Régional du Val-de-Travers
Bahnhof Fleurier
Streckennummer (BAV):221 (Travers–Fleurier–Buttes)
222 (Fleurier–Saint-Sulpice)
Fahrplanfeld:221
Streckenlänge:13.59 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 15 
Travers–Buttes/–St-Sulpice
SBB nach Neuchâtel
0.00 Travers 749 m ü. M.
SBB nach Pontarlier
2.24 La Presta Mines d'asphalte 730 m ü. M.
4.02 Couvet 735 m ü. M.
6.42 Môtiers 735 m ü. M.
8.85 Fleurier 741 m ü. M.
Depot und Werkstätte
Personenverkehr seit 1973 eingestellt
10.46 St-Sulpice NE 750 m ü. M.
Depot des Vapeur Val-de-Travers (VVT)
11.98 Buttes 770 m ü. M.

Der Régional du Val-de-Travers (RVT), offiziell Compagnie du Chemin de fer Régional du Val-de-Travers, ist eine ehemalige Bahngesellschaft im Kanton Neuenburg in der Schweiz, welche die knapp 14 km lange Y-förmige RVT-Strecke von Travers über Fleurier nach St-Sulpice respektive nach Buttes betrieb. Sie fusionierte 1999 mit den Chemins de fer des Montagnes Neuchâteloises (CMN) und den Transports du Val-de-Ruz (VR) zu den Transports Régionaux Neuchâtelois (TRN).

Geschichte

Die «Compagnie du Chemin de fer régional du Val-de-Travers» mit Sitz in Fleurier wurde 1881 gegründet, mit dem Ziel, die Ortschaften im Val de Travers durch eine Eisenbahnstrecke zu erschliessen.

Zwar hatte die «Compagnie Franco-Suisse» bereits am 25. Juli 1860 eine Eisenbahnstrecke durch das Val-de-Travers eröffnet, allerdings führt diese ins höhergelegene Vallon des Verrières und weiter nach Pontarlier. Um die dafür notwendige Höhe zu erreichen, wurde die Bahnstrecke ab Travers in Hanglage erstellt, weit abseits der Siedlungen im Talboden.

Der «Régional du Val-de-Travers» wurde daher parallel zur «Franco-Suisse» gebaut und übernahm im Talboden ab Travers die lokale Erschliessung.

Am 24. September 1883 wurde die Bahnstrecke Travers–Fleurier (dem Sitz der damaligen Gesellschaft und dem Standort der Depotanlage)–St-Sulpice eröffnet. Am 11. September 1886 folgte die Eröffnung der Bahnstrecke Fleurier–Buttes. Dieser Streckenabschnitt ermöglichte den Anschluss des Asphaltbergwerks La Presta ans Schienennetz, was den Export von Asphalt erleichterte und das Bergwerk zu einem der bedeutendsten Asphalthersteller der Welt machte.

Während die Franco-Suisse schon zur Zeit der Gründung der RVT aufgrund von Fusionen ihren zweiten Namenswechsel hinter sich hatte und im Mai 1903 als Jura-Simplon-Bahn (JS) zu den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) verstaatlicht wurde, blieb die RVT davon unberührt.

Die Kohleknappheit während des Zweiten Weltkriegs führte in der Schweiz zur praktisch vollständigen Elektrifikation des Eisenbahnnetzes; der Bahnhof von Travers ist als Teil der Strecke (Neuchâtel–)Auvernier–Les Verrières seit dem 22. November 1942 unter Strom. Die RVT übernahm das Stromsystem der SBB (15 kV 16⅔ Hz) und nahm am 4. Mai 1944 den elektrischen Betrieb auf ihrer Strecke auf. Den endgültigen Schritt zur elektrischen Traktion bei der RVT markierte 1951 der Abbruch der letzten eigenen Dampflokomotive.

Auf Basis des sogenannten «Privatbahnhilfegesetzes» konnte um 1965 das Rollmaterial erneuert werden. Aus dem vom Eidgenössischen Amt für Verkehr (EAV) und der Schweizer Rollmaterialindustrie erarbeiteten Konzept für standardisierte Rollmaterialtypen beschaffte die RVT einen sogenannten «EAV-Triebwagen» (103), drei passende Steuerwagen (201–203) und zwei Einheitswagen I (301–302), die das Bilden von Pendelzügen ermöglichten.

Der Personenverkehr auf dem gut 1,6 Kilometer langen Teilstück Fleurier–St-Sulpice wurde am 2. Juni 1973 endgültig stillgelegt und durch einen Bus ersetzt; seither bildet die einstige Zweigstrecke nach Buttes den Endpunkt der Hauptlinie der RVT. Die Strecke nach St-Sulpice, wo eine Remise der RVT stand, blieb formal für den Güterverkehr und Dienstfahrten bestehen. 2001 wurde dann die Fahrleitung abgebaut.

Der stillgelegte Streckenabschnitt wurde zum 100-Jahr-Jubiläum 1983 durch Nostalgiefahrten wiederbelebt und erhielt 1984 mit der Gründung des Dampfbahnvereins Vapeur Val-de-Travers (VVT) einen neuen Nutzen. Der VVT unterhält inzwischen das Depot am Streckenende in St-Sulpice und nutzt die Strecke für Dampffahrten. 2012 wurde dann auch die Konzession für den Streckenabschnitt Fleurier–St-Sulpice auf die Vapeur Val-de-Travers übertragen.

Parallel zum ab 1980 schrittweise eingeführten Taktfahrplan wurden zwei neue Triebwagen beschafft, die denjenigen der neuen BLS-Pendelzüge entsprachen und aus Kostengründen von diversen Privatbahnen jeweils in Bestellpools beschafft wurden. Die beiden 1983 gelieferten «Privatbahn-NPZ» (104–105) mit zwei Führerständen ersetzten den EAV-Triebwagen 103 von 1965, der an die Martigny-Orsières-Bahn (MO) verkauft wurde; die EAV-Steuerwagen 202–203 wurden hingegen mit den neuen Triebwagen weiterverwendet.

Zwischen 1985 und 1991 wurde weiteres Rollmaterial beschafft, darunter zwei neuere «Privatbahn-NPZ» (106–107) mit nur einem Führerstand, drei dazu passende Steuerwagen (204–206) und vier neue Zwischenwagen (304–307). Der RABDe 104 wurde dafür an die Chemins de fer fribourgeois Gruyère–Fribourg–Morat (GFM) verkauft. Die BLS verkaufte 1991 ihre drei ABDe 4/8 741–743 an die Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB), welche die 743 wiederum 1994 an die RVT verkaufte, wo er nach neuem Nummernschema die Nummer 313 erhielt.

1999 fusionierte die RVT mit benachbarten Betrieben, an denen ebenfalls der Kanton Neuenburg namhafte Beteiligungen hielt – die Bahngesellschaft Chemins de fer des Montagnes Neuchâteloises (CMN) und der Busbetrieb «Compagnie des Transports du Val-de-Ruz» (VR), ehemals Überlandstrassenbahn Régional du Val-de-Ruz (VR) – zu den Transports Régionaux Neuchâtelois (TRN).

Rollmaterial

Die RVT orientierte sich bei Rollmaterialbeschaffungen tendenziell an den benachbarten normalspurigen Privatbahnen. Etliche Fahrzeuge sind daher entweder Anschlussbestellungen, stammen aus vom EAV/BAV koordinierten Gemeinschaftsbestellungen, oder wurden untereinander «getauscht».

Baureihe Hersteller Baujahr Herkunft Stückzahl Ausrangiert Bemerkungen
Serie Nummern total heute
Lokomotiven
Be 4/4 (301)1 ACMV/SAAS 1952 1 hist.1 historisches Fahrzeug
Triebwagen
BCFe 2/4
ABDe 2/4
(311)101 SWS/BBC 1944 2 hist.1 2006 abgebrochen
(312)102 1945 historisches Fahrzeug
ABDe 4/4 103 SIG/SWS
SAAS/BBC/MFO
1965 1 0 1983 EAV-Triebwagen; an MO verkauft
ABDe 537 313 SIG/SAAS 1946 BN (1994) (Üb) 1 0 2005 «Blauer Pfeil»; ex BN 743; abgegeben
RABDe 4/4 104 SIG/SWS/BBC 1983 2 0 1991 KTU-NPZ; an GFM verkauft
(315)105 2013 KTU-NPZ; an Travys verkauft
RBDe 4/4 (316)106 1985 2 1 KTU-NPZ; an TPF (2004–2013) vermietet
(317)107 1991 2018 KTU-NPZ; an DSF verkauft
RABe 527 321–322 BT/Alstom 2002–2003 1 0 2008–2009 Nina; an BLS verkauft
RABe 527 331 Stadler 2007 3 3 Flirt
332–333 2009
RABe 523 074–077 Stadler 2017 4 4 Flirt (Typ SBB)
Steuerwagen
Bt 201 SWP 1964 3 0 1985 EAV (EW I); an MO verkauft
202 1964/1983 2013 EAV (EW I); an Travys verkauft
203 1992 EAV (EW I); an GFM verkauft
ABt 204 1985 3 1 KTU-NPZ; an TPF (2004–2013) vermietet
205 1991 2018 KTU-NPZ; an DSF verkauft
206 2006 KTU-NPZ; an TPF verkauft
Personenwagen
B 301 FFA 1965 2 1 2013 EW I; an Travys verkauft
302 1965/2005 EW I; Umbau zu B Jumbo
B 304 SWP/SIG 1985 4 1 2008 «B Lego»; an Travys verkauft/vermietet?
305–306 1992 2018 «B Lego»; an DSF verkauft
307 «B Lego»
Rangierlokomotiven und Traktoren
Te 4/4 11 SWS/BBC 1910/1949 MO (1966) (Üb)1 0 1978 ex MO BCFe 4/4 1; an CJ abgegeben
Üb = Übernahme aus fremden Bestand (Gebrauchtfahrzeug); Um = Umbau aus eigenem Bestand
Anmerkungen
Die Garnitur RBDe 567 316 + ABt 204 war von 2004 bis 2013 langfristig an TPF vermietet, wurde von dieser modernisiert und trug die TPF-Lackierung.
Be 4/4 1
Güterzuglokomotive mit Mittelführerhaus. Bezeichnung (UIC): Be 417 301.
BCFe 2/4
Bezeichnung ab 1962 ABDe 2/4 101–102. Bezeichnung (UIC): ABDe 537 301–302.
BCFe 4/8 «Blauer Pfeil»
Bezeichnung ab 1962 ABDe 4/8. Bezeichnung (UIC): ABDe 537 313. Nach Ausrangierung 2005, an Unternehmen in St. Sulpice abgegeben; nicht rollfähig abgestellt.
RABDe 4/4 «Privatbahn-NPZ»
104 und 105 mit zwei Führerständen und Stirnwandtüren. Bezeichnung (UIC): RABDe 537 315; nach Deklassierung RBDe 567 315.
RBDe 4/4 «Privatbahn-NPZ»
106 und 107 mit einem Führerstand ohne Stirnwandtüre. Bezeichnung (UIC): RBDe 567 316–317.
Bt 201–203
Steuerwagen zu EAV-Triebwagen und ABDe 2/4. Umbau (1983) von Bt 202 und Bt 203 zu Steuerwagen für NPZ-Triebwagen. Umbau (1997) von Bt 202 in ABt 202.
B 302
Einheitswagen I, Umbau (2005) zu B Jumbo.

Ausser Dienst gestelltes Rollmaterial

Auswahl.

Dieseltriebwagen

  • BCm 2/5 8–9, 1924–1938 bzw. 1965 im Dienst, ab 1956 als ABm 2/5 9, erbaut 1914 für die Sächsische Staatseisenbahn
    Nummer 9 im Verkehrshaus Luzern ausgestellt.

Dampftriebwagen

  • BCm 2/2 10, 1917–1946 im Dienst, erbaut als BCFZm 2/2 21 für die Rorschach-Heiden-Bahn, erst 1922 umnummeriert.
  • CFm 1/2 1, 1939–1946 im Dienst, erbaut 1907 als Nr. 301 für die Kgl. Preuß. Militäreisenbahn, 1921 von der DRG verkauft und 1922 nach Umbau bei der Sensetalbahn als Cm 1/2 in Betrieb genommen, 1927 umgebaut.

Elektrische Triebfahrzeuge

  • Be 4/4 1
    für Güterzüge auch vor Personenzügen eingesetzt.
  • Te 4/4, ex MO ABDe 4/4 1
    wurde 1978 an CJ abgegeben, die Teile für den De 4/4 Nummer 111 verwendete.

Dampflokomotiven

  • E 2/2 1–2 (1883)
    Hersteller: SLM, Ausrangierung 1916 und 1908
  • E 2/2 3–4 (1886 und 1892)
    Hersteller: Maschinenfabrik Mülhausen, Ausrangierung 1916
  • E 3/3 5–6 (1913)
    Heissdampflokomotive von Krauss & Cie (München), Ausrangierung 1952 und 1946
  • E 3/3 7, ex JS F3 853, ex SBB E 3/3 8573; 1911–1928 im Dienst
    verkauft an Von Roll Klus (Nummer 10), ab 1941 in Gerlafingen
    heute beim Verein Dampfbahn Bern
  • E 3/3 8, ex JS F3 855, ex SBB E 3/3 8575; 1911–1928 im Dienst
    verkauft an Von Roll Klus (Nummer 11), ab 1941 in Gerlafingen
  • Ed 3/4 9, ex BSB Ed 3/4 52; 1926 übernommen
    Ausrangierung 1946

Einzelnachweise

  1. Claudine Dubois: L’asphalte de Travers dans le monde. 7. Januar 2020, archiviert vom Original am 29. September 2020; abgerufen am 19. August 2021 (französisch).
  2. Alfred Moser: Der Dampfbetrieb der Schweizerischen Eisenbahnen 1847–1966. Birkhäuser Verlag Basel und Stuttgart 1967, Seite 388
  3. Alfred Moser: Der Dampfbetrieb der Schweizerischen Eisenbahnen 1847–1966. Birkhäuser Verlag Basel und Stuttgart 1967, Seite 387
  4. Wolfgang Messerschmidt: Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen 1841–1966. Steiger Verlag, Moers 1984, ISBN 3-921564-67-0, Seite 276
  5. Wolfgang Valtin: Deutsches Lok-Archiv, Verzeichnis aller Lokomotiven und Triebwagen 2, Dampflokomotiven und Dampftriebwagen. Transpress, Berlin 1992, ISBN 3-344-70740-X, Seite 448
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