Camp de Thiaroye war ein Stützpunkt der französischen Kolonialtruppen im früheren Französisch-Westafrika. Es lag auf der Cap-Vert-Halbinsel nordöstlich der Stadt Dakar in Senegal. Bekannt geworden ist das Camp durch das Thiaroye-Massaker vom 1. Dezember 1944, dem eine umstrittene Anzahl von Senegalschützen, den Tirailleurs sénégalais, zum Opfer fielen. Sie sollten dort nach Rückführung aus deutscher Kriegsgefangenschaft demobilisiert werden.
Dieses Camp wurde später nach Abzug der Kolonialtruppen einer stadtplanerischen Konversion unterzogen und liegt nun infolge der fortschreitenden Urbanisation der Cap-Vert-Halbinsel als stadtplanerische Reservefläche mitten im Stadtbezirk Thiaroye Gare im Arrondissement de Thiaroye der Millionenmetropole Pikine.
Die Lage des Camps lässt sich im Stadtbild von Pikine daran erkennen, dass das Areal als annähernd quadratische Fläche von rund 900 Meter Seitenlänge von der ansonsten dichten großstädtischen Bebauung ausgenommen ist. Die Ecke im Norden des Geländes liegt am Bahnhof Thiaroye (Thiaroye Gare) der Bahnstrecke Dakar–Niger, die knapp zweieinhalb Kilometer nördlich des historischen Siedlungskerns des Fischerortes Thiaroye sur Mer vorbeiführt.
Die Hauptzufahrt führt von einem Kreisverkehr (rond point) an der südlichen Ecke schräg nach Norden durch das Areal. Die aktuelle Bebauung umfasst namentlich die Mittelschule (collège d’enseignement moyen – CEM) „Thiaroye 44“, das Lycée de Thiaroye mit über 2800 Schülern, das Centre hospitalier national de Pikine, auf sieben Hektar im Nordwesten des Camps ein Zentrum für die Händler, die von den nördlich vorbeiführenden Bahngleisen, wo sie ihre Stände betrieben hatten, in dieses centre commercial de Thiaroye umziehen sollten, und nicht zuletzt der 2004 zum Nationalfriedhof erklärte Militärfriedhof, auf dem 2014 in Anwesenheit der Staatspräsidenten Macky Sall und François Hollande ein Denkmal für die Opfer von 1944 enthüllt wurde.
Der senegalesische Schriftsteller, Regisseur und Kriegsteilnehmer Ousmane Sembène drehte über die Geschehnisse von 1944 einen Film mit dem Titel Camp de Thiaroye.
Einzelnachweise
- ↑ allafrica vom 20. Juli 2012: Inauguration du CEM 'Thiaroye 44'
- ↑ Enquete+ vom 4. Mai 2017: Le lycée de Thiaroye obtient 2 000 ouvrages de la Fondation SONATEL
- ↑ Les structures (établissements) de santé publique (hôpital, centre et poste de santé, dispensaire) (Memento vom 12. Februar 2019 im Internet Archive)
- ↑ Senego vom 28. Dezember 2017: Thiaroye dit non au 2e centre commercial dans le camp
- ↑ jeuneafrique vom 30. August 2017: Sénégal. Plus de soixante-dix ans après, le massacre de Thiaroye reste dans les mémoires
Koordinaten: 14° 45′ 22″ N, 17° 22′ 36″ W