Die Brücke Vittorio Emanuele war eine Brücke über die Moësa an der neuen Handelsstrasse über den San-Bernardino-Pass im Kanton Graubünden, die zwischen dem Sommer 1819 und dem Sommer 1823 angelegt wurde. 1869 stürzte sie ein.

Beschreibung

Die Strasse verband die wirtschaftlichen Zentren der Lombardei und des Piemonts mit dem Norden Europas. An der Finanzierung beteiligte sich neben dem Kanton Graubünden und der Gemeinde auch das an der Verbindung interessierte Königreich Sardinien.

Das Projekt und die Ausführung der Arbeiten standen unter der Leitung des Tessiner Unternehmers und Staatsrates Giulio Pocobelli (1766–1843) aus Melide. Für die Linienführung wählte Pocobelli den Hang am rechten Ufer und überquerte die Moësa an ihrer engsten Stelle mit einer grossen Bogenbrücke. Sie hatte eine Spannweite von 21,30 Metern (72 Fuss), ihre Höhe über dem Fluss betrug 30 Meter (106 23 Fuss). Die Fahrbahn war 5 Meter (20 Fuss) breit. Pocobelli widmete dieses «Prunkstück der neuen Strasse» dem sardisch-piemontesischen König Vittorio Emanuele I, der die Brücke massgeblich mitfinanziert hatte.

Einsturz

Die fahrlässige Ausführung der Arbeiten, Konstruktionsfehler und die Instabilität des Felsens beim östlichen Widerlager führten zu schwerwiegenden Schäden der Konstruktion. Bereits 1826/27 musste der obere Teil der Brücke neu gebaut werden; Ingenieur war Richard La Nicca.

Im März 1824 kam es kurz vor der Brücke zu einem Lawinenniedergang, bei dem auch der Landammann Pietro Schenardi aus Roveredo GR ums Leben kam. Die fantasievolle Darstellung eines unbekannten Künstlers zeigt die Brücke spiegelverkehrt. 1833 zeichnete der Engländer William Henry Bartlett die Brücke bei seiner Reise über den San Bernardino, 1841 William Turner.

1864 wurde eine neue Linienführung auf der linken Flussseite geplant und realisiert; als neuer Übergang über die Moësa wurde einige hundert Meter talwärts der Ponte Nev (Neue Brücke) gebaut. Der Strassenabschnitt mit der baufällig gewordenen «Königsbrücke» wurde dem Zerfall überlassen. Die Brücke stürzte im Sommer 1869 ein. Das Fundament auf der westlichen Seite der Moësa hat sich recht gut erhalten; auf der anderen Seite ist davon kaum noch etwas zu erkennen.

Oberhalb des Ponte Nev ist der Verlauf der alten Strasse noch deutlich erkennbar. Eine Informationstafel erinnert an die «Königsbrücke».

Bilder

Literatur

  • Die Königsbrücke Vittorio Emanuele, «mein Lieblingskind». In: Bundesamt für Strassen (Hrsg.): Historische Verkehrswege im Kanton Graubünden. Bern 2007, S. 34–39 (sylon.net [PDF; 2,8 MB]).
Commons: Bridge Vittorio Emanuele – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Johann Jakob Meyer: Die neuen Strassen durch den Kanton Graubündten. In dreyssig Blättern von Chur über den Splügen bis zum Comersee, und über den Bernhardino bis Bellinzona dargestellt […] Mit einer Einleitung und mit Erklärungen von Doktor J. G. Ebel […] Nebst einer Wegkarte von H. Keller. Zürich 1826, S. 90.
  2. Leza Dosch: Kunst und Landschaft in Graubünden. Scheidegger & Spiess, Zürich 2001, S. 78.
  3. Leza Dosch: Kunst und Landschaft in Graubünden. Scheidegger & Spiess, Zürich 2001.

Koordinaten: 46° 28′ 38,4″ N,  10′ 23″ O; CH1903: 733189 / 148806

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.