Carl Friedrich Engelen (* 9. Mai 1859 in Osnabrück; † 18. Juli 1936 in Osnabrück) war ein römisch-katholischer Jurist und Politiker, Reichstags- und Provinziallandtagsabgeordneter.
Leben und Beruf
Der Sohn des Konsistorialrats Ferdinand Engelen († 1873) und dessen Ehefrau Selma, geb. Warneke, studierte nach dem Besuch des Osnabrücker Carolinums (1865–1876) von 1876 bis 1881 Jura in Löwen, Straßburg, Leipzig und Göttingen. Seit 1882 arbeitete Engelen als Referendar bzw. seit 1887 als Assessor in Melle, Iburg und Bersenbrück. 1894 erfolgte mit einer Versetzung nach Einbeck die Ernennung zum Amtsrichter. 1899 wechselte Engelen nach Osnabrück, wo er 1901 zum Amtsgerichtsrat befördert wurde. Er erlangte im katholischen Raum Bekanntheit durch sein Amt als Vorsitzender Osnabrücker Lokalkomitees zur 48. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in der Hansestadt. Sein Vater Ferdinand Engelen war ein Freund und Schwager des späteren Zentrumsführers Ludwig Windthorst, dessen Ehefrau Julie Engelen war. Da dieser früh starb, kümmerte sich Windthorst besonders um seinen Neffen. Als Erbe vom Gut Oedingberge im Kreis Iburg, das ihn finanziell unabhängig machte, war Engelen seit 1887 Iburger Kreistagsmitglied. Weiterhin fand er durch diesen Besitz 1885 Aufnahme in die Osnabrücker Ritterschaft. Aufgrund seiner finanziellen Unabhängigkeit konnte sich der Hannoveraner seine demonstrative Abneigung der Preußen, die 1866 seine Heimat erobert und annektiert hatten, leisten, was seine juristische Karriere in engen Grenzen hielt. Engelen lehnte aus seiner hannoverschen Überzeugung ebenso die ihm zugetragene Aufforderung, sich um eine Nobilitierung zu bemühen, ab. Zum 1. Juli 1922 erfolgte die Versetzung des Juristen in den Ruhestand. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme zog er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück und starb am 18. Mai 1936 in Osnabrück. Verheiratet war er mit Maria, geb. Linnemann, aus Quakenbrück.
Öffentliche Ämter
Der Neffe Windthorsts sollte nach dem Willen führender Zentrumspolitiker der Region im Reichstagswahlkreis Hildesheim bei den Reichstagswahlen 1903 als Bewerber der Zentrumspartei antreten. Dies lehnte er jedoch ab, da dort erstmals das Zentrum gegen die Welfen, den langjährigen Verbündeten der Zentrumspartei in der Provinz Hannover, zur Wahl antreten sollte. Bislang kandidierten beide Parteien stets gemeinsam gegen die Nationalliberalen und Sozialdemokraten in der Provinz. Dabei war das Bündnis der Katholiken mit den Welfen im Osnabrücker Land besonders eng. Am 21. Januar 1903 wurde Engelen im Wahlkreis Hannover 3 (Meppen - Bentheim - Lingen) seines Onkels nach dem Tode des Amtsinhabers Carl Brandenburg in einer Ersatzwahl in den Reichstag gewählt. Ausschlaggebend war sein Versprechen, kein Doppelmandat im Preußischen Abgeordnetenhaus auszuüben. Engelen vertrat dort die Region Emsland/Grafschaft Bentheim bis zur Revolution von 1918. Der Kreistag des Kreises Iburg, dem er seit 1887 angehörte, entsandte ihn überdies von 1910 bis zum September 1919 in den hannoverschen Provinziallandtag. In Osnabrück besaß Engelen im katholisch-welfischen Wahlbündnis großen Einfluss. Vor dem Kriegsausbruch setzte er sich erfolgreich gegen eine starke, besonders von Klerikern geführte Gruppe durch, die eine Aufkündigung des Bündnisses mit der welfischen Deutsch-Hannoverschen Partei (DHP) betrieb. Seit 1909 war der Jurist Vorstandsmitglied der hannoverschen Zentrumspartei. Nach der Revolution von 1918 zog sich Engelen aus der öffentlichen Zentrumsarbeit zurück, da er zwar die Demokratie von Weimar begrüßte, als Konservativer jedoch den neuen Kurs seiner Partei unter Matthias Erzberger ablehnte.
1912 wurde er zum Ehrenpräsidenten des Aachener Katholikentages gewählt.
Einzelnachweise
- ↑ Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 117.
- ↑ Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1912. Heft 2. Berlin: Verlag von Puttkammer & Mühlbrecht, 1913, S. 90 (Statistik des Deutschen Reichs, Bd. 250)
- ↑ Der 59. deutsche Katholikentag, in: Kölnische Zeitung Nr. 901, 12. August 1912, S. 1.
Literatur
- Bernd Haunfelder: Reichstagsabgeordnete der Deutschen Zentrumspartei 1871–1933. Biographisches Handbuch und historische Photographien (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 4). Droste, Düsseldorf 1999, ISBN 3-7700-5223-4, S. 148.
- Rainer Hehemann: Engelen, Karl. In: Rainer Hehemann (Bearb.): Biographisches Handbuch zur Geschichte der Region Osnabrück. Hrsg. vom Landschaftsverband Osnabrück, Bramsche 1990, S. 76.
- Beatrix Herlemann, Helga Schatz: Biographisches Lexikon niedersächsischer Parlamentarier 1919–1945 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Band 222). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2004, ISBN 3-7752-6022-6, S. 101.
- Hermann Hillger (Hrsg.): Kürschners Deutscher Reichstag. Biographisch-statistisches Handbuch 1907-1912. XII. Legislaturperiode. Berlin und Leipzig o. J., S. 153.
- Helmut Lensing: Die Wahlen zum Reichstag und zum Preußischen Abgeordnetenhaus im Emsland und in der Grafschaft Bentheim 1867 bis 1918 - Parteiensystem und politische Auseinandersetzung im Wahlkreis Ludwig Windthorsts während des Kaiserreichs (Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte, Bd. 15. Hrsg. von der Emsländischen Landschaft für die Landkreis Emsland und Grafschaft Bentheim), Sögel 1999.
- Helmut Lensing: Der Aufbau einer zentralen Zentrumsorganisation für die Provinz Hannover 1909/10 aus Sicht der emsländischen Parteipresse. In: Osnabrücker Mitteilungen, Band 109, Osnabrück 2004, S. 251–266.
Weblinks
- Engelen, Karl in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Biografie von Carl Friedrich Engelen. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)