Die Cohors II Mattiacorum [milliaria] [equitata] (deutsch 2. Kohorte der Mattiaker [1000 Mann] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. In den Militärdiplomen von 78 und in Inschriften wird sie als Cohors Mattiacorum bezeichnet.

Namensbestandteile

  • II: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die zweite (lateinisch secunda). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors secunda .. ausgesprochen.
  • Mattiacorum: der Mattiaker. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem germanischen Volksstamm der Mattiaker rekrutiert.
  • milliaria: 1000 Mann. Je nachdem, ob es sich um eine Infanterie-Kohorte (Cohors milliaria peditata) oder einen gemischten Verband aus Infanterie und Kavallerie (Cohors milliaria equitata) handelte, lag die Sollstärke der Einheit entweder bei 800 oder 1040 Mann. Der Zusatz kommt in einer Inschrift vor. In der Inschrift wird statt milliaria das Zeichen verwendet.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in einer Inschrift vor.

Die Einheit war eine Cohors milliaria equitata. Die Sollstärke der Einheit lag daher bei 1040 Mann, bestehend aus 10 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 8 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Kohorte war in den Provinzen Moesia, Moesia inferior und Thracia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 78 bis 167/168 n. Chr. aufgeführt.

Der erste Nachweis in Moesia beruht auf einem Diplom, das auf 78 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 93 bis 146 datiert sind, belegen die Einheit in Moesia inferior.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Einheit nach Thracia verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 155 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Thracia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 155/157 bis 167/168 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Der letzte Nachweis der Einheit beruht auf einer Inschrift, die auf 219 datiert wird.

Standorte

Standorte der Kohorte waren möglicherweise:

  • Barboşi: Ziegel mit dem Stempel der Einheit wurden hier gefunden.
  • Dinogetia (Garvan): eine Inschrift und Ziegel mit dem Stempel der Einheit wurden hier gefunden.
  • Sexaginta Prista (Russe): eine Inschrift und Ziegel mit dem Stempel der Einheit wurden hier gefunden.
  • Sostra (Lomets): zwei Inschriften wurden hier gefunden.

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.

Kommandeure

  • [?]us: er wird auf dem Diplom von 113 als Kommandeur genannt.
  • [A]lf(ius) Faustinianus, ein Tribun (AE 1968, 422)
  • Antonius Annianus: er wird auf dem Diplom von 155 als Kommandeur genannt.
  • Apronius Maximus, ein Tribun (CIL 3, 13726)

Sonstige

  • [?], ein Fußsoldat: das Diplom von 113 wurde für ihn ausgestellt.
  • [?], ein Decurio (AE 2005, 1370)
  • Aelius Dassius: das Diplom von 155 wurde für ihn ausgestellt.
  • Aurelius Diophanes, ein Reiter (AE 2005, 1370)
  • Aurelius Martialius, ein Reiter (AE 2005, 1370)
  • Capito (CIL 3, 12449)
  • Clagissa, ein Fußsoldat: das Diplom von 138 wurde für ihn ausgestellt.
  • L(ucius) Spurennius Rufus, ein Buccinator (CIL 3, 12437)
  • T(itus) Flavius Lupus, ein Fußsoldat: ein Diplom von 146 (ZPE-195-230b) wurde für ihn ausgestellt.

Siehe auch

Commons: Cohors II Mattiacorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen

  1. Laut Florian Matei-Popescu wurde die Einheit zwischen 144 und 198 zu einer Cohors milliaria erweitert; möglicherweise geschah dies im Zusammenhang mit der Verlegung von Moesia inferior nach Thracia.
  2. Laut Florian Matei-Popescu wäre es aber auch denkbar, dass die Kohorte durchgehend in Sostra stationiert blieb, während die Provinzgrenzen zwischen Moesia inferior und Thracia geändert wurden.

Einzelnachweise

  1. Inschriften (AE 2005, 1370, CIL 3, 12437, CIL 6, 37274)
  2. Inschrift mit milliaria (AE 1968, 422)
  3. Inschrift mit equitata (AE 1968, 422)
  4. Militärdiplome der Jahre 78 (CIL 16, 22, RMD 4, 208), 93 (AE 2014, 1154), 99 (CIL 16, 44), 105 (AE 2004, 1256, RMM 00011), 111 (RMD 4, 222), 113 (Chiron-2009-522), 120 (Chiron-2009-533, ZPE-207-219), 125 (Chiron-2009-538, RMD 4, 235), 127 (RMD 4, 241, ZPE-165-232), 134 (CIL 16, 78), 138 (CIL 16, 83), 145 (RMD 5, 399), 146 (Chiron-2009-553, RMD 4, 270, ZPE-195-230b), 147 (Chiron-2008-307), 155 (AE 2004, 1907), 155/157 (ZPE-188-253), 157 (RMD 5, 417), 160 (AE 2013, 2188), 161 (RMD 5, 435), 166/168 (RMD 5, 440), 167 (RMD 5, 439) und 167/168 (RMD 5, 441).
  5. 1 2 John Spaul, Cohors², S. 234, 243–244.
  6. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 166, 168, Tabellen 9, 10 (PDF).
  7. Inschrift (AE 1968, 422)
  8. 1 2 Florian Matei-Popescu: The Roman Army in Moesia Inferior Conphys Publishing House, Bucharest, 2010, ISBN 978-973-750-177-6, S. 222–224 (Online).
  9. Ziegel aus Barboşi: Stempel COH II MATT (AE 1939, 84, AE 1975, 739).
  10. Inschrift aus Dinogetia (IScM-05, 00267)
  11. Ziegel aus Dinogetia: Stempel COH II MATT (IScM-05, 00260).
  12. Inschrift aus Sexaginta Prista (AE 1916, 65)
  13. Ziegel aus Sexaginta Prista: Stempel COH II M (AE 1944, 4).
  14. Inschriften aus Sostra (AE 2001, 1747, AE 2001, 1748, CIL 3, 14428)
  15. Werner Eck, Paul Holder, Andreas Pangerl, Peter Weiß: Ein überraschendes Phänomen: Neue Zeugen in zwei Diplomen für die Truppen von Moesia inferior vom 11. Oktober 146 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 195 (2015), S. 222–230, hier S. 224, 226–227 (Online).
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