Die Cohors I Batavorum [milliaria] [equitata] [civium Romanorum] [pia fidelis] (deutsch 1. Kohorte der Bataver [1000 Mann] [teilberitten] [der römischen Bürger] [loyal und treu]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.
Namensbestandteile
- Cohors: Die Kohorte war eine Infanterieeinheit der Auxiliartruppen in der römischen Armee.
- I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
- Batavorum: der Bataver. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Bataver rekrutiert.
- milliaria: 1000 Mann. Je nachdem, ob es sich um eine Infanterie-Kohorte (Cohors milliaria peditata) oder einen gemischten Verband aus Infanterie und Kavallerie (Cohors milliaria equitata) handelte, lag die Sollstärke der Einheit entweder bei 800 oder 1040 Mann. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 98 bis 165 und Inschriften vor. In den Militärdiplomen wird bis auf wenige Ausnahmen statt milliaria das Zeichen verwendet.
- equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.
- civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 112 bis 151 und einer Inschrift vor.
- pia fidelis: loyal und treu. Domitian (81–96) verlieh den ihm treu gebliebenen römischen Streitkräften in Germania inferior nach der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus die Ehrenbezeichnung pia fidelis Domitiana. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 98 bis 142 und einer Inschrift vor.
Die Einheit war eine Cohors milliaria equitata. Die Sollstärke der Einheit lag daher bei 1040 Mann, bestehend aus 10 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 8 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Kohorte war in den Provinzen Pannonia, Pannonia superior und Dacia Porolissensis (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 98 bis 165 n. Chr. aufgeführt. Tacitus erwähnt Kohorten der Bataver sowohl an mehreren Stellen in den Historiae als auch in seinem Werk Agricola (Kapitel 36).
Die Kohorte war vermutlich um 89 n. Chr. in der Provinz Germania inferior stationiert. Die Einheit wurde danach wohl um 92 in die Provinz Pannonia verlegt. Der erste Nachweis der Einheit in Pannonia beruht auf einem Diplom, das auf 98 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Militärdiplome, die auf 100 bis 116 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 112 in Pannonia superior).
Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte nach Dacia Porolissensis verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 123 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Dacia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 130/131 bis 165 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.
Standorte
Standorte der Kohorte in Dacia waren möglicherweise:
- Potaissa (Turda): zwei Inschriften wurden hier gefunden.
Standorte der Kohorte in Pannonia waren möglicherweise:
Angehörige der Kohorte
Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:
Kommandeure
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Sonstige
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Siehe auch
Literatur
- John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
Anmerkungen
- ↑ Laut John Spaul erhielten die Angehörigen der Einheit das römische Bürgerrecht vermutlich während der Dakerkriege Trajans verliehen.
- ↑ Kohorten der Bataver nahmen vermutlich an der Eroberung Britanniens unter Claudius um 43 n. Chr. teil. Laut Tacitus beteiligten sich acht Kohorten der Bataver am Bataveraufstand unter Iulius Civilis um 69/70. Ob diese Kohorten nach dem Aufstand aufgelöst wurden oder weiterbestanden, ist umstritten. Möglicherweise wurden nach dem Aufstand auch Kohorten aus Batavern neu aufgestellt. Unter Gnaeus Iulius Agricola nahmen vier Kohorten der Bataver 83 an der Schlacht am Mons Graupius teil.
- ↑ Laut Werner Eck, Andreas Pangerl wurde die Einheit vermutlich um 118/119 nach Dakien verlegt, als Quintus Marcius Turbo die Provinz Dacia neu organisierte.
- ↑ Der entlassene Soldat war ein Boier. Laut Werner Eck, Andreas Pangerl wurde er um 117 rekrutiert, als die Einheit noch in Pannonia superior stationiert war.
- ↑ Die Lesung der EDCS ist Areatino.
Einzelnachweise
- ↑ Inschriften mit milliaria (AE 2003, 1373, CIL 3, 839)
- ↑ Inschrift mit civium Romanorum (AE 2003, 1373)
- 1 2 Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 128 (1999), S. 237–250, hier S. 237, 242, 246–248, 250 (PDF).
- ↑ Inschrift mit pia fidelis (AE 2003, 1373)
- 1 2 3 4 John Spaul, Cohors², S. 205–206, 211
- ↑ Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 161–162, 170 Tabellen 5–6, 12 (PDF).
- ↑ Militärdiplome der Jahre 98 (CIL 16, 42), 100/101 (RMD 3, 144), 112 (RMD 4, 223), 113 (RMD 2, 86), 115 (ZPE-180-287), 116 (CIL 16, 64), 123 (ZPE-176-236), 130/131 (RMD 5, 378), 133 (RMD 1, 35), 136/138 (RMD 5, 384), 142 (ZPE-191-272), 151 (RMD 5, 404), 164 (AE 2007, 1764, AMN-2006/07-203, RMD 1, 63, RMD 1, 64, RMD 4, 287) und 165 (CIL 16, 185).
- ↑ Inschriften aus Potaissa (CIL 3, 13760, CIL 3, 13766)
- ↑ Inschrift aus Solva (AE 2003, 1373)
- 1 2 Werner Eck, Andreas Pangerl: Zwei neue Diplome für die Truppen von Dacia superior und Dacia Porolissensis In: ZPE, Band 191 (2014), S. 269–277, hier S. 275 (Online).
- 1 2 Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors In: Acta Musei Napocensis 39-40/I Cluj-Napoca, 2002–2003 (2004), S. 259–296, hier S. 272–273 (Online).