Brasilianisches Heer
Exército Brasileiro

Aufstellung 1648 (Faktisch)
1822 (Offiziell)
Staat Brasilien Brasilien
Streitkräfte Brasilianische Streitkräfte
Truppengattung Teilstreitkraft (Heer)
Stärke 214.000 Soldaten
Hauptquartier Brasília
Website www.eb.mil.br
Leitung
Oberbefehlshaber Präsident Luiz Inácio Lula da Silva
(seit 1. Januar 2023)
Verteidigungsminister José Múcio Monteiro
Kommandeur des Heeres Tomás Miguel Ribeiro Paiva

Das Brasilianische Heer (portugiesisch Exército Brasileiro) ist mit rund 214.000 Soldaten die größte Teilstreitkraft der brasilianischen Streitkräfte.

Geschichte

Während der Kolonialzeit als Estado do Brasil und während des Vereinigten Königreichs von Portugal, Brasilien und den Algarven waren in Brasilien überwiegend portugiesische Truppen präsent. Es wurden aber bereits mit der Gründung der Companhia Geral do Comércio do Brasil 1648/49 auch örtliche militärische Verbände gegründet.

Mit der Unabhängigkeitserklärung von Portugal wurde im Jahr 1822 eine eigene Armee des Kaiserreichs Brasilien aufgestellt, das Kaiserliche Brasilianische Heer (Exército Imperial Brasileiro), das im Argentinisch-Brasilianischen Krieg 1825 bis 1828 seinen ersten größeren Kriegseinsatz erlebte. Das Heer bewährte sich auch im extrem blutigen Tripel-Allianz-Krieg Brasiliens, Argentiniens und Uruguays gegen Paraguay (1864 bis 1870). Der Krieg endete mit der völligen Niederlage Paraguays. Nach der Republikgründung 1889 ging das Exército Imperial Brasileiro in das heutige Heer über.

Am Ersten Weltkrieg nahm Brasilien ab 1917 teil, nachdem mehrfach Handelsschiffe von deutschen U-Booten versenkt worden waren. Der Einsatz beschränkte sich allerdings hauptsächlich auf Kontroll- und Marineoperationen im Südatlantik. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte das brasilianische Heer mit einem Kontingent von 25.700 Mann ab September 1944 auf Seiten der Alliierten vorwiegend im Mittelmeerraum, insbesondere in Italien (siehe auch Brasilianisches Expeditionskorps in Europa).

Gliederung

Das Heer verfügt insgesamt über 30 Brigaden, davon sind 14 Infanterie- und 8 Panzer- bzw. mechanisierte Brigaden. Die Geografie des Landes erfordert die Überwachung einer langen Grenzlinie und großer unbesiedelter Gebiete, was die Schwerpunktsetzung auf die Infanterie erklärt. Die Unzugänglichkeit eines Großteils der Grenzgebiete (Regenwald, Gebirge) ermöglicht gleichzeitig den Verzicht auf eine starke Panzerwaffe. Rund 350 vorhandene Kampfpanzer (wie auch ein Großteil der rund 600 Artilleriegeschütze und die 1800 gepanzerten Fahrzeuge) waren zwischenzeitlich veraltet. So bilden der Leopard 1 und der M60 noch immer das Rückgrat der Panzertruppe. Abhilfe schuf die Beschaffung von 220 kampfwertgesteigerten Leopard 1A5 aus Beständen der Bundeswehr, so dass die Panzertruppe 2022 über 296 einigermaßen moderne Kampfpanzer verfügt. Der in den 1980er Jahren von Engesa entwickelte Kampfpanzer EE-T1 Osório kam aus finanziellen Gründen nie über den Prototypenstatus hinaus.

Die riesigen Regenwaldgebiete des Landes haben zu einer Spezialisierung der brasilianischen Infanterie auf den Dschungelkampf geführt. Fünf Brigaden des Heeres sind besonders dafür ausgebildet und ausgerüstet, zudem existiert eine eigene Dschungelkampfschule. Seit 1957 verfügt Brasilien auch über von den Vereinigten Staaten ausgebildete Spezialkräfte in Brigadestärke.

Kommandostruktur der Landstreitkräfte

Ausrüstung

Das Brasilianische Heer verfügt über folgende Ausrüstung:

Fahrzeuge

Typ Herkunft Funktion Version Anzahl Anmerkungen
Leopard 1  Deutschland Kampfpanzer A1BE
A5BR
41
220
M60  Vereinigte Staaten Kampfpanzer A3 35
M41  Vereinigte Staaten Leichter Panzer C 50
Centauro  Italien Schützenpanzer II 2 96 bestellt
EE-9 Cascavel  Brasilien Spähpanzer 408
VBTP-MR Guarani  Brasilien Schützenpanzer
Mannschaftstransporter
13
ca. 575
M113  Vereinigte Staaten Mannschaftstransporter A1
BR
A2
M577A2
198
386
12
64
EE-11 Urutu  Brasilien Mannschaftstransporter 223
Iveco LMV  Italien Mehrzweckfahrzeuge LMV-BR 9 Weitere 23 bestellt
Dachs  Deutschland Pionierpanzer 5
Greif  Österreich Pionierpanzer
Sabiex HART  Belgien Pionierpanzer 2
Bergepanzer 1  Vereinigte Staaten Bergepanzer 4
Bergepanzer 2  Deutschland Bergepanzer 9
M578  Vereinigte Staaten Bergepanzer
Biber  Deutschland Brückenlegepanzer 5
XLP-10  Brasilien Brückenlegepanzer
Improved Ribbon Bridge System
Floating Support Bridge
 Vereinigte Staaten Pontonbrücke

Artillerie

Typ Herkunft Funktion Version Anzahl Anmerkungen
M109  Vereinigte Staaten 155-mm-Panzerhaubitze A3
A5
A5+
37
100
32
M101
M102
 Vereinigte Staaten 105-mm-Haubitze 233
L118 Light Gun  Vereinigtes Königreich 105-mm-Haubitze 40
Gebirgshaubitze Modell 56  Italien 105-mm-Haubitze 63
M114  Vereinigte Staaten 155-mm-Haubitze 95
ASTROS II  Brasilien 127-mm-Mehrfachraketenwerfer Mk. 3M
Mk. 6
18
18
L16  Vereinigtes Königreich 81-mm-Mörser 453
M936 AGR  Brasilien 81-mm-Mörser 715
M2 RAIADO  Brasilien 120-mm-Mörser 77

Panzer- und Flugabwehrwaffen

Typ Herkunft Funktion Version Anzahl Anmerkungen
Eryx  Frankreich Panzerabwehrlenkwaffe
MILAN  Frankreich
 Deutschland
Panzerabwehrlenkwaffe
MSS-1.2  Brasilien Panzerabwehrlenkwaffe AC
FFV Carl Gustaf  Schweden Reaktive Panzerbüchse
M40  Vereinigte Staaten Rückstoßfreies Geschütz A1 194
Gepard  Deutschland Flakpanzer 1A2 34
RBS-70  Schweden MANPADS
9K38 Igla  Sowjetunion MANPADS Igla
Igla-S
Oerlikon Zwillingskanone  Schweiz Flugabwehrkanone GDF-001 39 Zum Teil ausgestattet mit Contraves Superfledermaus
Bofors-Geschütz  Schweden Flugabwehrkanone L/70 27

Luftfahrzeuge

Typ Herkunft Funktion Version Anzahl Bestellt Anmerkungen
Hubschrauber
Eurocopter Dauphin  Frankreich Mehrzweckhubschrauber AS365
AS565
33
Airbus Helicopters H125  Frankreich Mehrzweckhubschrauber H125M 33
Airbus Helicopters H225M  Frankreich Mehrzweckhubschrauber 14 2
Aérospatiale AS 332  Frankreich
 Vereinigtes Königreich
Transporthubschrauber H215M 8
Sikorsky UH-60  Vereinigte Staaten Transporthubschrauber S-70
UH-60M
4 Drei weitere geplant
Unbemannte Luftfahrzeuge
XMobots  Brasilien Aufklärungsdrohne
Kampfdrohne
Nauru 1000C
FT Sistemas FT-100 Horus  Brasilien Aufklärungsdrohne
DJI  Volksrepublik China Aufklärungsdrohne Phantom
Mavic

Siehe auch

Commons: Brasilianische Heer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2023. 123. Auflage. Taylor & Francis, 2023, ISBN 978-1-03-250895-5, S. 383–386.
  2. World Air Forces 2023. (PDF) Flight International, abgerufen am 1. August 2023.
  3. First two Centauro II armored vehicles for Brazil presented to Brazilian army Chief of Staff. In: www.armyrecognition.com. 13. Februar 2023, abgerufen am 1. August 2023 (englisch).
  4. Unidades del Ejército Brasileño comienzan a recibir los primeros lotes de nuevos vehículos IVECO LMV. In: www.zona-militar.com. 16. August 2022, abgerufen am 13. September 2022 (spanisch).
  5. General Dynamics European Land Systems Awarded New Contract to Supply Improved Ribbon Bridge System to Brazil. In: www.gdels.com. 22. Juni 2018, abgerufen am 14. September 2022 (englisch).
  6. Hemerson Brandão: Nauru 1000C: drone brasileiro terá versão armada. In: gizmodo.uol.com.br. 23. Mai 2022, abgerufen am 14. September 2022 (portugiesisch).
  7. Horus FT-100 Unmanned Aerial Vehicle (UAV). In: www.army-technology.com. 18. August 2016, abgerufen am 14. September 2022 (englisch).
  8. Victor Barreira: Brazilian Army mulls loitering munitions and armed UAVs. Janes Defence, 3. Dezember 2021, abgerufen am 14. September 2022 (englisch).
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