Carabus arcadicus

Carabus arcadicus

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Laufkäfer (Carabidae)
Gattung: Carabus
Art: Carabus arcadicus
Wissenschaftlicher Name
Carabus arcadicus
Gistel, 1850

Carabus arcadicus ist ein Käfer aus der Familie der Laufkäfer. Die Gattung Carabus ist in Europa mit sechsunddreißig Untergattungen vertreten. Carabus arcadicus wird zur Untergattung Chaetocarabus gerechnet. Diese wird in Mitteleuropa durch Carabus intricatus vertreten.

Der Käfer kommt nur in Griechenland und möglicherweise in Albanien vor. In seiner Erstbeschreibung wird er als einer der schönsten Carabiden bezeichnet.

Bemerkung zum Namen und Synonymen

Der auffallende Käfer wurde bereits 1850 durch Gistel unter dem noch heute gültigen Namen beschrieben, außerdem 1853 unter dem Namen Carabus adonis von Hampe. 1955 beschrieb Mandl besonders kleine Exemplare als alpine Form (Morphe) unter dem Namen Carabus (Chaetocarabus) intricatus arcadicus m. parnassica.

Carabus arcadicus merlini wird in einigen Datenbanken als Unterart von Carabus arcadicus geführt, in anderen als eigene Art Carabus merlini Schaum 1861. Aus einem offenen Brief von Schaufuß geht hervor, dass Schaufuß den Käfer als neue Art in einer französischen Fachzeitschrift beschreiben wollte. Die Zeitschrift lehnte jedoch die Veröffentlichung ab, weil Schaum den Käfer als geographische Rasse eingestuft hatte. Schaufuss bezieht sich dabei auf die Kurzen Mitteilungen, in denen Schaum 1861 die Ansicht vertritt, trotz der augenfälligen Unterschiede handle es sich bei merlini nur um eine geographische Rasse. In einer Fußnote liefert Schramm eine Diagnose von merlini in lateinischer Sprache. 1903 wurden Funde von Übergangsformen zwischen arcadicus und merlini bekannt gemacht. In den Abbildungen 3 bis 6 sind zwei entsprechende Ansichten von Carabus arcadicus arcadicus und Carabus arcadicus merlini gegeneinander gestellt. Im Internet findet sich ein Bild mit dem Aedeagus beider Unterarten.

Der Artnamen arcadicus und parnassicus nehmen auf Fundorte des Käfers (Arkadien und Parnass) Bezug. Der Artname adonis spielt auf die Schönheit des Käfers an. Der Name merlini wurde von Krüper (Krueper) vorgeschlagen. Krüper hatte den Käfer in Griechenland gefunden und Schaufuss zur Beschreibung übergeben.

Der Name Carabus taucht bei Linné bereits vor dessen Einführung der Binominalen Nomenklatur auf und wird von ihm anfangs noch für alle Laufkäfer außer den Sandlaufkäfern benutzt. Der Name der Untergattung Chaetocarabus (von Carabus und altgr. χαίτη „chāīte“ für „Borste“) geht auf Thomson 1875 zurück. Thomson grenzt mit der Untergattung die Carabus-Arten mit nicht verdickt angeschwollenem Hinterkopf, deren vorletztes Tasterglied beborstet ist, ab gegen die, bei denen das vorletzte Glied nicht beborstet ist.

Eigenschaften des Käfers

Abb. 1: Vorderansicht Abb. 2: Lebensraum
Abb. 3: C. arcadicus arcadicus Abb. 4: C. arcadicus merlini
Abb. 5: C. arcadicus arcadicus Abb. 6: C. arcadicus merlini
Abb. 7: Ausschnitt aus der Flügeldecke, gelbe Pfeilspitzen auf ei-
nige Punkte des inneren Streifens mit eingestochenen Punkten,
weiße Pfeilspitzen auf außen gereihte eingestochene Punkte

Der etwa dreißig Millimeter lange und zwölf Millimeter breite Käfer ist nur wenig gewölbt. Die Männchen sind etwas schlanker als die Weibchen. Bei der Nominatform sind die Unterseite, Mundwerkzeuge, Fühler und Beine glänzend schwarz. Die Oberseite ist farbig, Kopf und Halsschild rot und grün golden glänzend, die Flügeldecken blauschwarz mit rotgoldenem Rand. Die Unterart merlini ist durchgehend schwarz.

Der Kopf ist langgestreckt und überwiegend glatt. Die Oberkiefer sind lang und sichelförmig. Das Endglied der dreigliedrigen Kiefer- und Lippentaster ist beim Männchen stark beilförmig erweitert, beim Weibchen weniger. In beiden Geschlechtern trägt das mittlere Glied des Kiefertasters nur nahe dem Endglied wenige sehr kurze Borsten. Das mittlere Glied des Lippentasters ist sehr zerstreut mit mehr als vier Borsten ausgestattet (Supermakros im Internet). Die ersten vier Glieder der langen, elfgliedrigen Fühler sind schwarz, die folgenden erscheinen durch die Behaarung bräunlich.

Der herzförmige Halsschild ist nicht breiter als lang. Er besitzt eine gerade Basis und ist an den Hinterecken nach hinten spitz ausgezogen und etwas aufgebogen. Der Halsschild ist hoch gerandet und längs von einer tiefen Mittellinie durchzogen. Diese verzweigt sich im letzten Fünftel, die Äste verlaufen leicht nach hinten ausgebaucht auf den Außenrand zu. Der Halsschild ist senkrecht zur Mittellinie gewellt, am Rand gerunzelt. Zur Mitte hin geht die Farbe von kupfrig gegen schwarz, zum Rand hin wird der Halsschild grünlich, bei merlini ist er ganz schwarz.

Das Schildchen ist matt schwarz und über vier Mal so breit wie lang.

Die Flügeldecken sind mäßig gewölbt. Sie sind fein längsgestreift, bei merlini ist die Streifung grober und unregelmäßiger. Drei der Streifen sind durch eingestochene Punkte unterbrochen (in Abb. 7 sind einige dieser Punkte mit gelben bzw. weißen Pfeilspitzen für den inneren bzw. äußeren dieser Streifen gekennzeichnet). Vor dem Seitenrand verläuft bei der Nominatform ein breiter, innen grünlicher, außen golden gefärbter Randstreifen. Der Seitenrand ist erhaben und schwarz.

Die Beine sind lang und schlank, alle Tarsen fünfgliedrig. Bei den Männchen sind die Tarsen der Vorderbeine verbreitert und tragen auf der Unterseite bürstenförmige Kissen aus Hafthaaren. Bei Carabus arcadicus-Männchen sind die ersten drei Tarsenglieder vollständig bebürstet, das vierte Tarsenglied nur teilweise (in den Supermakros sind die Geschlechtsunterschiede bei den Vordertarsen gut erkennbar).

Larve

Bezüglich des Baus der Larven lässt sich die Gattung Carabus in drei Gruppen von Untergattungen einteilen. Carabus arcadicus gehört in die Gruppe Neocarabus. Bei diesen sitzen nicht nur auf dem dritten und vierten Antennenglied der Larven Borsten, sondern auch auf dem ersten und zweiten Antennenglied. Am Vorderrand des Kopfskeletts sitzen keine Borsten. Die Tergite tragen seitlich feine Härchen.

Biologie

Die Art kommt hauptsächlich im montanen Bergwald vor, ausnahmsweise auch in der subalpinen und alpinen Höhenzone bis 2200 Meter Höhe. Abb. 2 zeigt als Lebensraum einen Tannenwald mit viel durchfeuchtetem, liegendem Totholz. Die Tiere pflanzen sich im Frühjahr fort, im Herbst findet man frisch geschlüpfte Exemplare. Die Überwinterung erfolgt als Käfer häufig gesellig, gelegentlich im Boden, in der Regel unter der Rinde, meist von Kiefern. Auch überwinternde Larven konnten beobachtet werden. Bei einem Vergleich der Carabenfauna auf verbrannten und nichtverbrannten Flächen in einer Höhe zwischen 1400 und 1650 m wurde Carabus merlini als weit verbreitet eingestuft. Der Käfer wurde sowohl in subalpinen Lagen gefunden als auch in der Mehrzahl der anderen Untersuchungsflächen, er fehlte nur in einigen der durch Brand geschädigten Areale.

Verbreitung

Carabus arcadicus arcadius kommt nur in Griechenland und möglicherweise in Albanien vor, nach andrer Quelle nur in Griechenland zwischen 600 und 1800 m Höhe, vom Pindos im Nordwesten bis zum Olymp im Osten, außerdem südlich am Parnass und im Helikon. Carabus arcadicus merlini findet man nur in Griechenland und nur auf der Peloponnes bis in 2000 m Höhe.

Literatur

H. Turin, L. Peney, A. Casale (Hrsg.): The Genus Carabus in Europe – A Synthesis Co-published by Pensoft Publishers, Sofia-Moscow & European Invertebrate Survey, Leiden 2003, ISBN 954-642-120-0. PDF, hauptsächlich S. 241 ff.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Carabus (Chaetocarabus) arcadicus Gistel, 1850. In: Fauna Europaea. Abgerufen am 20. März 2021.
  2. 1 2 3 Johannes Gistel, Tr. Bromme: Handbuch der Naturgeschichte aller drei Reiche Stuttgart 1850, S. 622 Carabus arcadicus
  3. Clemens Hampe: Beschreibung eines neuen Laufkäfers in Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins Wien Band 3, Wien 1853, S. 134 Carabus Adonis
  4. Karl Mandl: Ergebnisse einer Revision der Carabiden-Sammlung des Naturhistorischen Museums – (4. Teil). In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Band 60, 1955, S. 262 (Carabus (Chaetocarabus) intricatus arcadicus m. parnassica; zobodat.at [PDF]).
  5. Ivan Löbl, Daniel Löbl (Hrsg.): Catalogue of Palaearctic Coleoptera : Archostemata – Myxophaga – Adephaga Vol. 1, revised and updated, Brill Leiden|Boston 2017 S. 103 Carabus arcadicus merlini in der Google-Buchsuche
  6. BioLib, abgerufen am 4. Oktober 2019
  7. Carabus merlini Schaum, 1861. In: gbif.org. Global database of ground beetles, abgerufen am 20. März 2021.
  8. Ludwig Wilhelm Schaufuss: Ein offener Brief an alle Entomologen. Dresden 1863, S. 10 Carabus arcadicus merlini in der Google-Buchsuche
  9. Hermann Rudolf Schaum: Kleinere Mitteilungen – A. Über Coleoptera in Berliner Entomologische Zeitschrift 5. Jahrgang, 3. und 4. Vierteljahresheft, Berlin 1861, S. 396.
  10. Paul Born: Eine neue Form von Carabus Adonis Hampe in Insecten-Börse 20. Jahrgang, Nr. 1, Leipzig 1903, S. 98.
  11. Insecterra Aedeagi im unteren Drittel der Seite
  12. Sigmund Schenkling: Nomenclator coleopterologicus. 2. Auflage. Jena 1922
  13. Carolus Linnaeus: Systema naturæ sistens regna tria naturæ, in classes et ordines, genera et species redacta 6. Ausgabe, Leipzig 1748 Carabus
  14. Carl Gustav Thomson: Några anmärkningar öfver arterna af slägtet Carabus . In Opuscula entomologica Band 7, Lund 1875, S. 615 ff S. 639 Chaetocarabus
  15. 1 2 Royal Belgian Institute of Natural Sciences, Virtualcollections Natural Sciences Supermakro Männchen Carabus arcadicus, rechter Schieber auf fünftes Sechstel nach unten fokussiert auf Kiefertaster, zusätzlich unterer Schieber auf zweites Sechstel nach rechts fokussiert auf Lippentaster
  16. 1 2 Nico van der Linden: Carabus Chaetocarabus - Arcadicus Arcadicus - Female - 2. In: flickr.com. 25. Dezember 2012, abgerufen am 20. März 2021 (Supermakro Weibchen Carabus arcadicus).
  17. Joseph Jean Baptiste Géhin: Lettres pour servir à L'Histoire des Insectes de la tribu des Carabides – 3. lettre in Bulletin de la Société d'Histoire Naturelle de Metz 2. Serie, 15. Heft, 1. Teil, Metz 1878, S. 14 Anzahl der Borsten auf Lippentaster
  18. Joseph Jean Baptiste Géhin: Lettres pour servir à L'Histoire des Insectes de la tribu des Carabides – 5. lettre in Bulletin de la Société d'Histoire Naturelle de Metz 2. Serie, 15. Heft, 1. Teil, Metz 1878, S. 72 Anzahl der Kissen aus Hafthaaren
  19. James Thomson: Déscription de trois Carabes in Annales de la Société Entomologique de France 3. Serie, 4. Band, Paris 1856, S. 335 Carabus adonis, Zeichnungen
  20. Turin, Casale, Kryzhanovskij, Makarov, Penev: Checklist and Atlas of the Genus Carabus in Europe (Coleoptera, Carabidae) Universal Book Services / Dr. W. Backhuys, Leiden 1993
  21. Iannis Anastasiou, Spiros Sfenthourakis, Dimitris Tsaparis, Anastasios Legakis: A comparison of arthropod communities at burnt and non-burnt mountain sides National and Campodistrian University of Athens, 9th International Congress on the Zoogeography and Ecology of Greece and Adjacent Regions, Thessaloniki, Greece, 22-25/5/2002 (users.uoa.gr)
  22. Carabus (Chaetocarabus) merlini Schaum, 1861. In: Fauna Europaea. Abgerufen am 20. März 2021.
  23. Tschechische Seite über Carabus etwas hinter der Mitte der Seite
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