Braune-Hainsimse | ||||||||||||
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Braune-Hainsimse (Luzula alpinopilosa) im Vordergrund Plantago atrata | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Luzula alpinopilosa | ||||||||||||
(Breistr.) Chaix. |
Die Braune Hainsimse (Luzula alpinopilosa) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Binsengewächse (Juncaceae) gehört.
Beschreibung
Die Braune Hainsimse ist 5–20(–30) cm hoch. Sie bildet lange unterirdische Ausläufer und ist rasig wachsend. Stängel stehen einzeln. Die Blätter sind flach, 2–4 mm breit, lang behaart. Unterstes Hochblatt kürzer bis länger als der Blütenstand. Die schmalen Stängelblätter sind 1,5–3(–5) mm breit, am Rand spärlich bewimpert, den Blütenstand nicht erreichend. Die bewimperten Stängelblätter sind ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zur Feld-Hainsimse deren Stängelblätter immer kahl sind. Der Blütenstand besteht aus mehreren gestielten und sitzenden, bis 12-blütigen Köpfen, die seitlichen sind zur Fruchtzeit nickend. Alle Perigonblätter 3–4 mm lang, braun, allmählich zugespitzt. Staubbeutel 3–5mal so lang wie die Staubfäden. Reife Frucht wenig kürzer als die Perigonblätter. Griffel kürzer als der Fruchtknoten, Samen ca. 1,3 mm lang.
Verbreitung und Standort
Die Art kommt verstreut aber gesellig in Schneeboden-Gesellschaften der subalpinen und alpinen Stufe von den Alpen bis in den Balkan (Dinariden) vor. Sie unterstreicht in ihrem Lebensraum einen feuchten kühlen Standortcharakter. Sie bevorzugt schneewasserfeuchte, meist offene und feinskelettreiche Standorte in Schneetälchengesellschaften. Vergesellschaftet ist sie unter anderen mit Deschampsia cespitosa, Salix retusa, Salix herbacea, Euphrasia minima, Juncus jaquinii, Festuca violacea. Sie ist Namengebende Charakter- und Kennart der Gesellschaft des Luzuletum alpinopilosae Br. Bl. Dies tritt auf ruhendem Grobschutt- und Blockhalden an steilen Hängen mit 8–9 Monaten Schneebedeckung der Alpen auf. Hinzu noch Arenaria biflora sowie Sibbaldia procumbens. Der von der Braunen Hainsimse bestandene Standort zeigt humusreiche, auffallend feuchte Böden, die jedoch nie staunass sowie oberflächlich entkalkt sind.
Allgemein besiedelt Luzula alpinopilosa in der alpinen und subalpinen Stufe von (1250) 1700 bis 3250 m Schneetälchen, Schneehanglagen, Felsrunsen, Schutthalden und Bachufer. Sie ist nur auf kalkarmen, gut durchfeuchteten, meist offenen und feinskelettreichen Lehmböden anzutreffen. Die Alpenhainsimse ist Assoziationscharakterart (in der ssp. alpinopilosa) einer eigenständigen Schneebodengesellschaft der Silikatalpen, die BRAUN-BLANQUET 1926 als Luzuletum alpino-piiosae (Salicion herbaceae) beschrieben hat. Dieser Alpen-Hainsimsenrasen ist vor allem in den tieferen Lagen der alpinen Stufe zu finden.
Ökologisch fungieren Polser der Braunen Hainsimse als Schuttstauer, indem sie zu den ersten Pflanzenbestädnen führen die ruhende Inseln in sich dem Schutt entgegenstemmenden Hindernissen bilden.
Verwandte Arten der Braunen Hainsimse kommen in der Arktis sowie in Nord-West Amerika vor.
In Deutschland beschränkt sich ihr Vorkommen auf die Nördlichen Kalkalpen in Bayern sowie einen einzelnen isolierten Fund am Großen Arber im Bayerischen Wald. Sie wird nur in den Allgäuer Alpen, dem Wetterstein sowie den Berchtesgadener Alpen gefunden.
Innerartliche Variabilität
Die Braune Hainsimse ist im europäischen Areal durch vier Unterarten vertreten, die durch unterschiedliche Spreitenbreite der die grundständige Rosette bildenden Blätter gekennzeichnet sind; schmale Blätter (1–4 mm) besitzen die Populationen aus den Alpen: subsp. alpinopilosa und subsp. candollei. In den Karpaten wächst die durch 3–6 mm breite Blätter charakterisierte subsp. obscura. In den Gebirgen der Balkanhalbinsel (Bulgarien und das angrenzende jugoslawische Mazedonien) wachsen Populationen, die Velenovsky 1898 irrtümlicherweise als Luzula glabrata (ein Endemit der Ostalpen) bezeichnete, an welche Art jene durch ihren robusten Wuchs erinnern. Kozuharov bezeichnete diese Pflanzen als var. velenovskyi zur Art Luzula spadicea. Diese Pflanzen aus den Gebirgslagen Bulgariens und Nord-Mazedoniens werden heute taxonomisch gültig als Luzula alpinopilosa subsp. deflexa abgegrenzt. Sie sind durch auffallend breite Blätter (6–8 mm), robusten Wuchs (bis 50 cm hoch) und durch zu dritt und mehr zusammengedrängte Blüten in apikalen, dichasialen Blütenständen charakterisiert.
Unterarten
- Luzula alpinopilosa subsp. alpinopilosa – Die Nominatform – Alpen, Dinariden
- Luzula alpinopilosa subsp. candollei – Alpen
- Luzula alpinopilosa subsp. obscura – Karpaten
- Luzula alpinopilosa subsp. deflexa (syn. subsp. velenovskyi) – Südost-Dinariden, Sar Planina, Pirin
Einzelnachweise
- ↑ Schlüssel zu den Juncaceae und Typhaceae in Deutschland und Österreich (Jürgen Klotz)
- ↑ Michael Bahn, Christian Körner: Vegetation und Phänologie der hochalpinen Gipfelflur des Glungezer in Tirol. In: Berichte des naturwissenschaftlichen-medizinischen Verein Innsbruck. Jahrgang 74, 1987, S. 61–80 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Luzuletum alpinopilosae Br.-Bl. In: infoflora.ch.
- ↑ Hansjörg Gaggermeier: Die Alpenpflanze Luzula alpinopilosa auf dem Großen Arber – neu für den Bayerischen Wald In: Der Bayerische Wald. Jahrgang 17, Heft 1, 1987, S. 7–9 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Thorsten Englisch: Multivariate Analysen zur Synsystematik und Standortsökologie der Schneebodenvegetation (Arabidetatlia caeruleae) in den Nördlichen Kalkalpen. In: Stapfia. 59, Linz 1999, S. 1–211 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Erich Oberdorfer 1994: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, 7. Auflage. Hier S. 154.
- ↑ Luzula alpinopilosa in der Bayernflora
- ↑ Steckbriefe zu den Gefäßpflanzen Bayerns Luzula alpinopilosa (Chaix) Breistr. Braune Hainsimse
Weblinks
- Luzula alpinopilosa (Chaix) Breistr. In: infoflora.ch.
- Artengruppe Luzula alpinopilosa agg. In: blumeninschwaben.de.