In der Urkundenlehre bezeichnet man als Chrismon ein graphisches Symbol, das für die Anrufung Gottes steht.

Position

Das Chrismon leitet als symbolische Invocatio den Beginn der Urkunde ein; in der karolingischen Königsurkunde steht es zudem vor der Kanzlerzeile und manchmal vor der Datierung.

Form

Das Chrismon hat sich im 7. bis 8. Jahrhundert aus einer kursiven Schreibweise von In Dei nomine entwickelt, aber Mitte des 9. Jahrhunderts in der ostfränkischen Kanzlei eine Umgestaltung erfahren, die für die spätere Verwendung prägend war: In der deutschen Kaiser- und Königsurkunde beruht das Zeichen seit dieser Zeit auf der Grundform eines C. Es zeigt einen Stab, der am oberen Ende und in der Mitte mit einer Spirale oder mit Schlingen verziert wurde.

Literatur

  • Erika Eisenlohr: Von ligierten zu symbolischen Invokations- und Rekognitionszeichen. In: Peter Rück (Hrsg.): Graphische Symbole in mittelalterlichen Urkunden. Beiträge zur diplomatischen Semiotik. Sigmaringen 1996, S. 167–262 (Historische Hilfswissenschaften 3). ISBN 3-7995-4203-5
  • Wilhelm Erben: Die Kaiser- und Königsurkunden des Mittelalters in Deutschland, Frankreich und Italien. Mit einer Einleitung von Oswald Redlich. München und Berlin 1907, S. 140–145. (Nachdruck 1967)

Einzelnachweise

  1. Klaus-Peter Schäffel: Tinte und Feder. In: Stiftarchiv Sankt Gallen (Hrsg.): Lebenswelten des frühen Mittelalters in 36 Kapiteln. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2019, ISBN 978-3-95976-182-6, S. 62.
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