Alte Stromburg
Staat Deutschland
Ort Stromberg
Entstehungszeit Mitte 11. Jh.
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Restaurierte Mauerreste
Geographische Lage 49° 57′ N,  47′ O

Bei der Burg Pfarrköpfchen handelt es sich um die Alte Stromburg, die Ruine einer Höhenburg gelegen auf dem Pfarrköpfchen, einem schmalen Bergsporn nordöstlich der Altstadt der Stadt Stromberg im Hunsrück am Rande des Soonwalds im Landkreis Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz.

Geschichte

Mit der Ausgrabung der bis dahin unbekannten Burg auf dem Pfarrköpfchen durch das Landesamt für Denkmalpflege in Mainz von 1984 – 1988 gibt es in der Geschichte und im Herrschaftsbereich der Stadt Stromberg und ihrer Stromburg zwei Burgstandorte. Die Auswertung der Keramik ergab für die Burg auf dem Pfarrköpfchen eine Nutzung der Hauptburg von der Mitte des 11. Jh. bis um 1200. Sie ist demnach die Stromburg, die in den Urkunden des 11. und 12 Jh. vorkommt, während die heutige Stromburg auf dem Schlossberg als deren Nachfolgerin anzusehen ist.

Eine erste sichere Erwähnung der Stromburg findet sich in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs Ruthard von 1090, in der ein Graf Bertholfus comes de Strumburc als Zeuge erscheint. Eine bisher stets als Erstbeleg angeführte Nennung eines Bertold von Stromburg zu 1056 beruht auf Fälschungen. Direkt auf die Burg bezieht sich das Protestschreiben Kaiser Heinrich V. an die Mainzer Bevölkerung über die Zerstörung „unserer“ Stromburg im Jahr 1116 durch den Mainzer Erzbischof Adalbert von Saarbrücken. Sie war demnach Reichsburg.

Nach dem Befund der Ausgrabung wurde die Stromburg auf dem Pfarrköpfchen im Rahmen einer Burgenverlagerung spätestens zum Beginn des 13. Jh. aufgelassen und auf dem gegenüber gelegenen Schlossberg neu errichtet. Deren Existenz datiert sicher in das Jahr 1242. Die bereits systematisch bis auf die Grundmauern abgetragene Burg auf dem Pfarrköpfchen fand noch einmal eine Erwähnung im Zusammenhang mit einem Lehen der Pfalzgrafen am Rhein: 1353 mit „… alte Burg zu Stromberg“ und 1401 mit „… daz man nennt die Alten Burg“. Danach geriet sie in Vergessenheit. Die noch sichtbaren Mauerreste hielt man bis zu Ausgrabung in den 1980er Jahren für römerzeitlich.

Durch die frühe Aufgabe der Alten Stromburg geben die heute gesicherten Mauerreste eine unveränderte Burg der Salier- und frühen Stauferzeit wieder.

Anlage

Die hochmittelalterliche Burganlage erstreckt sich in westöstlicher Richtung über den schmalen Bergsporn des Pfarrköpfchens. Sie gliedert sich in eine Hauptburg auf dem schmalen Gipfelplateau (obere Ebene) und eine auf der Südseite in Terrassen angesetzte Vorburg, mit der Burgkapelle (mittlere Ebene) und einem langgestreckten Gebäude entlang der Südseite (untere Ebene). Durch den Straßenbau wurden die ursprünglichen Geländeverhältnisse stark verändert. Die mittlere Ebene existiert im Burgbereich nur noch mit der Kapelle. Sie betrat man ursprünglich ebenerdig. Durch einen im 19. Jahrhundert betriebenen Kalksteinbruch ist das westliche Ende der Burg zu etwa einem Drittel verloren gegangen. Über die Klippen des Steinbruchs haben sich im Nordwesten noch Reste eines weiteren Gebäudes erhalten.

Hauptburg

Die Hauptburg auf der Kuppe des nach allen Seiten stark abfallenden Gipfelplateaus des Pfarrköpfchens ist der älteste Teil der Burganlage. Sie besteht aus einem einzigen mächtigen Gebäude vom Bautyp „Festes Haus“. Der Bau wurde im Osten mit einer integrierten bugförmigen Spitze abgeschlossen, die vom restlichen Teil des Gebäudes durch eine ca. 1,4 m breite Quermauer abgetrennt ist. Sie ermöglichte einen turmartigen Ausbau der Spitze. Einschließlich der Spitze ist das Gebäude bis zur Abbruchkante des Steinbruchs im Westen im Inneren noch 27 m lang und etwa 8 m breit, dass Mauerwerk über 2 m stark (!). Alle Mauerzüge sind miteinander verzahnt, stammen also alle aus einer Bauphase. Lediglich die in nordöstlicher Richtung (exakt zur Angriffsseite) versetzt angebrachte zweite Spitze als Verstärkung und Anpassung an die Geländeverhältnissen, ist jüngeren Datums. Der Bau diente nicht nur Wohn- und Repräsentationszwecken, sondern beherbergte auch eine Küche, eine Schmiede und ein Pferdestall. Die starken Mauerzüge und die „spitzwinklige Front“, die zu den ältesten Beispielen für diese Bauform zählt, zeugen von einem starken Schutzbedürfnis des Bauherrn.

Burgkapelle

Von herausragender Bedeutung ist die in einer zweiten Bauphase an die Südostecke der Hauptburg angesetzte romanische Kapelle. In die mit 7 × 6,5 m im Inneren relativ kleine Kapelle sind vier quadratische Säulen mit einer Seitenlänge von 0,7 m eingestellt, die das Kapellenschiff in 9 Felder (Joche) teilen. Sie ergeben einen sogenannten Vierstützenraum. Im mittleren nur 2 m² größten Joch war ein prächtiges Rosettenmosaik verlegt, welches man heute restauriert im Heimatmuseum der Stadt Stromberg besichtigen kann. Der Rest des Fußbodens der Kapelle war mit römischen Ziegeln (Spolien) bedeckt. Die nach Osten angesetzte Apsis ist fast so breit wie das Kapellenschiff.

Mit ihrem Grundriss und einer anzunehmenden baugleichen Kapelle im nicht mehr vorhandenen Obergeschoss kann sie bautypologisch den Vierstützen-Doppelkapellen zugeordnet werden, vergleichbar den Kapellen der Reichsburgen in Nürnberg und Eger (heute Cheb, Tschechoslowakei). Charakteristisch für eine solche ist die Betonung des mittleren Jochs, das nach oben hin offen war und eine räumliche Verbindung (Raumschacht) zwischen Ober- und Unterkapelle herstellte, hier noch verstärkt durch das Rosettenmosaik, welches man oben herab betrachten konnte. Wegen der platzbedingt nur geringen Größe des Kapellenschiffs konnte die Kapelle der Alten Stromburg keine klassische voll ausgeprägte Vertreterin dieses Kapellentyps gewesen sein. Zudem lassen die nur bis 2,4 m hoch erhaltenen Mauerzüge keine Aussagen mehr über die Gestaltung der Kapelle im Aufgehenden zu. Mit dem Vierstützenraum und der Betonung der Mitte durch das Rosettenmosaik ist sie jedoch in der „Tradition“ der Vierstützen-Doppelkapellen zu sehen.

Anmerkungen

  1. Es ist davon auszugehen, dass mit der Quermauer eine Rückwand für einen fünfseitigen (fast dreieckigen) Turm vorhanden war, welcher mit einer Wehrplattform den dahinterliegen Gebäudeteil überstieg. Das keramische Fundmaterial in der Spitze weist darauf hin, dass in ihr für einen längeren Zeitraum die Küche untergebracht war.
  2. Da die Apsis fast so breit war wie das Kapellenschiff, konnten die Grate eines steinernen Gewölbes nur über dem Chorbogen der Apsis ansetzen, nicht wie im Normalfall seitlich. Um eine bauuntypische Überhöhung des Kapellenschiffs zu vermeiden waren die Gewölbe deswegen wohl nur flach ausgeprägt oder man verzichtet auf sie zu Gunsten einer flachen Decke aus Holz oder Stein, zumindest für die eher weniger bedeutende Unterkapelle.

Literatur

  • Antje Pöschl: „Castrum nostrum Struomburc funditus destruxit“? Die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen der Stromberger Burg auf dem Pfarrköpfchen im Hunsrück. In: Horst Wolfgang Böhme, Otto Volk (Hrsg.): Burgen als Geschichtsquelle. Marburg 2003, ISBN 3-8185-0378-8, S. 25–40.
  • Kerstin Merkel: Die Burgkapelle zu Stromberg. In: Mainzer Zeitschrift Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte. Jahrgang 81, S. 201–209
  • Ulrich Stevens: Burgkapellen: Andacht, Repräsentation und Wehrhaftigkeit im Mittelalter, 2003, ISBN 3-534-14284-5, ISBN 978-3-534-14284-2, S. 73 und 88–91
  • Alexander Thon, Stefan Ulrich, Achim Wendt: „… wo trotzig noch ein mächtiger Turm herabschaut“, Burgen im Hunsrück und an der Nahe, 2013, ISBN 3-7954-2493-3, ISBN 978-3-7954-2493-0, S. 151–155

Einzelnachweise

  1. Der Name „Burg Pfarrköpfchen“ basiert auf der Umschreibung „Burg(ruine) auf dem Pfarrköpfchen“. Er bürgerte sich ein im lange währenden Zeitraum der Unkenntnis über die Burgenverlagerung der Stromburg als Konsequenz des Befundes der Ausgrabung der Burg auf dem Pfarrköpfchen, publiziert im Aufsatz von A. Pöschl von 2003 (s. Literatur).
  2. Publiziert wurde der Befund in den Aufsätzen von Antje Pöschl und Kerstin Merkel (s. Literatur)
  3. Antje Pöschl: Die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen der Stromberger Burg auf dem Pfarrköpfchen im Hunsrück (s. Literatur). Kapitel: Der Kernbau, S. 28
  4. Mainzer Urkundenbuch, erster Band: Die Urkunden bis zum Tode Erzbischofs Adalberts I. (1137), bearbeitet von Manfred Stimmig, Darmstadt 1932, Urkunde Nr. 374, S. 272–274
  5. Alexander Thon, Stefan Ulrich, Achim Wendt: „… wo trotzig noch ein mächtiger Turm herabschaut“, Burgen im Hunsrück und an der Nahe (s. Literatur), S. 151
  6. „… castrum nostrum struomburc funditus destruxit“ – unsere Burg Stromburg vollständig zerstört, in: Philippus Jaffé (1819–1870) Monumenta Bambergensia – regestra imperii, in der Reihe: Bibliotheca rerum Germanicarum / 5. Nachdruck, Aalen 1964, S. 310–312
  7. Antje Pöschl: Die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen der Stromberger Burg auf dem Pfarrköpfchen im Hunsrück (s. Literatur). Kapitel: Burgenverlagerung, S. 39
  8. Alexander Thon, Stefan Ulrich, Achim Wendt: „… wo trotzig noch ein mächtiger Turm herabschaut“, Burgen im Hunsrück und an der Nahe (s. Literatur), S. 151
  9. Die „alte Burg zu Stromberg“ ist historisch belegt in Joachim Spiegel: Urkundenwesen, Kanzlei, Rat- und Regierungssystem des Pfalzgrafen bei Rhein und des Herzogs von Bayern Ruprecht I. (1309–1390), Neustadt a. d. Weinstraße 1996/1998, Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, herausgegeben von Pirmin Spieß, Reihe B, Abhandlungen zur Geschichte der Pfalz, Band 1 / Teil 1, S. 459–460, Nr. 22: Die Burgmänner auf der Stromburg, Band 1 / Teil 2, S. 102: Urkunde 703+704 Kop. Karlsruhe, GLA, 67/806 (KW I 2720), fol. 9 v - 10 r und fol. 10 r - v
  10. Karl-Heinz Spiess: Das älteste Lehensbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, 30. Band, Reihe A, Quellen, 30. Band, S. 36 Nr. 110
  11. Antje Pöschl: Die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen der Stromberger Burg auf dem Pfarrköpfchen im Hunsrück (s. Literatur). Kapitel: Der Kernbau, S. 28 ff.
  12. Ulrich Stevens: Burgkapellen: Andacht, Repräsentation und Wehrhaftigkeit im Mittelalter (s. Literatur), S. 73 ff., insbesondere S. 88–91, Vierstützen-Doppelkapellen sind – wie Doppelkapellen an sich – für die Darstellung herrschaftlicher Macht im Mittelalter von besonderer Bedeutung (herrschaftlicher Repräsentationsbau). Sie finden sich im 11./12. Jh. vorwiegend in Zentren der Macht wie an Königs- und Herzogspfalzen (z. B. Goslar), Burgen im Rang einer Pfalz (Reichsburgen in Nürnberg und Eger) oder Bischofssitzen (z. B. am Dom zu Speyer und zu Mainz).
  13. Beschreibung und Begriffserklärung der Vierstützen-Doppelkapelle nach Oskar Schürer in: Ulrich Stevens: Burgkapellen: Andacht, Repräsentation und Wehrhaftigkeit im Mittelalter (s. Literatur), S. 79
  14. Antje Pöschl: Die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen der Stromberger Burg auf dem Pfarrköpfchen im Hunsrück (s. Literatur). Kapitel: Die Burgkapelle, S. 35. Ob es sich bei der Burgkapelle der Alten Stromburg tatsächlich um eine Vierstützen-Doppelkapelle handelt, ist aufgrund des nur wenig hoch erhaltenen Mauerwerks nicht mehr nachweisbar. Andere Varianten sind nicht auszuschließen.
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