Die Burg Hohnack (französisch Château du Hohnack) ist die Ruine einer Felsenburg in den Vogesen unweit der französischen Stadt Colmar im Elsass.
Geographische Lage
Die Burgruine befindet sich bei der Ortschaft Labaroche (deutsch Zell) auf dem 827 m hohen Berg Kleiner Hohnack, etwa sechs Kilometer westlich der Ortschaft Turckheim (deutsch Türkheim) und zwölf Kilometer westlich von Colmar sowie westlich des ausgedehnten Waldgebiets Türkheimer Wald.
Geschichte
Die Burg soll im 11. Jahrhundert erbaut worden sein, das Baujahr ist ungewiss. Es liegen keine stichhaltigen Beweise dafür vor, dass die Burg, wie in älterem Schrifttum vermutet wurde, auf Fundamentresten oder Trümmern einer römischen Festung errichtet worden war. Zwei auf dem Burgareal entdeckte Artefakte aus der Römerzeit sind eine Münze Valentinians I. und ein Schwert. Das Schloss stand an der äußersten Spitze einer Verteidigungslinie, die sich auf dem Rücken der Vogesen bis zur Wasenburg bei Niederbronn entlang windet.
Das Burgareal ist etwa 85 m lang und 65 m breit. Das erste Gebäude hier wurde vermutlich von den Grafen von Egisheim errichtet, denn im 11. Jahrhundert gehörte das ganze Urbistal dieser Familie. Nachdem diese erloschen war, kam das Schloss an die Grafen von Pfirt. 1251 schloss der Graf von Pfirt einen Lehnsvertrag mit dem Bischof von Straßburg wegen Egisheim, Thann, Hohnack und Wineck. Ulrich von Pfirt gab Hohnack samt Burg Wineck 1271 für 1000 Mark Silber dem Bischof von Basel, der Hohnack den Herren von Rappoltstein zu Lehen gab, erhielt beide aber später wieder von ihm zurück. 1294 gehörte das Schloss den Rappoltstein. Am 20. Dezember 1417 gab König Sigismund in Konstanz die Burg Hohnack mit Zubehör, einschließlich des Hauses Judenburg, und zusätzlich eine Reihe anderer Ländereien seinem Rat Hans Graf von Lupfen zu Lehen. Nach dem Ableben des Grafen Lupfen kam die Burg Hohnack mit Zubehör 1437 an die Rappolstein zurück. Von den Rappoltstein kam das Schloss an die Stadt Colmar, deren Schultheiß Sigfrid von Gundolsheim von König Rudolf I. die Erlaubnis erhielt, es befestigen zu dürfen. Die Burg kam anschließend an die Rappoltstein zurück, die darin bis zum Schwedenkrieg eine starke Garnison unterhielten.
Nach Erfindung des Schießpulvers wurden viele Ritterburgen ab dem Ende des 15. Jahrhunderts mit dickwandigen Batterietürmen ausgestattet, um der veränderten Belagerungsweise Rechnung zu tragen; im Fall der Burg Hohnack wurde dieser Umbau von den Grafen von Rappoltstein vorgenommen. Der Batterieturm der Burg Hohnack hat eine Wandstärke von 2,60 m.
Während des Dreißigjährigen Kriegs waren auf der Burg zeitweise kaiserliche Truppen stationiert. Nachdem Colmar eine französische Garnison erhalten hatte und deren lutherischer Kommandant de Manicamp (Achille de Longueval, seigneur de Manicamp, gouverneur de Colmar et de la Fère) zum Gouverneur des Ober-Elsass ernannt worden war, soll sich dieser 1634 einer Nötigung bedient haben, um sich der Burg Hohnack zu bemächtigen und so die Kontrolle über den Pass durch das Urbistal zu erlangen: Er soll die beiden jungen Söhne des Grafen Eberhard von Rappoltstein unter einem Vorwand zur Jagd eingeladen und sie dann in Colmar festgesetzt haben, bis die Burg von der Besitzerfamilie den Franzosen 1635 übergeben wurde. Es wurde dann eine kleine französische Besatzung in die Burg einquartiert. Durch den Westfälischen Frieden wurde Frankreich dazu verpflichtet, die Burg, die zum Amt Hohnack oder Urbeis der Herrschaft Rappoltstein gehörte, an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. 1654 wurde sie auf Veranlassung Ludwigs XIV. gesprengt und vollständig zerstört.
- Innenansicht eines ehemaligen Batterieturms mit Schießscharten zur Aufnahme von Geschützen
- Mauerreste und Brunnen im Inneren der Burganlage
- Blick vom Schloss aus auf die Ebene unterhalb des Bergs
Literatur
- Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen, Band II, Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 164–165.
- Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 184–185.
- Weisthümer gesammelt von Jacob Grimm (Richard Schröder, Hrsg.), Band 5, Verlag Dieterich, Göttingen 1866, S. 357–360.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Türkheim, Landkreis Colmar, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Türkheim einschließlich des Türkheimer Waldes).
- ↑ Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 184–185.
- ↑ Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen, Band II, Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 164–165.
- ↑ Ludwig Gabriel Glöckler: Das Elsaß. Kurze Darstellung seiner politischen Geschichte. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1875, S. 192.
- 1 2 3 Theodor Franz Xaver Hunkler: Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend, Colmar 1838, S. 484.
- ↑ Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Erster Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 156.
- ↑ Theodor Franz Xaver Hunkler: Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend, Colmar 1838, S. 467.
- ↑ Fürstenbergisches Urkundenbuch, Band VI, H. Laupp, Tübingen 1889, S. 229, Ziffer 7).
- ↑ Karl Albrecht: Rappoltsteinisches Urkundenbuch , Band 3, Barth, Colmar 1894, S. 448, Urkunde 948.
- ↑ J. Naeher: Die Entstehung und Entwickelung der deutschen Steinmetzzeichen insbesondere an den mittelalterlichen deutschen Kriegsbaudenkmälern. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Band 87, Bonn 1889, S. 146–172, insbesondere S. 161–162.
- ↑ Otto Piper: Burgenkunde, Ackermann, München 1895, S. 84.
- ↑ Chronique des dominicains de Guebwiller (X. Mossmann, Hrsg.), Gebweiler/Colmar/Straßburg 1844, S. 281.
- ↑ F. Bresch: Stadt und Thal Münster im Elsass im dreissigjährigen Krieg, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Neue Folge, Band 10, Karlsruhe 1895, S 383–423, insbesondere S. 398 ff.
- ↑ Zur Geschicht der Straßburger Kapitulation von 1681. Historische Rückblicke eines Elsässers auf die Zeit 1648 bis 1697. Straßburg 1881, S. 36.
- ↑ Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. In: Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27, M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1886, S. 59.
- ↑ Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 106.
Koordinaten: 48° 5′ 39,1″ N, 7° 11′ 1,9″ O