Christof Hasler d. J. (geb. vor 1453; gest. nach 1470) war ein Politiker und in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zweimaliger Bürgermeister der Stadt Bozen. Als oberster kommunaler Amtsträger fungierte er 1453 und wiederum 1469 und war der fünfte in der Reihe der erstmals 1449 mit Hans Trott bezeugten Stadtoberhäupter.
Hasler war Sohn des Bozner Notars Christof Haslers d. Ä., seinerseits Sohn des Notars Johannes Hasler. Selbst städtischer Notar und Kirchpropst der Marienpfarrkirche, gehörte Christof Hasler d. J. zur Honoratiorenschicht der spätmittelalterlichen Stadtgesellschaft und gebot kraft seiner zahlreichen Ämter und Funktionen über erhebliches „Herrschaftswissen“. In den Jahren 1453–1460 legte er ein umfassendes Urbar und Rechtsbuch der Marienpfarrkirche an, das seit dem späten 19. Jahrhundert an der Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg verwahrt wird. Es ist auch deshalb bedeutsam, da es neben dem Besitzstandsverzeichnis der städtischen Hauptkirche die älteste Schulordnung der Stadt aus dem Jahr 1424, eine Abschrift des Ratsprivilegs König Friedrichs III. von 1442 sowie weitere normative Quellen enthält. Schon 1460 ist Hasler mit Hausbesitz nachgewiesen, einem untrüglichen sozialen Distinktionsmerkmal und Voraussetzung für die Erlangung des Bürgerrechts.
Das älteste überlieferte Bozner Ratsprotokoll aus dem Jahr 1469 stammt ebenfalls von Haslers Hand. Es war Teil des Archivs Oberpayrsberg, ehe es in den Kriegsjahren in Verlust geraten ist.
1470 wurde Hasler gemeinsam mit seinem Bruder Hans von Herzog Sigmund von Österreich-Tirol mit dem Ansitz Niederhaus in der Bozner Raingasse belehnt.
Literatur
- Karl Theodor Hoeniger: Das älteste Bozner Ratsprotokoll vom Jahre 1469. In: (Bozner) Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst. Verlagsanstalt Bozen: Vogelweider 1934, S. 7–111.
- Hannes Obermair: »Item es ist durch ratt furgenomen«. Ein unbekanntes Bruchstück des ältesten Bozner Ratsprotokolls von 1469. In: Der Schlern 71, 1997, H. 5, S. 293–298.
- Hannes Obermair: „Hye ein vermerkt Unser lieben frawn werch …“: Das Urbar und Rechtsbuch der Marienpfarrkirche Bozen von 1453/60. (= bz.history 2). Bozen: Stadtarchiv Bozen 2005.
- Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Regesten der kommunalen Bestände 1401–1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8.
- Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500. Innsbruck: Wagner 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9, S. 259–263.
Einzelnachweise
- ↑ Karl Theodor Hoeniger: Das älteste Bozner Ratsprotokoll vom Jahre 1469. In: (Bozner) Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst. Bozen 1934, S. 62.
- 1 2 Hannes Obermair: „Hye ein vermerkt Unser lieben frawn werch …“: Das Urbar und Rechtsbuch der Marienpfarrkirche Bozen von 1453/60. (= bz.history 2). Bozen 2005, S. 10.
- ↑ Hannes Obermair: „Hye ein vermerkt Unser lieben frawn werch …“: Das Urbar und Rechtsbuch der Marienpfarrkirche Bozen von 1453/60. (= bz.history 2). Bozen 2005, S. 22.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Regesten der kommunalen Bestände 1401–1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 124–125, Nr. 1080.
- ↑ Vollinhaltlich ediert von Karl Theodor Hoeniger: Das älteste Bozner Ratsprotokoll vom Jahre 1469. In: (Bozner) Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst. Bozen 1934, S. 7–111.
- ↑ Hannes Obermair: »Item es ist durch ratt furgenomen«. Ein unbekanntes Bruchstück des ältesten Bozner Ratsprotokolls von 1469. In: Der Schlern 71, 1997, H. 5, S. 293ff.
- ↑ Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500. Innsbruck 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9, S. 262.