Bismarckburg war der Name einer Kolonialstation in der Deutschen Kolonie Togo. Der Ort war nach dem Reichsgründer Otto von Bismarck benannt.
Geschichte
Die Station wurde im Juni 1888 von dem Forscher Ludwig Wolf gegründet. Sie war eine der ersten dauerhaft bewohnten Europäerstationen im Inneren Westafrikas und befand sich auf dem 750 Meter hohen Adadoberg. In den Jahren 1889/90 wurde die Station von Erich Kling geleitet und war Ausgangspunkt mehrerer Expeditionen zur Erforschung des Hinterlandes und zur Ausbreitung des deutschen Einflusses in dem Gebiet. Kling und sein Nachfolger Richard Büttner ließen zur Befestigung einen Palisadenzaun errichten. Die Station bestand zu dieser Zeit aus neun Lehmgebäuden, die in einem Rechteck angeordnet waren. Das bebaute Gelände war 47 × 56 Meter groß. Die Station war mit zwei Deutschen – dem Stationsleiter und einem Mechaniker – besetzt. Außerhalb der Palisaden lagen landwirtschaftliche Flächen, auf denen Anbauversuche mit europäischen Feldfrüchten und tropischen Nutzpflanzen durchgeführt wurden. Um das Jahr 1900 wurde noch eine Kola- und Kaffeeplantage betrieben.
Das kaiserliche Kommissariat unter Jesko von Puttkamer stand der Station aufgrund ihrer Abgelegenheit und wirtschaftlichen Ineffizienz skeptisch gegenüber. Statt den Handel zur deutschen Togoküste zu lenken, stärkte sie die bestehenden Verbindungen zur britischen Goldküste. Bereits am 30. Juni 1894 wurde der Status als Europäerstation aufgehoben. Zwischen 1888 und 1897 war in Bismarckburg eine Wetterstation der Deutschen Seewarte aktiv. Die Kolonialstation unterstand noch bis 1914 als Nebenstation einem deutschen Bezirksleiter in Kete Krachi. Wirtschaftlich blieb sie bedeutend, da afrikanische Händler in die Umgebung kamen, um Kautschuk zu erwerben.
In der Nähe befindet sich heute Yégué (8° 11′ N, 0° 39′ O ) in der Präfektur Sotouboua.
Siehe auch
Weblinks
- Foto der Station Bismarckburg in Togo
- Bismarckburg, Großer deutscher Kolonialatlas, Archivführer Deutsche Kolonialgeschichte
- Mèhèza Kalibani: Zwischen "Bismarckburg" und "Nachtigalplatz". Die Kolonie als politisches Symbol des Kaiserreichs anhand der 'Musterkolonie' Togo, Munich, GRIN Verlag 2019, https://www.grin.com/document/477611.
Literatur
- Bismarckburg. In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Quelle & Meyer, Leipzig 1920, Band I, S. 217 (online).
- Meyers Enzyklopädisches Lexikon.
- Der große Weltatlas, Kartographisches Institut Bertelsmann, Gütersloh 1963.
- Peter Sebald: Togo 1884–1914. Akademie-Verlag, Berlin 1988, S. 82ff
Einzelnachweise
- ↑ Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Stichwort Wolf, Ludwig (Memento des vom 21. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Rochus Schmidt: Deutschlands Kolonien. Band 2, Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund, Berlin 1898, S. 182 ff. (Reprint durch Weltbild Verlag. Augsburg 1998)
- ↑ Conrad Weidmann: Deutsche Männer in Afrika. Bernhard Nöhring, Lübeck 1894. (Nicht mehr online verfügbar.) In: forgottenbooks.com. S. 187, archiviert vom am 23. Februar 2015; abgerufen am 22. Juni 2022. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Stichwort Kling, Erich (Memento des vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Reise des Hauptmanns Kling von Lome über Salaga nach Bismarckburg im Sommer 1891. In: Mitteilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten aus den deutschen Schutzgebieten. Band 5, 1892, (S. 1–6).
- ↑ Bericht des Dr. Büttner über die Station Bismarckburg (Togo-Gebiet). In: Deutsches Kolonialblatt, Band 2, 1891, S. 466–469, S. 492–494.
- 1 2 Rudolf Fitzner: Deutsches Kolonial-Handbuch. Band 1, 2. erw. Aufl., Hermann Paetel, Berlin 1901, S. 48 f. (Reprint, Melchior Verlag, Wolfenbüttel).
- ↑ Deutscher Wetterdienst: Stationsliste der Überseestationen. Stand 11. Januar 2019, S. 17. (pdf)
Koordinaten: 8° 10′ 32,7″ N, 0° 41′ 9,4″ O