. Maja wird ihre „Flucht“ verziehen und die Königin ernennt sie zu ihrer Beraterin.

Filme

In den Jahren 1924 und 1925 adaptierte der Biologe und Kulturfilmregisseur Wolfram Junghans das Buch in Gemeinschaft mit Waldemar Bonsels für das Kino. Die Handlung wurde mit lebenden Insekten nachgestellt, was sich in der langen Produktionszeit von fast zwei Jahren niederschlug. Der Stummfilm in sechs Akten wurde am 8. April 1926 im Dresdner Capitol uraufgeführt und erhielt besonders für seine technische Leistungen gute Kritiken.

Der Film Die Biene Maja und ihre Abenteuer wurde 2004 vom Filmarchiv des Bundesarchivs anhand einer aus Finnland stammenden Kopie in Zusammenarbeit mit der Waldemar-Bonsels-Stiftung rekonstruiert und restauriert. 2011 schrieb der österreichische Komponist Florian C. Reithner eine Begleitmusik, die als Filmvertonung 2012 auf DVD erschienen ist.

2014 erschien die deutsch-australische Produktion Biene Maja – Der Kinofilm als 3D-Animation.

Bühne

Es gibt einige Theaterbearbeitungen von Bonsels' Romanen, so das Kinderstück Die Biene Maja und ihre Abenteuer von Rainer Lenz und das Musical Maja und Co. von Peter Lund (Text) und Wolfgang Böhmer (Musik), das 2006 in der Neuköllner Oper in Berlin uraufgeführt wurde.

Trickfilmserien

In den 1970er Jahren wurden die Bücher mit Die Biene Maja erstmals als Fernsehserie umgesetzt. Die Trickfilmumsetzung entstand auf Initiative des ZDF beim japanischen Trickstudio Zuiyo Enterprise als Anime Mitsubachi Māya no Bōken (jap. みつばちマーヤの冒険) in zwei Staffeln mit je 52 Episoden. Regisseur war Hiroshi Saitō. Der Titelsong der deutschsprachigen Version der Serie, Die Biene Maja, wurde von dem tschechischen Komponisten Karel Svoboda komponiert und von Karel Gott gesungen. Am 9. September 1976 wurde unter dem Titel Maja wird geboren die erste Folge im ZDF ausgestrahlt.

2012 produzierte Studio 100 eine neue, computeranimierte 3D-Serie, die auf Deutsch als Die Biene Maja veröffentlicht wurde. Die Figuren unterscheiden sich deutlich von denen der 1970er Jahre und wurden wesentlich schlanker gestaltet, um sie den heutigen Sehgewohnheiten anzupassen. Das Titellied wurde durch eine von Helene Fischer gesungene Version ersetzt. Die 78 je elf Minuten langen Folgen kosteten insgesamt rund 12 Millionen Euro. Am 29. März 2013 startete die Serie im ZDF. Im September 2016 wurde mitgeteilt, dass 52 neue Folgen produziert werden und Ende 2017 im ZDF und KiKA ausgestrahlt werden.

Philatelistisches

Mit dem Erstausgabetag 3. Dezember 2020 gab die Deutsche Post AG unter der Bezeichnung Helden der Kindheit: Die Biene Maja ein Postwertzeichen im Nennwert von 80 Eurocent heraus. Der Entwurf stammt von der Grafikerin Jennifer Dengler aus Bonn.

Auszeichnungen

  • Goldene Schallplatte
    • 7× in Gold

Sonstiges

Das oben abgebildete Titelbild der US-amerikanischen Ausgabe ist im Verlag von Thomas Seltzer erschienen, dessen Frau Adele Szold-Seltzer (* 1876 in Baltimore; † 1940) die Übersetzung ins Englische vorgenommen hatte. Adele Szold-Seltzer stammte aus einer ungarischen jüdischen Familie. Ihre Eltern, Benjamin Szold (1829–1902) und seine Frau Sophie (geborene Schaar, 1839–1916), waren 1859 in die USA eingewandert, wo Benjamin Szold Rabbiner an der Oheb Shalom-Synagoge in Baltimore wurde. Benjamin Szold hatte zuvor am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau eine Ausbildung absolviert. Die ältere Schwester von Adele Szold-Seltzer ist die zionistische Aktivistin Henrietta Szold.

Die Biene Maja und ihre Freunde Flip und Willi kann man täglich im Holiday Park antreffen, um mit ihnen Fotos zu machen. Dazu gibt es seit der Saison 2012 ein parkeigenes Majaland mit Attraktionen rund um die Biene Maja.

Eine Kritik zur gängigen Personifizierung oder Vermenschlichung von Tieren oder Pflanzen in Kinder- und Jugendbüchern auch in der Biene Maja findet man bei Maria Lazar.

Seit 2013 brachte Studio 100 mehrere Lernspiele mit Biene Maja als Mobile App heraus.

Seit 1. Januar 2023 erscheint die Original-Fassung des Romans als Hörbuch-Podcast, gelesen vom Kölner Hörbuchsprecher Stefan Krombach.

Comics

Auf der Grundlage der Fernsehserie erschienen beim Bastei Verlag unter dem Titel Die Biene Maja von 1976 bis 1981 eine 163-bändige Comicserie (Zweitauflage ab 1977) sowie von 1977 bis 1979 insgesamt 17 Taschenbücher. Neuauflagen mit reduzierter Folgenzahl erschienen bis 1992. Die Zeichnungen stammten vom Münchner Atelier Roche (aushilfsweise vom spanischen Studio Ortega), wo neue Geschichten und Figuren kreiert und jahrelang Illustrationen für Biene-Maja-Merchandising produziert wurden.

Neue Figuren in der Comic-Reihe

Die Autoren der Comic-Serie haben zahlreiche Charaktere hinzugefügt, u. a.

  • Bienenoberst
  • Toff und Zürpel, Wächter
  • Schimmy, Silberfischchen und Kleinganove

Der Verlag DeVision brachte von September 1998 bis August 1999 weitere Biene-Maja-Hefte heraus.

Literatur

  • Christian Adam: Biene Maja, Heidi, Lederstrumpf. Kleiner Ausflug zum Kinder- und Jugendbuch. In: Lesen unter Hitler. Autoren, Bestseller, Leser im Dritten Reich. Galiani, Berlin 2010, ISBN 978-3-86971-027-3, S. 216–222.
  • Petra Josting; Sebastian Schmideler (Hrsg.): Bonsels’ Tierleben. Insekten und Kriechtiere in Kinder- und Jugendmedien. Schneider, Baltmannsweiler 2015, ISBN 978-3-8340-1518-1.
  • Harald Weiß: Der Flug der Biene Maja durch die Welt der Medien. Buch Film, Hörspiel und Zeichentrickserie. Harrassowitz, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-447-06572-6.
  • Harald Weiß (Hrsg.): 100 Jahre Biene Maja. Vom Kinderbuch zum Kassenschlager. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-8253-6378-9.
  • Harald Weiß: Die Biene Maja und ihre Abenteuer. In: KinderundJugendmedien.de. (11. Februar 2015).

Quellen

  1. Harald Weiß:Die Biene Maja und ihre Abenteuer. In KinderundJugendmedien.de (2015), abgerufen am 20. November 2017.
  2. Harald Weiß:Die Biene Maja und ihre Abenteuer. In KinderundJugendmedien.de (2015), abgerufen am 20. November 2017.
  3. TV-Premiere: Biene Maja. Feltas-Archiv, feltas.de abgerufen am 9. September 2021
  4. Die Biene Maja kommt ins deutsche Fernsehen. Bayerischer Rundfunk, br-klassik.de abgerufen am 9. September 2021
  5. 1976: 1. Folge „Maja wird geboren“. fernsehserien.de abgerufen am 9. September 2021
  6. Hans-Peter Siebenhaar: Schlanke Biene. In: Handelsblatt. Nr. 68, 9. April 2013, ISSN 0017-7296, S. 24.
  7. ZDF Presse und Information: "Die Biene Maja" fliegt wieder los: ZDF und Studio 100 produzieren zweite Staffel der Animationsserie in 3D-Optik. In: presseportal.zdf.de. 6. September 2016, abgerufen am 13. Mai 2022.
  8. Auszeichnungen für Musikverkäufe: DE
  9. Slávka Rude-Porubská: Vergessen und unsichtbar? Übersetzerinnen der „Biene Maja“ von Waldemar Bonsels
  10. Für mehr Informationen siehe den Artikel in der englischsprachigen Wikipedia: en: Benjamin Szold
  11. Nachum T. Gidal: Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Weimarer Republik. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh 1988, ISBN 3-570-07690-3. Neuauflage: Könemann, Köln 1997, ISBN 3-89508-540-5, S. 198
  12. Maria Lazar: Waldemar Bonsels und das deutsche Insekt. Nr. 7. Ullstein Verlag, Juli 1926, S. 149–151 (Digitalisat).
  13. Stefan Krombach: „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ erscheint als Hörbuch-Podcast. In: PressNetwork.de. 27. Dezember 2022, abgerufen am 1. Januar 2023.
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