Chiara Margarita Cozzolani (* 27. November 1602 in Mailand; † zwischen 4. Mai 1676 und 20. April 1678 ebenda) war eine italienische (benediktinische) Sängerin und Komponistin des 17. Jahrhunderts.

Leben

Cozzolani wurde 1602 als jüngste Tochter einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Mailand geboren. Sie trat in das Benediktinerkloster Santa Radegonda (gegr. um 870) ein, wo sie 1620 ihr Ordensgelübde ablegte und „Chiara“ als Ordensnamen annahm. Von 1658–60 und 1672–73 war sie Äbtissin und 1664 sowie 1671 Priorin des Klosters. In dem Kloster St. Radegonda erhielt Cozzolani eine umfassende Gesangsausbildung, hat aber möglicherweise auch schon als Kind Unterricht erhalten. Nach 1650 scheint Cozzolanis musikalische Produktivität nachgelassen zu haben, was teils auf ihre klösterlichen Pflichten, teils auf die ablehnende Haltung zur Klostermusik unter Erzbischof Alfonso Litta zurückging.

Die überlieferte Musik weist Cozzolani als eine der bedeutenden Komponisten Mailands in der Mitte des 17. Jahrhunderts aus. Ihre Duette und Soli aus den Concerti sacri zählen nach Ansicht von Robert L. Kendrick im New Grove zu den hervorragenden Beispielen des von Gasparo Casati geprägten lombardischen Stils. Diese Motetten zeichnen sich durch ausdrucksvolle, schnell vorgetragene Texte, Sequenzen, Melismen in ungleichmäßigen Abständen sowie parallele Terz-Intervalle aus. Ihre drei- und vierstimmigen Stücke hingegen gehen auf ältere Stile zurück. In der Marienvesper von 1650 wechseln sich Doppelchor-Antiphonen und konzertante Soli und Duette ab. Die im selben Werk veröffentlichten Concerti weisen einen vielseitigeren Stil als diejenigen von 1642 auf.

Werke

  • Primavera di fiori musicali. 1–4 Stimmen und Generalbass (Mailand 1640, verschollen)
  • Concerti sacri. 2–4 Stimmen und Generalbass (Venedig 1642); O dulcis Jesu (1649)
  • Scherzi di sacra melodia. 1 Stimme, Generalbass verschollen (Venedig 1648)
  • Salmi à otto … motetti et dialoghi. 2–8 Stimmen und Generalbass (Venedig 1650)
  • No, no no che mare. Arie (verschollen)

Literatur

  • Robert L. Kendrick: Cozzolani, Chiara Margarita. In Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 2. Aufl. Macmillan, London 2001, ISBN 0-333-60800-3.
  • Linda Maria Koldau: Chiara Margarita Cozzolani. In: Annäherung an 7 Komponistinnen : mit Berichten, Interviews und Selbstdarstellungen, Bd. 11, Furore-Verl., Kassel 2000, S. 133–161.

Einzelnachweise

  1. Siehe hierzu ausführlicher: Linda Maria Koldau: Artikel „Chiara Margarita Cozzolani“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 25. August 2017.
  2. Robert L. Kendrick: Cozzolani, Chiara Margarita. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
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