Als Haubitzen werden seit dem 19. Jahrhundert Geschütze der Artillerie bezeichnet, die sowohl in der oberen als auch in der unteren Winkelgruppe schießen können und sich dadurch von den Feldkanonen und Mörsern unterscheiden. Wie auch mit Kanonen können mit Haubitzen Ziele im direkten Richten (Flachfeuer) bekämpft werden. Haubitzen mit relativ großer Kaliberlänge werden als Kanonenhaubitzen bezeichnet.

Einsatzmöglichkeiten

Da Haubitzen mit getrennter Ladung (Granate und Treibladung, zum Beispiel 1. bis 6. Ladung) feuern, kann die nötige Schussweite durch entsprechende Rohrerhöhung und Treibladungswahl erreicht werden. Bei der Bekämpfung von Hartzielen wie Bunkern im direkten Richten wird die größte Treibladung gewählt, denn je stärker die Treibladung, desto gestreckter ist die Geschossflugbahn und desto höhere Mündungsgeschwindigkeit () und zielballistische Wirkung beziehungsweise Durchschlagskraft werden erreicht.

Im Rahmen der Weiterentwicklung der Geschütze wurden auch Feldkanonen entwickelt, die in der unteren und oberen Winkelgruppe schießen können (Bsp.: Kanone M107).

Für das indirekte Feuer wird ein Vorgeschobener Beobachter (VB), ein Artilleriebeobachter (AB) oder ein technisches Aufklärungsmittel benötigt, welche das Zielgebiet beobachten und das Artilleriefeuer lenken.

Namensentwicklung

  • Ursprünglich wurden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Steinbüchsen mit kurzem Rohr zum Beschuss von lebenden Kräften im Feld und mit größerem Kaliber bei Belagerungen eingesetzt. Sie schossen, ähnlich der Bliden, auf einer parabelförmigen Flugbahn. Aus ihnen differenzierten sich gegen 1400 alle Geschütztypen.
  • Zuerst wurde 1427 in Breslau eine mittlere Steinbüchse mit kurzem Rohr, die bequem und schnell zu laden war und folglich häufig schießen konnte, als „hawfenicze“ bezeichnet. Aus dem tschechischen „houfnice“ wurde Hauffnitze, bzw. Haubitze, ital. obice.
  • Die Bezeichnung Haubitze wurde im 19. Jahrhundert auf die entstandenen Mehrzweck-Geschütze angewendet, die im Gegensatz zu flach schießenden Kanonen vorrangig mit größeren Erhöhungswinkeln schossen.

Besondere Ausführungen

Feldhaubitzen sind auf Lafetten montiert, die von Zugmaschinen gezogen werden und Teil der Feldartillerie sind. Hier hat sich seit der Einführung dieser Geschützart nicht viel geändert; das Prinzip ist immer noch dasselbe. Es existieren spezielle Ausführungen wie zerlegbare Gebirgshaubitzen und leichte Geschütze, die luftverlastbar sind. Manche Geschütze wie die FH 155-1 haben einen Hilfsmotor, um im Eigenantrieb einen Stellungswechsel vornehmen zu können.

Bereits während des Zweiten Weltkrieges wurden gepanzerte und auf Kettenfahrgestellen beweglich gemachte Haubitzen, wie die M7 Priest oder die deutsche Panzerhaubitze Wespe, eingesetzt. Diese Geschützart wird heute von der Bundeswehr als Panzerhaubitze bezeichnet und gehört zur Panzerartillerie. In der Sowjetunion und bei ihren Verbündeten sowie in deren Nachfolgestaaten ist hierfür der Begriff Selbstfahrlafette üblich. Auch im englischen Sprachraum heißen selbstfahrende Haubitzen self propelled howitzer. Der Turm, in den das Geschütz integriert ist, schützt Besatzung und Geschütz vor Witterungseinflüssen und gegen Granatsplitter. Der Vorteil gegenüber gezogenen Haubitzen ist die Möglichkeit des schnellen Stellungswechsels, was vor allem bei schnell vorrückenden Streitkräften von besonderer Bedeutung ist.

Da diese Geschütze teuer sind, werden von vielen Staaten auch gezogene Haubitzen eingesetzt oder Haubitzen mit Radfahrgestell konstruiert. So entwickelte Frankreich eine ungepanzerte selbstfahrende Haubitze, CAESAR, auf einem LKW-Fahrgestell.

Beispiele

Feldartillerie, Radhaubitze

  • DANA aus tschechoslowakischer Produktion
  • AHS Kryl – polnischer Prototyp
  • Französische Haubitze System CAESAR

Feldartillerie, Selbstfahrlafette (SF) Kette

  • M107, bei der Bundeswehr „FK 175mm SF“; außer Dienst gestellt
  • M110, bei der Bundeswehr „FH 203mm SF“; außer Dienst gestellt
  • Typ 4 Ho-Ro, Kaiserlich Japanisches Heer

Feldartillerie, gezogene Geschütze

Panzerhaubitzen

Literatur

  • R. Böhm: Die deutschen Geschütze. 1939–1945. Hrsg.: F. M. von Senger und Etterlin. Bernard und Graefe, Bonn 1998, ISBN 3-7637-5989-1.
  • Werner Kießhauer: Kanonen und Haubitzen: Aufbau, Munition, Einsatz (= Militärtechnische Hefte MTH). 1. Auflage. Militärverlag der DDR, Berlin 1985, OCLC 67380654.
  • R. Germershausen, E. Schaub et al.: Waffentechnisches Taschenbuch. Hrsg.: Rheinmetall. 3. Auflage. Düsseldorf 1977, OCLC 664599417.
  • John F. Loosbrock: How to tell the guns, from the Howitzers. In: Popular Science. Vol. 158, No. 1. Popular Science Pub. Co., Januar 1951, ISSN 0161-7370, S. 124–127 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche Beschreibung, Entwicklungsvergleich, technische Details).
  • Alfred Muther: I. Teil Feldgeschütze. In: Das Gerät der leichten Artillerie vor, in und nach dem Weltkrieg. 5. Band. Bernhard & Graefe, Berlin 1937 (Online).
  • Hermann Schirmer: Das Gerät der schweren Artillerie. in vor und nach dem Weltkrieg. In: Alfred Muther (Hrsg.): Sammelwerk=Das Gerät der Artillerie. V. Teil, Vol. 1. Bernhard & Graefe, Berlin 1937 (Online).
  • Hermann Schirmer: Das Gerät der schweren Artillerie. in vor und nach dem Weltkrieg. In: Alfred Muther (Hrsg.): Sammelwerk=Das Gerät der schweren Artillerie. V. Teil, Vol. 2. Bernhard & Graefe, Berlin 1937 (Online).
  • United States Army: Foreign Military Weapons and Equipment, Volume I, Artillery, PAM 30-4-4, Headquarters, Department of the Army, 1955 (Volltext online)
  • United States Army: Catalog Of Enemy Ordnance Materiel, Office of the Chief of Ordnance, 1945, Seite 1, (online bei archive.org).
Commons: Haubitzen – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Haubitze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur: Scriptores rerum Silesiacarum. Band 6. Breslau 1855, S. 55.
  2. Haubitze. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 8, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1907, S. 872.
  3. Hauffnitz. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 8, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1907, S. 875.
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