Klassifikation nach ICD-10
O43.8 Sonstige pathologische Zustände der Plazenta
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Ein Chorangiom oder Chorioangiom, lateinisch Chroangioma placentae, von altgriechisch χόριον chórion, deutsch Haut, Leder, Nachgeburt, altgriechisch ἀγγεῖον angeion, deutsch Gefäß und altgriechisch -ωμα -ôma, deutsch Tumor, Pathologie, ist ein gutartiger Tumor der Blutgefäße (Gefäßtumor) in der Plazenta vom Chorion ausgehend. Meist handelt es sich um eine Hämangiom oder Hamartom.

Die Erstbeschreibung erfolgte im Jahre 1798 durch den englischen Arzt John Clarke (1761 – 1815).

Verbreitung

Ein Chorangiom ist der häufigste Tumor der Plazenta. Die Häufigkeit kleinerer Tumoren wird mit etwa 1 zu 300 Plazenten angegeben. Chorangiome finden sich bei 0,5 bis 0,6 % aller Schwangeren.

Pathologie

Diese Veränderungen treten meist in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf. Sie sitzen überwiegend auf der dem Fötus zugewandten Seite und können auch gestielt sein. Als möglicher Auslöser wird verminderte Sauerstoffversorgung vermutet, da sie gehäuft am Rande der Plazenta zu finden sind. Sie sind häufiger bei Syndromen mit Wachstumsstörungen zu finden wie beim Beckwith-Wiedemann-Syndrom. Etwa 80 % sind kleiner als 10 mm.

Einteilung

Nach ihrem Gewebeaufbau (Histologie) kann eine Einteilung erfolgen in:

  • angiomatös mit zahlreichen Blutgefäßen
  • zellulär mit geringer Vaskularisation
  • degenerativ

Klinische Bedeutung

Meist handelt es sich um Zufallsbefunde ohne Bedeutung. Bei größeren Tumoren von mehreren Zentimeter Durchmesser können arteriovenöse Shunts zu kreislaufbedingter Schädigung des Föten führen.

Komplikationen

Mögliche Komplikationen bei größeren Chorangiome sind:

Diagnose

Die Diagnose kann bei der Pränataldiagnostik durch Sonografie, besonders im Doppler-Verfahren, sowie nach der Geburt durch Untersuchung der Plazenta erfolgen.

Literatur

  • A Albert, Magdalena Steber, Lea Wiedenmann, Monika Rehn, Karen Ernestus: Ungewöhnlich großer Tumor der Plazenta. In: Die Gynäkologie. 2023, Band 56, Nummer 5, S. 367–369 doi:10.1007/s00129-023-05076-y.
  • C. Lež, R. Fures, Z. Hrgovic, S. Belina, J. Fajdic, K. Münstedt: Chorangioma placentae. In: Rare tumors. Band 2, Nummer 4, Dezember 2010, S. e67, doi:10.4081/rt.2010.e67, PMID 21234259, PMC 3019602 (freier Volltext).

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Pschyrembel online
  2. 1 2 3 4 5 6 Eintrag zu Chorangiom im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck
  3. J. Clarke: XV. Account of a tumour found in the substance of the human placenta. In: Philosophical transactions of the Royal Society of London. 1798, Band 88, S. 361–368 doi:10.1098/rstl.1798.0016.
  4. A. Kirkpatrick, Daniel J. Podberesky, Anne E. Gray, Joseph H. Mcdermott: Placental Chorioangioma. In: Radiographics. 2007, Band 27, Nummer 4, S. 1187–1190 doi:10.1148/rg.274065207.
  5. 1 2 Radiopaedia
  6. Umme Ruman, Tanzeem Sabina Chowdhury, Maherun Nessa: Placental Chorioangioma: A Case Report. In: BIRDEM Medical Journal. 2012, Band 2, Nummer 2, S. 113–115 doi:10.3329/birdem.v2i2.12326.
  7. E. Glatthaar und J. R. Rüttner: Chorangiom der Plazenta. In: Gynaecologia, Band 141, S. 262, 1956
  8. M Ziemann, Sofia Apostolidou, David Dum, Kurt Hecher, Dominique Singer, M Tavares de Sousa: Chorioangiom der Plazenta – eine seltene Ursache fetaler High-Output-Herzinsuffizienz. In: Zeitschrift Für Geburtshilfe Und Neonatologie. 2019, Band 224, Nummer 02, S. 103–106 doi:10.1055/a-0903-3034.

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