Der Claas Xerion ist ein landwirtschaftlicher Systemschlepper, den Claas nach jahrzehntelanger Entwicklungsarbeit im November 1993 der Öffentlichkeit präsentierte. Zwischen 1995 und 1999 wurden rund 80 Exemplare der Typen Xerion 2500 und 3000 in einer Pilotserie hergestellt. Die Serienfertigung des Systemschleppers begann jedoch erst im Jahr 2003 mit dem Typ 3300. Der Xerion entwickelte sich daraufhin zum Flaggschiff der Traktorsparte von Claas.

Geschichte

1976 kam Nils Fredriksen als Entwicklungsleiter zu Claas. Er sollte eine selbstfahrende Erntemaschine entwickeln, die auch Traktorarbeiten erledigen kann und ein hydrostatisch-mechanisches leistungsverzweigtes Getriebe besitzt. Dieser Auftrag erhielt intern den Namen Projekt 207. Der Prototyp verfügte über drei Anbauräume, Front- und Heckhydraulik, permanenten Allradantrieb, gelenkte Räder und eine drehbare Kabine. Fredriksen stattete den Prototyp zudem mit einem von Rába in MAN-Lizenz hergestellten 245 PS starken Sechszylinder-Dieselmotor aus. Das DMT-Getriebe, geliefert von der Sundstrand Corporation Hydro-Transmission Division, war zudem eine wichtige Komponente des Projekts. Helmut Claas trieb das Projekt 207 voran, um in der Premiumliga der Traktorenhersteller mitzuspielen und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. Der Einstieg in die Traktorbranche wurde auch als geschäftsstrategische Notwendigkeit angesehen, da sich die Strukturen bei den Landmaschinenhändlern zugunsten der Vollsortimenter veränderten.

Nachdem die Sundstrand Corporation den Bau des DMT-Getriebes 1980 überraschend einstellte, suchte Fredriksen nach brauchbaren Alternativen. Andere Getriebe erfüllten jedoch nicht die Erwartungen. Claas entschied sich daher dazu, ein eigenes Getriebe zu entwickeln. Der finanzielle und zeitliche Aufwand hierfür war allerdings enorm. Ende der 1980er Jahre hatte Claas schließlich das HM-8-Getriebe fertig entwickelt und machte sich nun daran, das Projekt 207 zur Marktreife zu bringen.

Im November 1993 wurde der Xerion 2000 auf der internationalen CEBIT-Messe offiziell vorgestellt. Der Name „Xerion“ entstammte einem zuvor durchgeführten Mitarbeiterwettbewerb. Anschließend verzögerte sich die Serienproduktion allerdings um fast zwei Jahre, da Claas den Schlepper noch weiter verbessern wollte. 1995 wurden fünf Xerion 2500 und 3000 hergestellt und bis 1999 stieg die Anzahl der Fahrzeuge auf etwa 80.

Konzept und Varianten

Beim Xerion handelt es sich um einen Systemschlepper mit vier gelenkten gleich großen Reifen. Er verfügt über drei Anbauräume (hydraulischer Front- und Heckkraftheber, Aufbau hinter der Kabine). Zusätzlich verfügen einige Varianten über eine 110-mm-Zugkugelkupplung zur Schwanenhalsanhängung hinter der Kabine.

Trac
Der Trac ist die Standardversion mit fester Kabine, die mittig auf dem Rahmen angeordnet ist.
Trac VC
Beim Trac VC ist die Kabine ebenfalls mittig auf dem Rahmen, kann aber um 180° gedreht werden. (VC = Variable Cabin = variable Kabine)
Saddle Trac
Beim Saddle Trac ist die Kabine fest in Fahrtrichtung über dem Motor verbaut. Hinter der Kabine entsteht dadurch ein zusätzlicher Anbauraum für Geräte.
Trac TS
Beim Trac TS sind die Räder durch Raupenlaufwerke ausgetauscht worden. (TS = Track System = Raupensystem)

Fahrwerk

Die ersten Modelle des Xerion verfügten über einen geschweißten Rahmen in Vollrahmenbauweise, mittlerweile wird er geschraubt.

Bei den Achsen des Xerion handelt es sich um wahlweise einzeln, gegenläufig oder gleichläufig (im Hundegang) lenkbare Starrachsen.

Antrieb

Als Motoren kommen Reihensechszylinder von Daimler mit bis zu 390 kW zum Einsatz. In der Vergangenheit wurden auch Motoren von Perkins Engines und Caterpillar verbaut. Zum ursprünglichen Entwicklungsauftrag gehörte die Konstruktion eines eigenen stufenlosen Getriebes, des HM-8. Es verfügte über acht Fahrbereiche und arbeitet mit einer hydrostatisch-mechanischen Leistungsverzweigung. Das Getriebe wurde auf der Agritechnica 1997 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Mittlerweile verwendet Claas für den Xerion stufenlose Getriebe von ZF.

1. Generation
ModellBauzeitVariantenMotor ZylinderHubraum
in cm³
Nennleistung
in kW (PS)
Leergewicht
in kg
Xerion 2500 1993–1999Perkins 1306 68.685184 (250)9.500
Xerion 25001999–2004Perkins 1306-EDi 68.685195 (265)10.500
Xerion 30001997–1999Perkins 1306 68.685220 (300)9.500
Xerion 30001999–2004Perkins 1306-EDi 68.685232 (315)10.500
2. Generation
ModellBauzeitVariantenMotor ZylinderHubraum
in cm³
Nennleistung
in kW (PS)
Max. Drehmoment
in Nm (bei min−1)
Leergewicht
in kg
Xerion 3300 2004–2012Trac/Trac VC/Saddle TracCaterpillar C9 68.804246 (335) 1500 (1500) 10.200
Xerion 38002007–2013Trac/Trac VC/Saddle TracCaterpillar C9 68.685268 (364) 1620 (1400) 10.200
3. Generation
ModellBauzeitVariantenMotor ZylinderHubraum
in cm³
Nennleistung
in kW (PS)
Max. Drehmoment
in Nm (bei min−1)
Leergewicht
in kg
Xerion 45002009–2013Trac/Trac VCCaterpillar C13 6 12.500330 (449) 2.203 (1.400) 13.400
Xerion 50002009–2013Trac/Trac VCCaterpillar C13 6 12.500358 (487) 2.353 (1.400) 13.400
Xerion 4000 / 42002014–Trac/Trac VC/Saddle TracMercedes-Benz OM 470 LA 6 10.677337 (458) 2.200 (1.100) 16.170
Xerion 45002014–Trac/Trac VCMercedes-Benz OM 471 LA 6 12.809353 (480) 2.400 (1.100) 16.170
Xerion 50002014–Trac/Trac VCMercedes-Benz OM 471 LA 6 12.809374 (509) 2.600 (1.100) 16.570
Commons: Claas Xerion – Sammlung von Bildern
Wikibooks: Traktorenlexikon: Claas#Xerion – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Oldtimer Traktor, VF Verlagsgesellschaft mbH, Ausgabe Juli 2023, ISSN 1862-1716, Seite 86 ff.
  2. Oldtimer Traktor, VF Verlagsgesellschaft mbH, Ausgabe August 2023, ISSN 1862-1716, Seite 88 ff.
  3. Claas Xerion 2500-3000, auf www.konedata.net, abgerufen am 10. August 2016
  4. Claas Xerion 3300-3800, auf www.konedata.net, abgerufen am 10. August 2016
  5. Claas Xerion 4000-5000, auf www.konedata.net, abgerufen am 10. August 2016
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