Charles Eduard Junod (auch: Édouard oder Edvard; * 5. Januar 1828 in Auvernier nahe Neuchâtel in der Schweiz; † 26. November 1877 ebenda) war ein aus der Schweiz stammender, hauptsächlich in Hamburg tätiger Photograph, Ingenieur und Sprachlehrer. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine (Stereo-)Photographien aus dem deutsch-dänischen Krieg 1864.
Lebensweg
Charles Eduard Junod war ein Sohn des Ingenieurs und Architekten Charles-Henri Junod (1795–1843), der die Stadterweiterungen von La Chaux-de-Fonds in den Jahren 1835 bis 1841 städtebaulich geplant hat.
Charles Eduard Junod wanderte 1858 aus der Schweiz nach Hamburg aus und arbeitete dort als Photograph. Spätestens ab 1863 betrieb er in Hamburg sein eigenes Photoatelier, in der Dammthorstraße 8. 1864 nahm er als (Bild-)Berichterstatter am Deutsch-Dänischen Krieg teil. Anlässlich der Schlacht um die Düppeler Schanzen machte er Stereo-Aufnahmen von den Zerstörungen und der Kriegsbeute. Schon aus technischen Gründen – wegen der langen Belichtungszeiten und der schweren und unhandlichen Kameras auf Stativen – waren Photographen damals nicht dazu in der Lage, auf situative Veränderungen während einer Schlacht kurzfristig zu reagieren. Vielmehr mussten, damit eine Photographie gelang, die Soldaten sekundenlang unbeweglich vor der Kamera verharren. Junod photographierte daher weniger das Kriegsgeschehen als vor allem die Kriegsfolgen, etwa zerstörte Bauwerke und erbeutete Kanonen und andere Trophäen. Junod hatte am 19. April 1864, am Tag nach ihrer Erstürmung, die vom preußischen Militär besetzten Düppeler Schanzen aufgesucht, um dort zu photographieren. In manchen seiner Aufnahmen sind das kriegsbedingte Chaos und der Schrecken der jüngsten Vergangenheit noch gegenwärtig. Zwar sind auf diesen Aufnahmen keine Leichen zu sehen, aber das zerschossene Kriegsgerät und das aufgewühlte Erdreich zeugen noch von den gewalttätigen Auseinandersetzungen. Charles Junod bevorzugte figurenreiche Darstellungen mit malerisch arrangierten Soldatengruppen auf den Schanzen. Bisweilen posierten Soldaten, um ihren Einsatz am Geschütz vor der Kamera zu simulieren. Andere Motive wie die Marketendereien zeigen auch die „fröhlichen“ und geselligen Seiten des Soldatenlebens. An der heroisierenden, pathetischen Schlachtenmalerei orientieren sich diejenigen Aufnahmen Junods, in denen preußische Truppen unter der schwarzweißen Fahne des preußischen Militärs dargestellt sind, die darin als sichtbares Zeichen der Eroberung dient.
Junod fotografierte auch die mit den Preußen verbündete österreichische K.K. Armee – und zwar die K.K. Marine, zum Beispiel deren Befehlshaber Wilhelm von Tegetthoff, als Studioporträt und auf der Brücke seines Schiffes. Junods Kriegsfotos wurden vor allem als Stereoaufnahmen – rund 150 sind bekannt – veröffentlicht, aber auch als großformatige Einzelbilder und im Visitenkartenformat.
Wie sein Photographen-Kollege Friedrich Brandt warb auch Junod mit der Patronage des preußischen Prinzen Friedrich Karl. Viele von Photos Junods sind mit zweisprachigen (deutschen und französischen) Bildlegenden und dem Aufdruck „Sous la Haute Patronage de S. A. Le Prince Royal de Prusse“ versehen.
Im Juli 1866 kehrte Charles Junod in die Schweiz zurück. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er dort weiter als Photograph gearbeitet hat. Er starb am 26. November 1877 im Alter von nur 49 Jahren in seiner Geburtsstadt.
- Feldschmiede des preußischen Artillerie-Parks bei Nübbel
- Emplacement zu fünf Geschützen bei Düppel
- Preußisches Depot bei Nübbel
- Preußisches Biwak nach der Waffenruhe
- Brücke von Sonderburg, von Dänen zerstört
- Preußische Marketenderinnen in Nübbel
- Düppeler Schanze IV, innerer Ansicht mit Blockhaus
- Düppeler Schanze VII, äußere Ansicht
- DüppelerSchanze II, innere Ansicht
- Der Hamburger Kaufmann und Senator Gustav Godeffroy, um 1864
Literatur und Quellen
- Ulrich Pohlmann, „Von den Düppelner Schanzen zu den Spicherer Höhen. Photographien der deutschen Reichseinigungskriege 1864 bis 1871“, S. 34–59, in: Ulrich Pohlmann/ Dietmar Siegert (Hrsg.), „Zwischen Biedermeier und Gründerzeit. Deutschland in frühen Photographien 1840–1890 aus der Sammlung Siegert“, Münchner Stadtmuseum – Sammlung Fotografie, Schirmer/Mosel, München 2012, ISBN 978-3-8296-0626-4
- Markus Schürpf, „Junod, Charles Eduard“, in: foto.CH, letzte Aktualisierung: 3. Januar 2022, https://www.foto-ch.ch/?a=fotograph&id=24726&lang=de
- Ann Vibeke Knudsen, „C. Junod, Schleswig. Hamburg“, in: History of photography (fotohistorie.com), https://www.fotohistorie.com/junod-c-hamburg.html
- Mehrere Photographien von Junod aus dem deutsch-dänischen Krieg sind abgedruckt in: Peter Nestler (Hrsg.), „»In unnachahmlicher Treue«. Photographie im 19. Jahrhundert – ihre Geschichte in den deutschsprachigen Ländern“, Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln in Zusammenarbeit mit dem Foto-Historama Agfa-Gevaert Leverkusen, Druckhaus Rudolf Müller, Köln, 1979, S. 112 und S. 245–249
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Markus Schürpf, „Junod, Charles Eduard“, in: foto.CH, letzte Aktualisierung: 3. Januar 2022, https://www.foto-ch.ch/?a=fotograph&id=24726&lang=de
- ↑ Ann Vibeke Knudsen, „C. Junod, Schleswig. Hamburg“, in: fotohistorie.com, https://www.fotohistorie.com/junod-c-hamburg.html