Die Cohors I Chalcidenorum [equitata] (deutsch 1. Kohorte aus Chalcis [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. In einer Inschrift wird sie als Cohors Chalcidensis bezeichnet, in einer weiteren Inschrift als Cohors I Chalcedonensis.
Namensbestandteile
- Cohors: Die Kohorte war eine Infanterieeinheit der Auxiliartruppen in der römischen Armee.
- I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
- Chalcidenorum: aus Chalcis. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus der Stadt Chalcis und ihrer Umgebung rekrutiert.
- equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in drei Inschriften vor.
- sagittariorum oder sagittaria: der Bogenschützen. Die Einheit bestand möglicherweise (zum Teil) aus Bogenschützen.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Kohorte war in den Provinzen Africa und Numidia stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 127 bis 128/129 n. Chr. aufgeführt.
Die Einheit wurde möglicherweise schon vor 69 aufgestellt. Der erste Nachweis der Kohorte in Numidia beruht auf einer Inschrift, die auf 125/126 datiert ist. Durch ein Militärdiplom ist die Einheit erstmals für das Jahr 127 in Africa nachgewiesen. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Africa) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 128/129 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.
Der letzte Nachweis der Kohorte beruht auf zwei Inschriften, die auf 163/164 datiert sind.
Standorte
Standorte der Kohorte in Africa proconsularis bzw. Numidia waren möglicherweise:
- Bir Oum Ali: drei Inschriften wurden hier gefunden.
- Gemellae (M'Lili): zwei Inschriften wurden hier gefunden.
Angehörige der Kohorte
Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.
Kommandeure
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Sonstige
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Siehe auch
Literatur
- John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
Anmerkungen
- ↑ Der Zusatz kommt in keiner der Inschriften vor. Laut John Spaul nahm Yann Le Bohec an, daß die Einheit sagittaria war, da Agrippa nach seiner Versetzung zur Cohors I Chalcidenorum noch 10 Jahre lang Kommandeur von Bogenschützen aus Palmyra war.
- ↑ Laut John Spaul nahm Yann Le Bohec an, dass die Kohorte unter Vespasian (69–79) aufgestellt wurde. John Spaul hält es dagegen für möglich, dass die Einheit schon vor 69 existierte.
- ↑ John Spaul ordnet den Unbekannten der Cohors I Chalcidenorum zu. Die Lesung der EDCS ist [praef(ecto) coh(ortis) II(?) Chalci]denoru[m].
- 1 2 John Spaul ordnet Gallonius und Rogatianus der Cohors I Chalcidenorum zu. Der Name der Einheit ist in beiden Inschriften nicht angegeben.
Einzelnachweise
- ↑ Inschrift (CIL 6, 3538).
- ↑ Inschrift (CIL 2, 2103).
- ↑ Inschriften mit equitata (AE 1950, 58, CIL 8, 10658, CIL 8, 17587).
- ↑ Militärdiplome der Jahre 127 (ZPE-152-244) und 128/129 (RMD 5, 373).
- ↑ Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 99–100 (PDF).
- ↑ Werner Eck: Neue Zeugnisse zu zwei bekannten kaiserlichen Bürgerrechtskonstitutionen In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 177 (2011), S. 263–271, hier S. 264–265 (Online).
- ↑ Inschrift (AE 1950, 58).
- 1 2 3 John Spaul, Cohors², S. 422, 428–429.
- ↑ Inschriften (CIL 8, 10658, CIL 8, 17587).
- ↑ Inschriften aus Bir Oum Ali (CIL 8, 2090, CIL 8, 10658, CIL 8, 17587).
- ↑ Inschriften aus Gemellae (AE 1950, 58, CIL 8, 17980).