Cicisbeismus ist eine Form der polyandrischen Ehe, die insbesondere in vorkolonialen nigerianischen Gesellschaften vorkam. Es handelt sich, wie bei der sekundären Ehe, um gesellschaftlich geduldete sexuelle Beziehungen zwischen einer Frau und mehreren (in der Regel zwei) Männern. Die Frau gilt jedoch als mit nur einem der Männer verheiratet. Während der Frau nicht unbedingt die Wahl des Ehemannes freisteht, wählt sie ihren Geliebten (Cicisbeo) selbst und dieser erwirbt das sexuelle Anrecht, indem er dem Ehemann eine Gebühr zahlt.
Mit dem Vorrecht der Frau, sich ihren Liebhaber selbst erwählen zu können, steht diese Beziehungsform in einem markanten Unterschied zu anderen Formen der Polyandrie.
Der Begriff Cicisbeo bezeichnete ursprünglich im 17. Jahrhundert in Italien die legalisierte Institution des Hausfreunds.
Literatur
- Audrey Smedley: The implications of Birom cicisbeism. In: Nancy E. Levine, Walter H. Sangree: Women with Many Husbands. Polyandrous Alliance and Marital Flexibility in Africa and Asia (Sonderheft des Journal of Comparative Family Studies), Band 11 (1980), Heft 3, S. 345–357, ISSN 0047-2328, JSTOR:41601141.
- Adam Jones: Prostitution, Polyandrie oder Vergewaltigung? Zur Mehrdeutigkeit europäischer Quellen über die Küste Westafrikas zwischen 1660 und 1860. In: Ders. (Hrsg.): Außereuropäische Frauengeschichte, Probleme der Forschung (Frauen in Geschichte und Gesellschaft; Band 25). Centaurus VG, Pfaffenweiler 1990, S. 123–158, ISBN 3-89085-429-X