Brutus
Jacques-Louis David, 1790
Schwarze Kreide auf Papier
18,6× 22,3cm
Privatbesitz

Brutus ist eine Kohlezeichnung des Historienmalers Jacques-Louis David und zeigt einen Ausschnitt aus Davids Gemälde Die Liktoren bringen Brutus die Leichen seiner Söhne aus dem Revolutionsjahr 1789. Dargestellt ist Lucius Iunius Brutus, der legendäre erste Konsul der Römischen Republik.

Vorgeschichte

1789 hatte David im königlichen Auftrag für den Salon de Paris das Gemälde Die Liktoren bringen Brutus die Leichen seiner Söhne angefertigt. Brutus, der zuvor Rom von der Monarchie befreit hatte, musste feststellen, dass seine beiden Söhne in eine Verschwörung zur Wiederherstellung des Königtums verwickelt waren. Er blieb seiner republikanischen Überzeugung treu und ordnete ihre Hinrichtung an. David stellt den Moment dar, als die toten Söhne in das Haus des Brutus gebracht werden.

Aufgrund seiner Bezüge zur bürgerlichen Tugend und Opferbereitschaft für die Nation wurde das Gemälde äußerst populär. Insbesondere bei der erstarkenden republikanischen Bewegung stieß das Werk auf große Resonanz. David avancierte dadurch in Frankreich zum bekanntesten Künstler der Französischen Revolution, obwohl das Bild wahrscheinlich nicht als ein revolutionäres Werk beabsichtigt war, das einen unmittelbaren Zusammenhang zu den politischen Ereignissen herstellen und einen republikanischen Umsturz propagieren sollte.

Entstehung

Im Frühjahr 1790 verbrachte David mehrere Wochen in Nantes im Westen Frankreichs an der Atlantikküste. Ihm wurde ein begeisterter Empfang bereitet und man feierte ihn als bedeutendsten Maler in Frankreich. Der große Erfolg seines Gemäldes auf dem Pariser Salon war offensichtlich im ganzen Land bekannt. David fertigte daraufhin diese Zeichnung an, um dem Publikum einen Eindruck von Brutus zu vermitteln. Ob er sich dabei einer Vorlage bediente, ist nicht überliefert. Der weitere Verbleib der Zeichnung ist nicht dokumentiert. Heute befindet sich das Werk in Privatbesitz.

Beschreibung

Die Zeichnung ist in schwarzer Kreide ausgeführt, einem heute noch weit verbreiteten Zeichenmittel. Schwarze Kreide besteht aus feinerdigem, durch Kohle schwarz gefärbtem Tonschiefer. Es handelt sich also nicht um eine Art von Kreide, sondern um einen inkohlten Ölschiefer. Schwarze Kreide haftet gut auf der Papieroberfläche, wodurch ein je nach Härtegrad der schwarzen Kreide feines, detailreiches Zeichnen ermöglicht wird. Im Bereich des Kopfes ist die Zeichnung differenziert und mit großem Nachdruck gestaltet, Oberkörper und Arme sind dagegen nur angedeutet.

David skizzierte den Brutus im Gegensatz zur Figur auf seinem Gemälde mit entblößtem Oberkörper und aufrecht erhobenem Kopf. Brutus fixiert in der Zeichnung den Betrachter, wohingegen er im Gemälde gedankenverloren mit leicht geneigtem Kopf am Betrachter vorbei blickt. Insofern gleicht die Darstellung mehr dem antiken den Kopf einer Bronzebüste aus dem 4. oder 3. Jh. v. Chr., die als Kapitolinischer Brutus bekannt ist. Diese Büste aus den Kapitolinischen Museen in Rom diente David auch nachweislich als Vorlage für den Brutus in seinem Gemälde.

Am unteren Rand hat David eine Widmungsinschrift verfasst, die neben der porträtierten Person allem Anschein nach auch den Ort und das Datum der Entstehung der Skizze nennt:

Junii Bruti imago – Nantes ce 28 avril 1790 – David
Bild des Iunius Brutus – Nantes an diesem 28. April 1790 – David

Literatur

  • Maria Tsaneva: Jacques-Louis David: 91 Paintings and Drawings. Lulu Publishing 2014, ISBN 9781312000919.
  • Brutus. Web Gallery of Art, abgerufen am 14. April 2023.

Einzelnachweise

  1. Schwarze Kreide. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Abgerufen am 14. April 2022.
  2. Schwarze Kreide. Kunsthalle Karlsruhe, abgerufen am 14. April 2022.
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