Die Blutsühne ist eine umstrittene Lehre, die von Brigham Young, dem zweiten Propheten und Präsidenten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, verkündigt wurde. Sie besagt, dass die Sünde wider den Heiligen Geist durch Blutvergießen des Sünders gesühnt werden könne. Dabei solle das Blut des Sünders auf den Erdboden tropfen und versickern. Der mormonische Geheimbund der Daniten wird als Vollstrecker der Blutsünde angenommen.

Konzept

Nach mormonischer Lehre sühnt das Blut von Jesus Christus die Sünden aller, die zur Umkehr bereit sind, doch bei jenen, die „gegen den Heiligen Geist lästern“ reiche das allein nicht aus; Mord und Ehebruch werden als solche Lästerungen des Heiligen Geistes betrachtet. Jene, welche gegen den Heiligen Geist gesündigt haben, gelten den Mormonen daher als „Söhne des Verderbens“, die nach dem Tod von den Reichen der Herrlichkeit ausgeschlossen seien und in die „äußerste Finsternis“ geworfen werden. Diese Idee entwickelte Brigham Young am 21. September 1856 weiter, indem er verbreiten ließ:

„Es gibt Sünden, die von Menschen begangen werden, die weder in dieser noch in der kommenden Welt vergeben werden können. Und wenn sie ihre Augen geöffnet hätten, um ihren wahren Zustand zu sehen, wären sie vollkommen bereit, ihr Blut auf dem Boden vergießen zu lassen, so dass dessen Rauch als ein Opfer für ihre Sünden zum Himmel aufsteigen möge, denn, wenn dies nicht der Fall sein sollte, werden diese in der Geisterwelt bei ihnen verbleiben.“

Brigham Young

„Es gibt Sünden, für die durch ein Opfer auf einem Altar gesühnt werden kann, wie in alten Tagen, und es gibt Sünden, für die das Blut eines Lammes, eines Kalbes oder einer Wildtaube keine Verzeihung bewirken kann, denn diese müssen mit dem Blut eines Menschen gesühnt werden.“

Brigham Young

Da diese Ansicht Brigham Youngs über die Blutsühne heutzutage nicht als offizielle Lehre von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage bestätigt wird, ist sie in Vergessenheit geraten und den heutigen Mitgliedern zumeist unbekannt. Auch sind nach Brigham Young keine offiziellen Publikationen vom Hauptsitz der Kirche oder eindeutige Äußerungen von Kirchenautoritäten veröffentlicht worden, die diese Lehre als wahr bestätigt hätten. Kritiker verweisen jedoch auf vereinzelte Aussagen früherer Kirchenführer, die diesbezüglich nach Ansicht von Apologeten nicht ganz eindeutig sind.

Ebenso wird manchmal die spekulative Meinung geäußert, Brigham Youngs Aussagen hätten Einfluss auf den bundesstaatlichen Strafvollzug Utahs gehabt, da nämlich bis 2004 in diesem Bundesstaat das Erschießen neben der Giftspritze als eine Methode zur Ausführung der Todesstrafe „angeboten“ wurde, zwischen denen der Verurteilte wählen durfte. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dass es in früherer Zeit mehrere Bundesstaaten in den USA gab, die das Erschießen als Hinrichtungsart erlaubten, und dass es heute noch zwei andere Bundesstaaten gibt, die dem Erschießen noch nicht abgeschworen haben.

Ebenso nehmen manche Kritiker Youngs an, diese Lehre sei für einige der damaligen Morde an Abtrünnigen der Kirche verantwortlich gewesen. Definitive Beweise gibt es jedoch hierfür nicht.

1978 verfasste Bruce R. McConkie, Mitglied im Kollegium der Zwölf Apostel, unter der Anweisung des Kirchen-Präsidenten Spencer W. Kimball einen offenen Brief, in welchem er angab, dass sich Youngs Ausführungen nicht auf die heutige oder damalige Gegenwart beziehen, sondern auf die Zeit von Moses und des biblischen Israels.

Einzelnachweise

  1. Predigt von Brigham Young, Journal of Discourses, Band 4, S. 53f. Auch in der Deseret News, 1. Oktober 1856, S. 235
  2. Bruce R. McConkie an Thomas B. McAffee, 18. Oktober 1978., shields-research.org.
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