Brockwitz
Große Kreisstadt Coswig
Koordinaten: 51° 8′ N, 13° 33′ O
Höhe: 105 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Juli 1950
Postleitzahl: 01640
Vorwahl: 03523
Blick aus der Nähe von Schloss Scharfenberg nach Osten auf Brockwitz, dahinter Coswig-Mitte

Brockwitz ist ein Ortsteil von Coswig im Landkreis Meißen, Sachsen.

Geographie

Brockwitz befindet sich etwa im Zentrum des Coswiger Stadtgebiets. Östlich von Brockwitz liegt die Coswiger Kernstadt, südöstlich Kötitz. Im Westen und Norden grenzen die anderen Coswiger Ortsteile Sörnewitz und Neusörnewitz an. Brockwitz liegt in der Nähe des Ufers der Elbe im nordwestlichen Teil des Elbtalkessels, am Südrand der Nassau. Am gegenüberliegenden Ufer befindet sich Reppina, ein Teil der zur Gemeinde Klipphausen gehörenden Ortschaft Scharfenberg.

Etwa im Zentrum der Flur blieb der Dorfkern in Form eines Straßenangerdorfs erhalten, der nach Nordwesten direkt in den Dorfkern von Clieben übergeht, das ebenso zum Ortsteil Brockwitz zählt. Im Osten von Brockwitz wurde Kies gefördert, Teile der Kiesgrube sind geflutet. Nördlich des Dorfkerns und auch südlich davon, also zur Elbe hin, schließen sich landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen an. Das im Norden der Gemarkung Brockwitz gelegene Neubrockwitz zählt zum Ortsteil Neusörnewitz.

Geschichte

Der Urkunde 19 des CDS II 1 vom 19. Juli 1013 ist zu entnehmen, dass König Heinrich II. dem durch feindliche Verwüstungen in seinen Einnahmen sehr geschädigten Hochstift Meißen sechs Dörfer übereignete. Eines dieser Dörfer hieß „Brochotina cethla“. Dies stellt die Ersterwähnung von Brockwitz dar und stammt vom altsorbischen *Brochotina sedła ab, was „Siedlung eines Brochota“ bedeutet. Brochota war möglicherweise der Name eines Lokators, der das Dorf Brockwitz gründete, und könnte seinerseits eine Kurzform des altpolnischen Personennamens Bronisław darstellen. Die Schreibweise „Brochtitz“ erscheint in einer Urkunde von 1205 und geht auf das ebenfalls altsorbische *Brochotici zurück, das „Siedlung der Leute eines Brochota“ bedeutet. Weitere belegte Formen sind „Broctitz“, „Bructicz“ und „Brocktitz“, bereits 1516 findet die heute gebräuchliche Schreibweise Verwendung.

Ausgrabungen entlang der geplanten Pipeline OPAL förderten 2008/2009 zahlreiche Zeugnisse jungsteinzeitlicher Besiedlung zutage und belegen die frühe Anwesenheit von Menschen in dem Gebiet. Auf der 613 Hektar (Stand: 1876) großen Brockwitzer Gewannflur betrieben die Einwohner neben Ackerbau und Viehzucht auch Weinbau.

Bei der Urkunde vom 19. Juli 1013 handelt es sich um die einzige Erwähnung von Brockwitz als dem Gau Nisan zugehörig. Die Ortsnamen wurden offenbar in dafür in dem Diplom gelassene Lücken später nachgetragen. Siedlungsgeographisch und nach den slawischen Quellen gehörte Brockwitz ursprünglich und auch später wieder zu Glomaci (Daleminzien). Das Dorf liegt westlich des Flaschenhalses, welcher durch frühgeschichtliche Wälder und frühgeschichtliche Rodungsflächen die Gaue Nisan und Glomaci voneinander trennte, aber leicht östlich von Meißen. Offenbar hatte die Gründung der frühdeutschen Grenzburg Meißen hier eine neue Grenzsituation geschaffen. 1013 scheint Heinrich II. nur über das kleine Gebiet westlich des Flaschenhalses in unmittelbarer Nähe der Burg Meißen verfügt zu haben. Gerhard Billig geht von einer (Rück)Verschiebung der Gaugrenze von Sörnewitz/Batzdorf in Richtung Südosten bis nach Kötitz/Gauernitz bereits im 11. Jahrhundert aus.

Markgraf Dietrich der Bedrängte stiftete Brockwitz und seine Nachbarorte 1205 dem Augustiner-Chorherren-Stift St. Afra in Meißen. Da das dortige Kloster auch das Patronatsrecht erhielt, stellt dies auch die Ersterwähnung der Brockwitzer Kirche dar. Im Jahre 1282 taucht ein „Petrus de Brocticz“ in einer Urkunde auf, der Ort war demnach damals ein Herrensitz.

Brockwitz zählte 1351 zum Distrikt Großenhain. Das Patronat ging unterdessen 1403 infolge eines Tauschs an das Rittergut Scharfenberg und damit an das Adelsgeschlecht von Miltitz über. In die Grundherrschaft teilten sich die Rittergüter Scharfenberg, Taubenheim und Batzdorf. Die Verwaltung übernahm 1547 das Erbamt Meißen. Seit 1856 war das Gerichtsamt Meißen zuständig, ab 1875 unterstand Brockwitz dann der Amtshauptmannschaft Meißen.

Seit Jahrhunderten befindet sich nördlich der Dorfkerns auf freiem Feld eine Holländerwindmühle. Ein verheerender Brand vernichtete 1571 weite Teile des Dorfes. Die Kirche wurde dabei bis auf den Turm zerstört. Der das heutige Ortsbild bestimmende Barockbau entstand im Jahre 1737. Zur Parochie gehören neben Brockwitz selbst auch Clieben und Sörnewitz.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bildete Brockwitz eine Landgemeinde, der das bis dahin rechtlich selbstständige Nachbardorf Clieben als Ortsteil angegliedert wurde. Im Zuge der Industrialisierung bildete sich im Norden der Flur der Ortsteil Neubrockwitz heraus. Die Dresdner Schnellpressenfabrik wurde 1898 in Brockwitz gegründet. Am 1. Juli 1950 erfolgte die Eingemeindung nach Coswig, Brockwitz erhielt als Ganzes den Status eines Coswiger Ortsteils.

Die flachen Weinberge fielen bereits der Reblauskatastrophe des 19. Jahrhunderts zum Opfer, sofern sie nicht schon vorher aufgegeben worden sind. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die Fluren um Brockwitz zu einem der bedeutendsten Anbaugebiete der Apfelbeeren bzw. Aronien.

Wegen des Elbhochwassers 2013 sagten die Veranstalter das im Sommer 2013 geplante Volksfest zur 1000-Jahr-Feier des Ortes ab. Es wurde im Sommer 2014 nachgeholt. Wegen der wiederholten Überschwemmungen sollen circa 40 Häuser angehoben werden.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
154732 besessene Mann, 30 Inwohner
176432 besessene Mann, 15 Gärtner, 32 Häusler
1834496
1871534
1890675
19101995
19252354
19393300
19463484
1950siehe Coswig

Sehenswürdigkeiten

Die Brockwitzer Dorfkirche bestimmt das Ortsbild.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Brockwitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 41. Heft: Amtshauptmannschaft Meißen-Land. C. C. Meinhold, Dresden 1923, S. 81.
Commons: Brockwitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinrich schenkt der bischöflichen Kirche von Meissen auf Klagen des Bischofs Eiko hin, daß seine Kirche durch feindliche Einfälle schweren Schaden erlitten und nahezu alles verloren habe, die Orte Glossen (Kr. Oschatz, Bz. Leipzig), Daubnitz, Schänitz, Mertitz (alle Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Dalaminci, ferner Golencizacethla (?) im Gau Gudici und Brockwitz (Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Niseni mit allem Zubehör und zu freiem Verfügungsrecht zum Nutzen der Kirche. RI II,4 n. 1786, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1013-07-19_1_0_2_4_1_551_1786 (Abgerufen am 3. November 2018).
  2. CDS II 1, Nr. 19 vom 19. Juli 1013: K. Heinrich eignet dem durch feindliche Verwüstungen in seinen Einnahmen sehr geschädigten Stift sechs Ortschaften in den Gauen Dalaminci, Gudici und Niseni […] Ideo eidem praefatae ecclesiae sex villas nostrae proprietatis concedimus, quatuor in pago Dalaminci Glupp, Difnouuocetla, Zenizi, Miratina cethla, V tam in pago Gudici nomine Golenciza cethla, VI tam in Niseni Brochotina cethla cum mancipiis utriusque sexus, silvis, venationibus, aquis aquarumve decursibus, piscationibus, molendinis, pratis, pascuis, aedificiis, viis et inviis, exitibus et reditibus ac cum omnibus appertinentiis inquisitis seu inquirendis.
  3. CDS II 1, Nr. 11, Anm. a): Setle, cethla wahrscheinlich verwandt mit dem slawischen sedlak, Dorfbewohner, Bauer, dürfte eine Niederlassung Ackerbau treibender Menschen bezeichnen.
  4. Ernst Eichler/Hans Walther: Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Bd. 1, Berlin 2001, S. 116.
  5. MG. DD. 3, 319 no. 269.
  6. Gerhard Billig: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. Archäologisch-archivalisch vergleichende Untersuchungen (= Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Bd. 20). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin (Ost) 1989, ISBN 3-326-00489-3, S. 71.
  7. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  8. Kulturbetriebsgesellschaft Meissner Land mbH: Brockwitz2014 – 1000 Jahre. Abgerufen am 29. November 2017.
  9. sz-online: Spezialauftrag Häuser hoch. In: SZ-Online. (saechsische.de [abgerufen am 4. Oktober 2017]).
  10. Haushebung Brockwitz - coswig.de. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
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