Der Bush Barrow (Wilsford G5) ist ein ca. 4000 Jahre alter frühbronzezeitlicher Grabhügel der Wessex-Kultur in der Normanton-Down-Gruppe unweit von Stonehenge.

Fundgeschichte

Richard Colt Hoare (1758–1838), der die Grabungen finanziert hatte, publizierte den Fund in dem im Jahr 1812 erschienenen Buch Ancient history of south Wiltshire, wobei er sich weitgehend auf den Grabungsbericht von William Cunnington stützte. Dieser bewahrte die Funde im Moss House auf seinem Besitz in Heytesbury (Wiltshire) auf. Dort waren die Funde aus seinen Grabungen nach Fundorten geordnet. Nach Cunningtons Tod (1810) wurde die Sammlung im Jahr 1818 für 200 £ an Hoare verkauft. Nach Hoares Tod blieb die Sammlung ca. 40 Jahre lang vernachlässigt.

Im Jahr 1878 wurde die Sammlung an das 1873 gegründete Wiltshire Museum ausgeliehen. Fünf Jahre später hat die Wiltshire Archaeological and Natural History Society mit Spendenmitteln für 250 £ die Sammlung gekauft. Im Jahr 1922 wurde die Bush-Barrow-Raute an das British Museum ausgeliehen und dort restauriert; das Ergebnis dieser Restaurierung ist nicht unumstritten.

Grabhügel

Der Grabhügel hat einen Durchmesser von ca. 40 m, ist ca. 3 m hoch und hat eine abgeflachte Spitze. Die Ausgräber William Cunnington, John Parker und Stephen Parker fanden im September des Jahres 1808 die Überreste eines großen ausgestreckt liegenden Mannes (Nord-Süd orientiert) auf der alten Oberfläche. Die Bestattung ist auf die Zeit von 1900 bis 1700 v. Chr. datiert worden. Viele Fundstücke liegen jetzt im Wiltshire Museum.

Grabbeigaben

Joan J. Taylor hat die Vermutung geäußert, dass die Goldobjekte aus den Gräbern von Bush Barrow, Upton Lovell, Manton, Clandon Barrow und Wilsford G8 von demselben Goldschmied hergestellt worden sind.

Goldbleche

Unter den Grabbeigaben besonders hervorzuheben sind zwei mit exakt gearbeiteten linear-geometrischen Motiven verzierte rautenförmige Bleche aus Gold. Das größere war ein Brustschmuck (diese Schlussfolgerung wird durch die Fundposition auf dem Skelett gestützt) und hat eine Länge von 185 mm; die Breite beträgt 156 mm, die Höhe 5 mm bei einer Blechdicke von nur 0,5 mm und war ursprünglich vielleicht auf einem Holzobjekt angebracht. Es hat vier Löcher, die vermutlich zur Befestigung dienten. Die Vermutung liegt nahe, dass die Ritzungen nicht freihändig ausgeführt wurden; vielmehr waren sowohl ein exakt gerades Werkzeug als auch eine Art Maß vonnöten.

Ein ähnliches, im Jahr 1882 in der Nähe von Maiden Castle in Dorchester (Dorset) gefundenes Goldblech ist die Clandon-Barrow-Raute; die jedoch insgesamt gröber gearbeitet ist.

Gürtelhaken

Ein neben dem rechten Arm des Skeletts gelegener verzierter Gürtelhaken aus dünnem Goldblech (0,025–0,05 mm) wurde vermutlich nie benutzt.

Dolche

Drei Bronzedolche, davon einer mit einem durch ca. 140.000 winzige Goldnägel verzierten Holzgriff, wurden namensgebend für die Dolche des Typs Bush Barrow, die denen des Typs Camerton-Snowshill vorausgehen. Sie sind dreieckig, entweder flach oder mit Mittelrippe. Sechs Nieten verbinden den Dolch mit dem Griff. Sie haben Parallelen in der Bretagne (Kernonen, Département Finistère) und in der Aunjetitzer Kultur (Oder-Elbe-Gruppe). Sie gehören zu den Typen Armorico-Britisch A und B nach Sabine Gerloff. Der dritte Dolch konnte nur noch in Bruchstücken geborgen werden und ist nicht erhalten.

Sonstige Fundstücke

  • Eine Keule mit einem Bronzebeschlag, Knochenverzierungen und vielen kleinen Ringen (heute verloren).
  • Ein Randleistenbeil aus Kupfer des Typs Ballyvalley (Needham Typ V), der hauptsächlich in Irland vorkommt. Es lag in der Nähe des Kopfes.
  • Ein Zepter aus Bein (Knochen).

Literatur

  • F. K. Annable, D. D. Ap Simpson: Guide catalogue of the neolithic and bronze age collections in Devizes Museum. Devizes, Wiltshire Archaeological and Natural History Society 1964.
  • Paul Ashbee: The bronze age round barrow in Britain. London, Phoenix House 1960.
  • L. A. Kinnes, Ian H. Longworthl, M. McIntyres, P. Needham, W. A. Oddy: Bush Barrow gold. Antiquity 62, 1988, S. 24–39.
  • Colin A. Shell, Paul Robinson: The recent reconstruction of the Bush Barrow lozenge plate. Antiquity 62, 1988, S. 48–60.
  • A. S. Thom: The bush barrow gold lozenge: is it a solar and lunar calendar for Stonehenge? In: K. W. Beinhauer: Studien zur Megalithik: Forschungsstand und ethnoarchäologische Perspektiven. 1999, ISBN 3-930036-36-3, S. 280–307.
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Einzelnachweise

  1. Ian A. Kinnes, Ian H. Longworth, Ian M. McIntyre, Stuart P. Needham, William A. Oddy: Bush Barrow gold. In: Antiquity. Band 62, Nr. 234, 1988, ISSN 0003-598X, S. 24–39, doi:10.1017/S0003598X00073476.
  2. Colin A. Shell, Paul Robinson: The recent reconstruction of the Bush Barrow lozenge plate. Antiquity 62, 1988, S. 48.
  3. Joan J. Taylor: Bronze Age goldwork of the British Isles. Cambridge, Cambridge University Press 1980.
  4. Arthur ApSimon: Dagger graves in the „Wessex“ Bronze Age. University of London, Institute of Archaeology Tenth Annual Report 34, 1954, S. 37–61.
  5. John Coles, Joan Taylor: The Wessex culture: a minimal view. Antiquity 45, 1971, S. 7.
  6. Sabine Gerloff: The early bronze age daggers in Great Britain. In: Prähistorische Bronzefunde VI. C. H. Beck, München 1975.
  7. John Coles, Joan Taylor: The Wessex culture: a minimal view. Antiquity 45, 1971, S. 10.

Koordinaten: 51° 10′ 14″ N,  49′ 59″ W

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