Bleib’n mr noch a weng do (deutsch: „Bleiben wir noch ein wenig da“) ist eines der bekanntesten Volkslieder des Erzgebirges aus dem Jahr 1903, geschrieben vom Volksdichter Anton Günther. Das Lied etablierte sich über die Jahre auch als Weihnachtslied.

Publikationsgeschichte

Bleib’n mr noch a weng do erschien zuerst 1903 als Liedpostkarte Nr. XX in Ant. Günthers Selbstverlag. Sie zeigte als einfarbiges Motiv das Unterkunftshaus auf dem Fichtelberg im Mondschein. Diese Liedpostkarte wurde später von Anton Günther unter der Nr. 19 vertrieben, das Motiv wurde dann auch farbig gestaltet. 1955/1956 erschien mit Zustimmung der Erben Günthers eine Liedpostkarte mit farbigem Motiv im Verlag Erhard Neubert in Karl-Marx-Stadt unter der Nummer 8979. Sie gibt als Entstehungsjahr des Liedes 1901 an, so wie es Anton Günthers Erben bereits auf den Liedpostkarten nach 1939 getan hatten. Bereits 1938 gab Helmuth Stapff in seinem Liederbuch Unner Haamit. Lieder aus dem Silbernen Erzgebirge und 1939 Horst Henschel in Singendes Land. 400 Mundartlieder aus der Erzgebirge – beide in Abstimmung mit dem Rechteinhaber der Noten, Friedrich Hofmeister – 1901 als Entstehungsjahr des Liedes an.

1909 erschien in der Buchhandlung Goedsche in Schneeberg eine Klavierfassung des Liedes. 1914 verlegte der Hofmeister Musikverlag in Leipzig eine Klavierfassung, die von Artur Henschel eingerichtet wurde. Sie erschien im Band 3 D'r Toler-Hans-Tonl. Anton Günthers Erzgebirgslieder mit Klavierbegleitung.

Interpretationen

Bleib’n mr noch a weng do wurde von Anton Günther selbst eingesungen und bereits in den 1920er Jahren mehrfach auf Schellackplatten veröffentlicht. Das Lied wurde bis heute vielfach nachgesungen und neuinterpretiert, unter anderem von den Crottendorfer Spatzen und Gitta Walther.

Melodie und Text

Melodie und Text der hier angegebenen Fassung entsprechen der 1903 von Anton Günter als Liedpostkarte veröffentlichten Version.

1. Nu saht naus wie’s wattern tut,
saht naus wie’s schneit,
heit känn’ mr net ham gieh
denn dr Wach is za weit,
heit känn’ mr net ham gieh,
denn dr Wach is’ za weit.

E nu sa ja, e nu sa ja,
drem bleibn mr noch a weng do,
e nu sa ja, e nu sa ja,
drem bleib’n mr noch a weng do.

2. Ja heit be dan Watter
Do känn’ mr net ham gieh,
Mr kännt’n sich verlafn
On wisst’n net wuhie.
Mr kännt’n sich verlafn
On wisst’n net wuhie.

Chor: E nu sa ja, u. s. w.

3. Wos wolln mr denn mach’n,
Wos wolln mr denn treib’n,
Be dan Watter iss en best’n,
Wenn mr do sitz’n bleib’n.
Be dan Watter iss en best’n,
Wenn mr do sitz’n bleib’n.

Chor: E nu sa ja, u. s. w.

4. Da Ther is’ verwattert.
Da Fanster sei gefrorn,
Ower henna en dan Schtüwl
Iss gemüthlicher word’n.
Ower henna en dan Schtüwl
Iss gemüthlicher word’n.

Chor: E nu sa ja, u. s. w.

5. Heit schlüsst mr kan Hund naus
Heit müsst mr drfrern,
Drem tut när racht flässich
En Ufn nei schern.
Drem tut när racht flässich
En Ufn nei schern.

Chor: E nu sa ja, u. s. w.

6. Schenkt när noch a Halwa
A Halwa schenkt ei,
Mer bleib’n heit noch lustig
War wass wu mr morgn sei.
Mer bleib’n heit noch lustig
War wass wu mr morgn sei.

Chor: E nu sa ja, u. s. w.

Diskografie

Schellackplatten

Andere Medien

  • Crottendorfer Spatzen, auf der LP Erzgebirgs-Weihnacht, 1974, ETERNA, Neuauflagen 1977, 1987, 1990
  • Anton Günther, CD Anton Günther - 25 Heimat- und Vaterlandslieder, 2008, BT-Music, Neuauflage 2016
  • Petra Günther und ihre Original Erzgebirgischen Elbtalmusikanten, CD De neie Mode, recordJet, 2012
  • Geschwister Caldarelli, Winterobmd im Arzgebirg, ETERNA, 1958, OCLC 857985701
  • Geschwister Caldarelli, LP Weihnachten im Erzgebirge, ETERNA, 1960, Neuauflagen 1963, 1999, 2005
  • Zschorlauer Nachtigallen: CD Laßt uns wieder Weihnachten feiern, B.T.M, 2019

Literatur

  • Bleibn mer noch a wing do! In: Helmuth Stapff (Hrsg.): Unner Haamit. Heimatlieder aus dem singenden Erzgebirge. Neue veränderte Auflage. Friedrich Hofmeister, Leipzig 1952, S. 61.
  • Gerhard Heilfurth, Isolde Maria Weineck (Hrsg.): Hundert Lieder mit Melodien des erzgebirgischen Volkssängers Anton Günther. Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Dortmund 1983, S. 98 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Elvira Werner: Mundart im Erzgebirge (= Sächsische Landesstelle für Volkskultur [Hrsg.]: Weiß-Grün. Band 17). Druck- und Verlagsgesellschaft, Marienberg 1999, ISBN 3-931770-18-4, S. 54 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche Dort zitiert nach: Sachsen im Feld und in der Heimat, Leipzig 1942).
  • Erich Mehlhorn: „Bleib'n mr noch a weng do“: Anton Günther – Liedermacher, Heimatdichter, Volkssänger. Rockstroh, Aue 2003, OCLC 76749017.
Wikisource: Bleib’n mr noch a weng do – Quellen und Volltexte

Fußnoten

  1. Friedrich Hofmeister: Hofmeisters Musikalisch-literarischer Monatsbericht. 81. Jahrgang, Oktober 1909. S. 296 (Textarchiv – Internet Archive)
  2. Handbuch der musikalischen Literatur. 15. Band = 12. Ergänzungsband, alphabetischer Teil A–Z. Friedrich Hofmeister, Leipzig 1920, S. 150 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche; auch online bei IMSLP).
  3. Crottendorfer Spatzen – Bleibn mer noch e wing do auf YouTube
  4. Gitta Walther – Bleib mer noch a weng do auf YouTube
  5. Anton Günther: Bleib’n mr noch a weng do. Selbstverlag, 1903 (wikisource.org).
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