Burg Friedlingen
Alternativname(n) Schloß Ötlikon; Schloss Ottlingen; Schloß Friedlingen
Staat Deutschland
Ort Weil am Rhein-Friedlingen
Entstehungszeit um 1311
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Burgstall, keine Überreste
Ständische Stellung Adlige
Geographische Lage 47° 36′ N,  36′ O

Die Burg Friedlingen ist eine abgegangene Wasserburg auf der Gemarkung des Ortsteils Friedlingen der Stadt Weil am Rhein im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg. Bis ins Jahr 1650 waren für die Burg Friedlingen auch die Namen Schloß Ötlikon oder Ottlingen gebräuchlich. Heutzutage spricht man eher von Schloss Friedlingen.

Lage

Das Schloss Friedlingen lag am Fuße des Leopoldshöher Raines. Es wurde als ein paradiesischer Ort inmitten einer wunderschönen Auenlandschaft, umgeben von Weihern und alten Baumbeständen, beschrieben. Aufgrund seiner exponierten Grenzlage zu Frankreich und auch zur Stadt Basel war die Umgebung des Schlosses immer wieder Schauplatz kriegerischer Handlungen. Schließlich wurde dem Schloss die unmittelbare Nähe zur französischen Vauban-Festung Hüningen zum Verhängnis, aus deren Schutz heraus die Franzosen im 17. und 18. Jahrhundert verheerende Einfälle in das Markgräflerland unternahmen.

Im heutigen Stadtbild von Weil am Rhein müsste man das Schloss westlich der Sternschanzstraße, zwischen Weiherweg und Lustgartenstraße lokalisieren.

Geschichte

Der Ort Ötlikon wurde im Jahre 1280 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte damals zur Landgrafschaft Sausenberg – das Basler Kloster Klingental erwarb dort Güter und war bis zu seiner Auflösung 1559 der größte Grundbesitzer.

Wann und von wem das Weiherschloss erbaut wurde, ist nicht bekannt. Im Jahre 1311 wurde es abermals erwähnt, als es als Lehen der Herren von Rötteln an die Basler Ritter der Münch von Münchenstein kam. Im Jahre 1356 wurde das Schlösschen durch das große Basler Erdbeben zerstört. Am 13. Juli 1368 verkaufte Konrad Münch von Münchenstein das Schloss und einige Ortschaften für 1400 Gulden an den Röttler Markgraf Rudolf.

Am 5. August 1445 wurde das Schloss, wie vom Basler Chronisten Christian Wurstisen erwähnt, in den Wirren des Alten Zürichkriegs von den Baslern in Brand gesetzt. Hintergrund war ein Rachezug der Basler in den österreichischen Breisgau. Auf ihrer Rückkehr zündeten die Basler das Schloss an, in dem sich der aus der Stadt ausgewiesene Basler Bürger Adelberg von Bärenfels aufgehalten hatte, der sich, wie andere Basler Ritter auch, für die Berufung der Armagnaken gegen die Schweizer ausgesprochen hatte.

In der Folgezeit verfiel das Schloss und wurde erst im Jahre 1561, also mehr als hundert Jahre später, von Michael Rappenberger, Landschreiber zu Rötteln, wieder instand gesetzt. Danach erwarben es die Herren von Rotberg, ehe es im Jahre 1640 von Markgraf Friedrich V. von Baden im Tausch gegen das Dorf Hertingen erworben wurde. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges überstand das Schloss nicht unbeschadet und musste daher abermals renoviert werden. Im Andenken an den Westfälischen Frieden und die überwundene Kriegszeit benannte der Markgraf Schloss Ötlikon im Jahre 1650 in Schloss Friedlingen um. Es folgte eine etwa 28 Jahre währende Blütezeit des Schlosses, in der es von der markgräflichen Familie für gesellschaftliche Anlässe, wie Hochzeiten, Hoffeste und Jagden genutzt wurde. Am 6. Februar 1678 wurde Schloss Friedlingen in den Kriegshandlungen des Holländischen Krieges von französischen Truppen unter dem Marschall François de Créquy besetzt und teilweise zerstört. Im Gegensatz zu den zerstörten Nachbarschlössern Rötteln, Sausenburg, Badenweiler oder Hiltelingen, wurde das Schloss Friedlingen wieder instand gesetzt.

Das neue, recht stattliche Kammergut Friedlingen bestand aus dem Schloss, dem Meierhof mit Wohnhaus, Hof, Scheune, Stallung, Speicher, einem Schäferhäuslein, einem Baum-, Kraut- und Grasgarten, landwirtschaftlichen Flächen und verschiedenen Fischweihern, sowie zwei Rheininseln. Nach der Schlacht bei Friedlingen am 14. Oktober 1702 wurde das Schloss zerstört und nicht wieder aufgebaut. Nachdem im Jahre 1733 im polnischen Erbfolgekrieg die letzten beiden verbliebenen Bauernhöfe des Ortes Friedlingen zerstört wurden, entschloss sich um ca. 1750 der Markgraf Karl Friedrich, das Kammergut und seine Ländereien an verschiedene Bauern und die Gemeinde Weil zu verkaufen.

Von der ehemaligen Burganlage ist nichts erhalten.

Literatur

  • Max Miller (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 6: Baden-Württemberg (= Kröners Taschenausgabe. Band 276). Kröner, Stuttgart 1965, DNB 456882928.
  • Franziska Geiges-Heindl: Von den Anfängen der Besiedelung bis zum Ende des Alten Reiches, In: Weil am Rhein (Herausgeber Fred Ludwig Sepainter), Weil a. Rh. 1986, S. 55/56
  • Ludwig Keller: Geschichte der Stadt Weil am Rhein. Weil am Rhein, 1961
  • Bruno Rabus: Friedlingen im Wandel der Zeiten – Gestern und Heute – 350 Jahre Westfälischer Friedensschluss und Namensgebung Friedlingen. In: Das Markgräflerland, Band 2/2000. Schopheim, 2000, S. 161–172 Digitalisat der UB Freiburg
  • Heinz Schneider, Beat Ernst: Natur und Landschaft der Region Basel, CD-Rom. Christoph Merian Verlag, Basel.
  • Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050–1515, herausgegeben von der Badischen Historischen Commission, bearbeitet von Richard Fester, Innsbruck, Verlag Wagner 1892
  • Karl Tschamber: Friedlingen und Hiltelingen. Ein Beitrag zur Geschichte der Ödungen im badischen Lande, Hüningen 1900 Internet Archive.
  • Adolf Poinsignon: Das ehemalige Schloß Friedlingen. In: Schau-ins-Land Jahrgang 15 (1889), S. 78–80 Digitalisat der UB Freiburg
Commons: Schloss Friedlingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Friedlingen (Ötlikon) – Aufgegangen“. In: Landeskundliches Informationssystem für Baden-Württemberg. Landesarchiv Baden-Württemberg, abgerufen am 16. November 2017.
  2. s. Regesten der Markgrafen. h690
  3. Eine Schilderung der Einnahme findet sich bei Karl Tschamber: IX. Die Kriegsereignisse in der Herrschaft Röteln. Einnahme der Schlösser Friedlingen, Hiltelingen, Röteln und Brombach im Jahre 1678. In: Friedlingen und Hiltelingen. Ein Beitrag zur Geschichte der Ödungen im badischen Lande, Hüningen, Selbstverlag 1900, S. 63–77; hier S. 70–72 Internet Archive.
  4. siehe Eintrag auf Landeskunde entdecken online – leobw
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.