Bona Dea (lateinisch für „die gute Göttin“) war in der römischen Religion die Göttin der Fruchtbarkeit, Heilung, Jungfräulichkeit und der Frauen. Ihr wahrer Name wurde von den Priesterinnen geheim gehalten. Sie war die Tochter von Faunus und wurde manchmal auch Fauna genannt. Sie hatte in Rom einen Tempel auf dem Aventin. Ihr Kult bestand in Rom wahrscheinlich seit dem 3. Jahrhundert v. Chr.

Verehrung

Jährlich am 4. Dezember wurden im Haus eines römischen Magistrats cum imperio geheime Riten zu ihren Ehren abgehalten. Männern war die Teilnahme verboten, selbst Abbildungen von Männern oder männliche Tiere waren hiervon betroffen. Geschmückt war der Festraum mit Weinlaub, die Verwendung von Myrte war hingegen untersagt. Wein, Musik und Tanz müssen als Bestandteil der Feierlichkeiten angesehen werden. Ihr öffentliches Fest fand am 1. Mai statt. Auch hier waren Männer nicht zugelassen. Kranke ließen sich gerne in den Garten bei ihrem Tempel bringen, wo medizinische Kräuter von Priesterinnen gezogen wurden.

Der Ursprung des wohl im 3. Jahrhundert v. Chr. eingeführten Kultes ist unklar. Vermutlich liegt die Durchmischung zweier unterschiedlicher Kulte, eines griechischen und eines altitalischen, vor. Der Kult war vor allem in Mittelitalien verbreitet, wobei sie auch als nur lokale Schutzgöttin auftreten konnte. Andere Namen der Gottheit waren Fauna, Fatua, Fenta Fauna und Fenta Fatua.

Die um Bona Dea bestehenden Legenden sind erst nachträglich aus den Kultfeierlichkeiten abgeleitet worden. In einer Version ist sie die überaus keusche Gemahlin des Faunus, der sie mit Myrtenruten totschlägt, nachdem sie sich heimlich berauscht hatte. Aus Reue erhob er sie in der Folge zur Göttin. Einer anderen Version zufolge ist sie Tochter des Faunus, der ihr immer wieder nachstellt, sich ihr aber erst, nachdem er sich in eine Schlange verwandelte, erfolgreich nähern kann. In einem anderen Legendenbereich wird berichtet, dass man während einer Festlichkeit zu Ehren Bona Deas dem vorbeiziehenden Hercules verweigerte, einen Trank zu nehmen. Daraufhin habe Hercules Frauen von den Feiern und Opfern an der Ara Maxima ausgeschlossen.

Sie wird in Verbindung gebracht mit Füllhorn, Schlangen und Münzen, auf denen ihre Abbildung häufig zu finden ist. In der Kaiserzeit blieb ihr Kult bedeutend, wobei sie allerdings mit der Zeit zunehmend mit anderen Mutter- und Fruchtbarkeitsgottheiten verschmolzen wurde (siehe Synkretismus). In der Spätantike war die Bona Dea Ziel heftiger christlicher Polemik; möglicherweise ging es um eine Abgrenzung vom damals aufkommenden Marienkult.

Der Bona-Dea-Skandal des Jahres 62 v. Chr.

Während der Feier für Bona Dea im Dezember 62 v. Chr. drang Publius Clodius Pulcher als Frau verkleidet in Caesars Haus ein. Caesar war damals Pontifex Maximus und in seinem Haus wurde die Feier abgehalten. Angeblich wollte sich Clodius dort mit einer Geliebten treffen, wurde aber entdeckt. Der anschließende Skandal führte zur Scheidung Caesars von seiner zweiten Frau Pompeia. Im anschließenden Prozess, der von Cato angestrengt wurde, entkam Clodius der Verurteilung durch Bestechung. Die Aussage Ciceros gegen Clodius führte zur lebenslangen Feindschaft der beiden Männer.

Literarische Nachwirkung

In Anspielung auf die römische Gottheit benannte Robert Musil in seinem Roman Der Mann ohne Eigenschaften eine Figur Bonadea.

Literatur

  • Hendrik H. J. Brouwer: Bona Dea. The Sources and a Description of the Cult (= Études préliminaires aux religions orientales dans l’empire romain. 110). Brill, Leiden u. a. 1989, ISBN 90-04-08606-4 (Google-Books).
  • Werner Eisenhut: Bona Dea. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 925f.
  • Attilio Mastrocinque: Bona Dea and the Cults of Roman Women (= Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge. 49). Franz Steiner, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-515-10752-5.

Anmerkungen

  1. Tibull, Elegiae 1,6,22.
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