Klassifikation nach ICD-11
EF02.3 Cellulite
ICD-11 2022-02letzte (WHO, englisch)

Cellulite (Synonyme: Dermopanniculosis deformans, Adipositas oedematosa, Orangenhaut, Apfelsinenhaut oder fälschlicherweise Zellulitis) ist eine konstitutionell bedingte, nicht entzündliche Veränderung des subkutanen Fettgewebes im Oberschenkel- und Gesäßbereich. Die dellenförmige Hautoberfläche erinnert an die Oberfläche einer Orange. Die Cellulite kommt fast ausschließlich bei Frauen vor, da Männer eine maskuline Struktur des Bindegewebes besitzen. Bei Übergewicht oder schwachem Bindegewebe kann die Hauterscheinung schon in jungen Jahren auftreten, mit fortschreitendem Alter bekommen Cellulite in unterschiedlichem Ausmaß 80 bis 90 % der Frauen.

Begriffe

Die Bezeichnung Zellulitis oder Cellulitis als ein Synonym für Cellulite ist in der Umgangssprache verbreitet und wird auch in der Fachsprache synonym verwendet, für:

  1. Entzündung des Unterhautzellgewebes, meist bakteriell-eitrig
  2. Fibrositis
  3. Cellulite, Dermopanniculosis deformans.

Dies ist auch in Fachbüchern oder im Fremdwörterbuch des Dudenverlages zu finden.

Aber der Begriff Zellulitis ist aus medizinischer Sicht nicht korrekt, ebenso der jetzt gebräuchliche französische Begriff Cellulite, der auf Deutsch Zellulitis bedeutet: Zellulitis ist ein durch eine bakterielle Infektion verursachter entzündlicher Prozess des Unterhautgewebes, der bei einer Cellulite nicht vorliegt. Es handelt sich hierbei um ein Paronym.

Beschreibung

Die Beschreibung des Erscheinungsbildes unter der Bezeichnung Cellulite kam im englischen Sprachraum Ende der 1960er Jahre auf. Weite Verbreitung erlangte die Vorstellung auch durch Publikationen von Nicole Ronsard. Ihre Beschreibungen der Ursache als Schlacke, die sich im Körper ablagere, haben sich mittlerweile als falsch herausgestellt.

Cellulite entsteht bei Frauen im subkutanen Fettgewebe als Pölsterchen mit leichter Stauung der Lymphe: Das Fettgewebe wird von bindegewebigen Kollagensträngen (Retinacula cutis) in gitterartigen Unterteilungen durchzogen. Diese Strukturen schwellen unter den Hormonveränderungen des Menstruationszyklus mehr oder weniger an und machen so die Form der Kollagenbänder sichtbar. Cellulite ist folglich auch durch das Hormon Östrogen bedingt. Für die alternativmedizinische Behauptung, verantwortlich sei die Ansammlung diverser Stoffwechselprodukte im Bindegewebe (Stichworte Übersäuerung und Entschlackung), gibt es keine wissenschaftlichen Belege.

Behandlungen

Die Veränderung der Hautoberfläche ist keine Krankheitserscheinung, sondern eine rein ästhetische Eigenschaft. Zur Vorbeugung oder Verminderung sind zahlreiche medizinische, alternativmedizinische und kosmetische Behandlungsmethoden entwickelt worden, von denen jedoch keine vollständig erfolgreich ist. Kosmetisch werden oft drei Stufen des Hautbildes unterschieden:

  1. Sichtbare Dellen bei einem Kneiftest.
  2. Dellen sind im Stehen, jedoch nicht im Liegen sichtbar.
  3. Dellen sind auch beim Liegen zu sehen.

Ohne Nachweis eines therapeutischen Effekts werden folgende Behandlungsmethoden versucht:

  • Reduktion des Körperfettanteils durch die Injektions-Lipolyse (Fettweg-Spritze)
  • ästhetische Mesotherapie oder Micro-Needling zur Verbesserung der Hautoberfläche
  • akustische Wellentherapie: Ultraschallwellen werden in das Behandlungsgebiet eingeleitet
  • Lymphdrainage
  • Massage mit Papayakernöl
  • Behandlung mit Unterdruck in einer speziellen Vakuum-Röhre: Intermittierende Vakuumtherapie
  • Anregung der Durchblutung der Haut durch ausreichende Bewegung, Wechselduschen und Bürstmassagen
  • Endermologie, mechanische Bindegewebsmassage zur „Hautgymnastik“
  • unterstützende Ernährung, beispielsweise Verzehr von Vitamin C, welches durch die Vernetzung kollagener Fasern zur Stärkung des Bindegewebes führen kann
  • Meersalz-Bäder
  • Körperwickel mit Bandagen straffen das Gewebe
  • Kryotherapie (Anwendung extrem niedriger Temperaturen – bis zu −160 °C für eine kurze Zeit) – insbesondere die Ganzkörper-Kältetherapie in einer Kryokammer
  • alternativmedizinische Methoden, wie z. B. galvanische Feinstrom-Behandlungen

Da Cellulite tiefe Hautstrukturen betrifft, kann durch Cremes, Salben und ähnliche kosmetische Behandlungen kein Erfolg erzielt werden. Eine erkennbare Wirkung ist nur auf das Einmassieren zurückzuführen. Bei der Fettabsaugung (Liposuktion) wird zwar Körperfett entfernt, die typischen Hautdellen können jedoch bestehen bleiben oder sich erneut entwickeln.

Commons: Cellulite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Cellulite – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1, Lemma Cellulite.
  2. Hoffmann-La-Roche-Aktiengesellschaft: Roche Lexikon Medizin. 5. Auflage. Elsevier Health Sciences, Grenzach-Wyhlen 2009, ISBN 978-3-437-15156-9, S. 302.
  3. Otto Braun-Falco, Gerd Plewig, Helmut Heinrich Wolff, Walter H. C. Burgdorf, Michael Landthaler: Dermatologie und Venerologie. Springer-Verlag, 2005, ISBN 978-3-540-26624-2, S. 1023 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. Oktober 2022]).
  4. Das Fremdwörterbuch. Dudenverlag, Mannheim 2007, Lemmata Cellulite und Zellulitis.
  5. Otto Braun-Falco, Johannes Ring: Vorträge der XII. Fortbildungswoche der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München in Verbindung mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. vom 23. bis 28. Juli 1989. 12. Auflage. Springer, 2013, ISBN 978-3-642-48223-6, S. 184 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. Oktober 2022]).
  6. Nicole Ronsard: Cellulite: those lumps, bumps, and bulges you couldn't lose before. Beauty & Health Publishing, 1973 (englisch).
  7. Margaret Minker (Hrsg.): Wörterbuch der Medizin. Falken, Niedernhausen 1992, Lemma Cellulite.
  8. Irene Zerini, et al.: Cellulite treatment. A comprehensive literature review. In: Journal of cosmetic dermatology. Band 14, Nr. 3, 2015, S. 224240 (englisch).
  9. Heike Käser: Naturkosmetik selber machen. 7. Auflage. Freya, ISBN 978-3-99025-049-5, S. 512.

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