Codonorchis | ||||||||||||
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Codonorchis lessonii | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Tribus | ||||||||||||
Codonorchideae | ||||||||||||
P.J.Cribb | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Codonorchis | ||||||||||||
Lindl. |
Codonorchis ist eine Gattung aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Mit zwei Arten besiedelt sie das temperate Südamerika. Es sind kleine, ausdauernde, krautige Pflanzen. Die Gattung Codonorchis bildet eine eigene Tribus Codonorchideae.
Beschreibung
Die terrestrisch wachsenden Pflanzen besitzen unterirdische Speicherorgane, die teilweise aus Wurzelgewebe, teilweise aus Sprossgewebe bestehen. Durch Stolonen, an denen sich Tochterknollen bilden, können sie sich vegetativ vermehren. Die Wurzeln sind faserig und von Velamen umgeben. Der Spross trägt im unteren Drittel zwei bis vier Laubblätter, die – selten bei Orchideen – quirlig angeordnet sind. Die Blätter sind oval oder leicht spatelförmig, waagrecht ausgebreitet und unbehaart. Zwischen Blatt und Stängel befindet sich kein Trenngewebe.
Über den Blättern setzt sich die Sprossachse als einblütiger Blütenstand fort. Der Fruchtknoten ist nicht gestielt, rundlich und kurz. Das Tragblatt ist etwas länger als der Fruchtknoten. Die Blüten sind resupiniert, die Blütenblätter sind nicht miteinander verwachsen. Die Lippe ist an der Basis abrupt verschmälert („genagelt“) und dort mit der Säule verwachsen. Die Lippe ist leicht dreilappig, die Seiten sind nach oben um die Säule geschlagen. Der vordere Teil der Lippe ist nach unten gebogen. Entlang der mittleren Adern der Lippe sitzen winzige köpfchen- oder pilzförmige Anhängsel. Die Ränder der Lippe können etwas gewellt sein. Die Säule ist lang und dünn, gebogen, im Querschnitt etwa halbkreisförmig und schmal geflügelt. Das Staubblatt sitzt am Ende der Säule und ist gegenüber der Säulenachse herabgebogen. Das Staubblatt bleibt auch bei Entnahme der Pollinien an der Säule haften. Die zwei Pollinien sind gelb und länglich geformt. Der Pollen liegt als einzelne Pollenkörner (Monaden) vor, diese messen etwa 30 Mikrometer im Durchmesser und besitzen keine Öffnung (inaperturat). Die Narbe sitzt ventral (in der resupinierten Blüte an der Unterseite der Säule), sie ist ungelappt, länglich längs der Säulenachse angeordnet. Die Kapselfrucht steht aufrecht.
Verbreitung
Die beiden Arten der Gattung Codonorchis sind im gemäßigten und subtropischen Südamerika verbreitet. Codonorchis lessonii kommt in Chile, Argentinien und auf den Falkland-Inseln vor. Codonorchis canisioi besiedelt ein kleines Verbreitungsgebiet im Süden Brasiliens. Beide Arten kommen im Schatten feuchter Wälder vor. Sie überdauern die ungünstige Jahreszeit mit ihren unterirdischen Knollen.
Systematik und botanische Geschichte
Die Gattung Codonorchis wurde von Lindley 1840 aufgestellt. Der Name setzt sich aus den griechischen Wörtern kodon, „Glocke“, und orchis, „Hoden“ (hier: „Orchidee“), zusammen. Er bezieht sich auf die Form der kleinen Anhängsel auf der Lippe. Lindley war nur die Art Codonorchis lessonii bekannt, die schon vorher unter anderen Gattungsbezeichnungen von d’Urville und Brongniart beschrieben worden war. Die zweite Art wurde 1936 von Mansfeld beschrieben.
Schlechter ordnete die Gattung Codonorchis 1926 in die Tribus Diurideae ein. Ihre systematische Stellung innerhalb dieser Tribus war lange unklar: Schlechter stellte sie in die Subtribus Caladeniinae, Brieger wollte eine eigene Subtribus Codonorchidinae aufstellen, Dressler stellte sie in die Chloraeinae.
Erst molekulargenetische Untersuchungen zeigten, dass Codonorchis nicht sehr nah mit der Tribus Diurideae verwandt ist. Sie stellt innerhalb der Untergattung Orchidoideae eine basale Gruppe dar, für die von Cribb eine eigene Tribus, die Codonorchideae, aufgestellt wurde.
Es gibt nur zwei Arten:
- Codonorchis canisioi Mansf.: Sie kommt in Brasilien vor.
- Codonorchis lessonii (d’Urv.) Lindl.: Sie kommt von Chile bis Argentinien und zu den Falkland-Inseln vor.
Literatur
Die Informationen dieses Artikels stammen aus:
- Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn Rasmussen (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Orchidoideae (Part 2). Vanilloideae. Band 3/2. Oxford University Press, New York und Oxford 2003, ISBN 0-19-850711-9, S. 17 ff.
Einzelnachweise
- ↑ Codonorchis. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew.
- ↑ Robert L. Dressler: Phylogeny and Classification of the Orchid Family. Cambridge University Press, 1993, ISBN 0-521-45058-6, S. 21.
- ↑ John Lindley: The Genera and Species of Orchidaceous Plants. 1840, S. 410.
- ↑ Robert L. Dressler: Phylogeny and Classification of the Orchid Family. Cambridge University Press, 1993, ISBN 0-521-45058-6, S. 129.
- 1 2 Codonorchis. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 9. Juli 2018.