Christoph Reuland (* 13. Juni 1903 in Düsseldorf; † 13. Januar 1983 in Bad Herrenalb) war ein deutscher Opernsänger (Tenor).

Leben

Vom elterlichen Wunsch, Ingenieur zu werden, nahm Reuland früh Abstand. Er studierte stattdessen Geige bei Konzertmeister H. Wolf. Ein Gesangsstudium in Italienischer Belcanto-Schule erfolgte bei Frau Gallenkamp in Düsseldorf, Max Pauli in Köln, Julius von Raatz-Brockmann in Berlin und Arne van Erpekum Sem in Oslo. Ein Rezitationsstudium erfolgte bei Hans-Heinz Steinhoff, Schauspielhaus Düsseldorf. Das Studium finanzierte er, indem er als Geiger eine Unterhaltungskapelle leitete.

1926 begann Reuland in Oberhausen seine 31-jährige Sängerlaufbahn mit dem Postillon von Lonjumeau. Halberstadt, Sondershausen, Mönchengladbach und Stettin waren weitere Stationen, ehe er 1934 unter Generalmusikdirektor Herbert von Karajan nach Aachen wechselte. David, Mime und Tamino waren drei Partien Reulands unter Karajan. Auch als Opernregisseur trat Christoph Reuland in Aachen mit Waffenschmied, Postillon, Martha in Erscheinung. Fünf Jahre Aachen folgten Nürnberg und das Theater des Volkes in Berlin.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte Christoph Reuland sechs Jahre in Düsseldorf unter Gustaf Gründgens, in dessen Inszenierung der Offenbachschen Banditen er den Räuberhauptmann Falsacappa übernahm. 1951 begann Reuland sein mit einem Gastvertrag für das Opernhaus Zürich verbundenes Engagement an der Badischen Staatsoper. Unter den Generalmusikdirektoren Matzerath und Krannhals erwarb er sich hier einen großen Freundeskreis, der die Übereinstimmung von stimmlicher und darstellerischer Gestaltung bewunderte.

Neben Standardpartien sang der Künstler hier u. a. die Titelpartie und den Godvino in Verdis Aroldo, den Grigorij-Dimitrij und den Fürsten Schuiskij in Boris Godunow, aber auch – mit Erika Köth als Tatjana – den Johann Strauß in der Operette Walzerzauber. Reuland hatte fast den ganzen Puccini gesungen und beherrschte auch alle Partien von Verdi, außer dem Othello. Wie es damals üblich war, sang er die Opern in deutscher Sprache. Eine der auswärtigen Partien des Sängers war der Hoffmann in Offenbachs Oper. Auslandsgastspiele führten ihn außerdem in die Niederlande, Belgien, Norwegen, Polen und die Schweiz.

Als er 1957 in Karlsruhe mit dem Don José seine Laufbahn beendete, hatte er 3800 Bühnenauftritte, etwa 65 Opern- und Operetten-Partien, sowie wesentliche Oratorien-Aufgaben. Seine Dirigenten neben Karajan waren Franz Konwitschny, Clemens Krauß, Leo Blech, Eugen Jochum, Otto Ackermann, Heinrich Hollreiser, Richard Strauss, Paul Graener und Otto Matzerath. Er spielte unter den Regisseuren Gustaf Gründgens, Wolf Völker und Rudolf Hartmann als Lyrischer Tenor, Spieltenor und Italienischer Heldentenor. Bühnenpartner waren Martha Mödl, Helmut Fehn, Margarete Teschemacher, Hannelore Wolf-Ramponi, Eugen Ramponi, Erika Köth, Marcel Cordes und Hans Hofmann.

Regietätigkeit übernahm er am Stadttheater Aachen und war dort auch Vortragender Mitarbeiter des Volksbildungswerks. Pädagogische Tätigkeit erfolgte ab 1930. Schüler waren Elmy von Karajan (Aachen, Berlin), Regina Waltmann (Düsseldorf, Gast München), Hetty Plümacher (Oslo, Stuttgart), Charlotte Raab (Darmstadt), Gertrude Höch (Düsseldorf), Gustl Römer-Hahn (Aachen, Hamburg, Gelsenkirchen) und Hans Madin (Aachen, Darmstadt).

Bis 1964 hatte Christoph Reuland in Karlsruhe gelebt, zog dann mit seiner Gattin Hilla nach Völkersbach und schließlich 1980 nach Bad Herrenalb-Rotensol.

Engagements

1926/271. Lyr. Tenor, Stadttheater Oberhausen
1927/281. Lyr. und Spieltenor, Stadttheater Halberstadt
1928/291. Lyr. und Spieltenor, Landestheater Sondershausen
1929/301. Spieltenor, Stadttheater München-Gladbach
1930–331. Spieltenor, Stettin
1933/341. Spieltenor, Landestheater Beuthen OS
1934–391. Lyr. und Spieltenor, Stadttheater Aachen, (Herbert von Karajan)
1939–411. Lyr. und Spieltenor, Stadttheater Gießen
1941/421. Spieltenor, Stadttheater Nürnberg
1942–451. Lyr. Tenor, Deutsche Oper Oslo und Theater des Volkes, Berlin
1945–511. Ital. Heldentenor, Opernhaus Düsseldorf (Gustaf Gründgens)
1951–561. Ital. Heldentenor, Bad. Staatstheater Karlsruhe und 2 Jahre Stadttheater Zürich

Gastspiele

  • Staatstheater: Hamburg, München, Stuttgart, Danzig, Oldenburg, Wiesbaden (Internationale Festspiele)
  • Opernhäuser: Köln, Wuppertal, Essen, Dortmund, Duisburg, Frankfurt, Darmstadt, Hannover, Mainz, Lübeck
  • Ausland: Holland, Belgien, Norwegen, Polen, Schweiz

Repertoire

Heldentenorpartien

AuberFra DiavoloTitelrolle
BeethovenFidelioFlorestan
BittnerHöllisch GoldTeufel
BizetCarmenDon José
GluckIphigenie in AulisAchilles
HindemithMathis der MalerKardinal
JanáčekJenůfaLaca
MascagniCavalleria RusticanaTuriddu
MehulJoseph u. seine BrüderJoseph
MussorgskiBoris GodunowDimitrij, Schuiskij
OffenbachHoffmanns ErzählungenHoffmann
PucciniLa BohèmeRudolf
PucciniMadame ButterflyLinkerton (Pinkerton)
PucciniManon LescautDe Grieux
PucciniToscaCavaradossi
SmetanaDer KussLukas
Strauss, R.ArabellaMatteo
Strauss, R.Ariadne auf NaxosBacchus
VerdiAidaRadames
VerdiAroldoAroldo, Godvino
VerdiDon CarlosTitelrolle
VerdiEin MaskenballRichard
VerdiErnaniTitelrolle
VerdiMacht des SchicksalsDon Alvaro
VerdiRigolettoHerzog (stud.)
VerdiSimone BoccanegraGabriele Adorno
VerdiTroubadourManrico
WagnerMeistersingerDavid
WagnerRheingoldMime
WagnerTannhäuserTitelrolle (stud.)
WeberFreischützMax
WeinbergerSchwanda, der DudelsackpfeiferBabinski
Wolf-FerrariSlyTitelrolle
ZillichTroilus u. CressidaAchilles

Lyrische Partien

AdamPostillon v. LonjumeauTitelrolle
AuberFra DiavoloLorenzo
LortzingWildschützBaron Kronthal
LortzingDie beiden SchützenGustav Busch
MozartBastien u. BastienneBastien
MozartCosì fan tutteFerrando
MozartZauberflöteTamino
NicolaiLustige WeiberFenton
RossiniBarbier von SevillaAlmaviva
SmetanaDie verkaufte BrautHans
Strauss, R.Ariadne auf NaxosBrighella
Strauss, R.RosenkavalierSänger
ThomasMignonWilhelm Meister
WagnerTannhäuserWalter v. d. Vogelweide

Operetten

DostalCliviaJuan Damigo
DostalExtrablätterAttaché
DostalUngarische HochzeitGraf Bardossi
LehárGraf von LuxemburgTitelrolle
LehárLand des LächelnsSon Chon
LehárPaganiniTitelrolle
MillöckerBettelstudentJan Janicki
MillöckerGasparoneConte Erminio
OffenbachBanditenFalsacappa
Strauß, J.Ballnacht in FlorenzNicco
Strauß, J.FledermausEisenstein
Strauß, J.Nacht in VenedigCaramello
Strauß, J.ZigeunerbaronBarinkay
StreckerÄnnchen von TharauSimon Dach, Joh. Portatius
SuppéBoccaccioTitelrolle
ZellerVogelhändlerTitelrolle

Oratorien

BeethovenNeunte Symphonie
BrittenSerenade für Tenor, Horn u. Orchester
MendelssohnElias

Lieder

Beethoven, Dvořák, Mozart, Schubert, Strauss

Literatur

Einzelnachweise

  1. Karlsruher Theatergeschichte von Wilhelm Kappler u. a. 1982, Seite 136
  2. Düsseldorfer Nachrichten vom 28. Juni 1988, Autor Alfons Houben
  3. Badische Neueste Nachrichten, 14. Juni 1978. Autor: Franz Josef Wehinger
  4. Mittelbadische Presse, 8. Februar 1983. Autor: Franz Josef Wehinger
  5. Badische Neueste Nachrichten, 15. Juni 1968. Autor: Franz Josef Wehinger
  6. Badische Neueste Nachrichten, 4. Februar 1983. Autor: Franz Josef Wehinger
  7. Aufzeichnung Christoph Reuland Privatarchiv Ragnar Reuland
  8. Aufzeichnung Christoph Reuland Privatarchiv Ragnar Reuland
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