Der Concours Géza Anda ist ein seit 1979 alle drei Jahre in Zürich stattfindender Klavierwettbewerb, der nach dem 1976 verstorbenen ungarischen Pianisten Géza Anda benannt ist und zu den weltweit renommiertesten Wettbewerben seiner Art zählt. 1978 gründete Andas Witwe Hortense Anda-Bührle im Gedenken an ihren Mann die Géza Anda-Stiftung, die den Wettbewerb durchführt. Zu den international erfolgreichen Preisträgerinnen und Preisträgern zählen Ricardo Castro (1988), Konstanze Eickhorst (1988), Michael Endres (1985), Anton Gerzenberg (2021), Giorgi Gigashvili (2021), Heidrun Holtmann (1982), Claire Huangci (2018), Hisako Kawamura (2003), Dasol Kim (2012), Matthias Kirschnereit (1991), Jinsang Lee (2009), Pietro De Maria (1994), Georges Pludermacher (1979), Ronaldo Rolim (2015), Roustem Saïtkoulov (1997), Konstantin Scherbakov (1991), Hüseyin Sermet (1985), Henri Sigfridsson (2000), Sergey Tanin (2018), Nikolai Tokarew (2006), Andrew Tyson (2015), Denes Várjon (1991), Varvara (2012) und Alexei Volodin (2003).
Die Besonderheit des Concours Géza Anda liegt in der Förderung aller Preisträger, denen die Géza Anda-Stiftung über einen Zeitraum von drei Jahren Konzertauftritte vermittelt.
Der Concours ist Mitglied der World Federation of International Music Competitions und kooperiert mit der Alink-Argerich Foundation.
Preise (Stand 2023)
Hauptpreise
Neben kostenlosem Konzertmanagement und Mentoring erhalten die Preisträger Preisgelder in der Höhe von insgesamt 90'000 Schweizer Franken; 1. Preis 40'000 Schweizer Franken, 2. Preis 30'000 Schweizer Franken und 3. Preis 20'000 Schweizer Franken.
Mozart-Preis des Musikkollegiums Winterthur
Die Jury verleiht einem Semi-Finalisten auf Vorschlag des Musikkollegiums Winterthur den Mozart-Preis, der aus einem Auftritt des Preisträgers in Begleitung des Musikkollegiums besteht.
Géza Anda-Publikumspreis
Die Besucher des Schlusskonzertes haben die Möglichkeit, einem der Finalisten den Géza Anda-Publikumspreis zu verleihen. Der Publikumspreis bezieht sich im Gegensatz zu den Hauptpreisen nur auf das Schlusskonzert. Er wird von der Privatbank Ihag gestiftet und beinhaltet einen Konzertauftritt.
Die Géza Anda-Stiftung weist das Publikum darauf hin, dass die künstlerische Leistung für den Preis ausschlaggebend sein sollte. Jedoch entschied sich das Publikum in den letzten Jahren, den Preis immer an den Finalisten mit dem virtuosesten Klavierkonzert zu verleihen.
Schumann-Preis
Die beste Interpretation eines Werkes von Robert Schumann wird mit dem Schumann-Preis honoriert. Er wird von der Konzertvermittlungsagentur Artists Management Company AG Zürich gesponsert und besteht aus einem Preisgeld von 5'000 Schweizer Franken sowie einem Konzertauftritt.
Förderpreise
Ein junger Teilnehmer kann für eine vielversprechende künstlerische Leistung während des Wettbewerbs einen Förderpreis in Höhe von 3'000 Schweizer Franken erhalten.
Modus (Stand 2023)
Für den Wettbewerb müssen eine Reihe von Pflichtstücken aus der Wiener Klassik, Romantik und Moderne für Klavier solo sowie Klavierkonzerte vorbereitet werden. Die Pflichtstücke lehnen sich an das Repertoire von Géza Anda an. Der ganze Wettbewerb ist öffentlich, wird weltweit gestreamt und kann von Interessierten besucht werden. Die beiden ersten Runden finden in den Räumlichkeiten der Zürcher Hochschule der Künste statt. Für die Mozart-Prüfung und das Schlusskonzert wird die Tonhalle Zürich benutzt.
1. Runde (Vorspiel)
Auf Grundlage einer audiovisuellen Bewerbung werden 30–40 Teilnehmer für die erste Runde eingeladen und tragen während 25 Minuten Sätze und/oder Werke aus dem jeweiligen Pflichtrepertoire vor.
2. Runde (Rezital)
Für die 55 Minuten dauernde, zweite Runde stellen die verbliebenen Teilnehmer nach Absprache mit der Jury mehrere Rezital-Programme zusammen. Eine Wiederholung von Werken, die in der 1. Runde gespielt wurden, ist ausgeschlossen.
Semi-Finale (Mozart-Prüfung)
Begleitet vom Musikkollegium Winterthur tragen die Semi-Finalisten je ein Klavierkonzert von Mozart vor. Das Musikkollegium Winterthur stiftet auf dieser Grundlage den Mozart-Sonderpreis (s. o.).
Finale (Schlusskonzert mit Orchester)
Während des Schlusskonzerts werden die Finalisten vom Tonhalle-Orchester Zürich begleitet. Nach dem Ende des Schlusskonzerts gibt es eine kurze Pause, in der sich die Jury zur Urteilsberatung zurückzieht und in der das Publikum den Preisträger des Publikumspreises wählt. Anschliessend werden die Haupt- und Sonderpreise verliehen.
Jury
Die Jury besteht aus international renommierten Interpreten klassischer Musik, ehemaligen Preisträgern, Musikjournalisten und Kulturmanagern. Jury-Präsidenten waren Antal Doráti (1982 und 1985), Sándor Végh (1991 und 1994), Wladimir Fedossejew (2003), Franz Xaver Ohnesorg (2006), Jonathan Nott (2009 und 2012), Jesús López Cobos (2015), Christian Zacharias (2018) und Gerhard Oppitz (2021). Zu den Pianistinnen und Pianisten in der Jury zählten bzw. zählen Michel Béroff, Bella Davidovich, Markus Hinterhäuser, Robert Levin, Oleg Maisenberg, Pietro De Maria (1. Preisträger 1994), Dénes Várjon (1. Preisträger 1991), Alexei Volodin (1. Preisträger 2003), Elisso Wirsaladse und Gérard Wyss.
Der Jury 2024 gehören an: Franz Xaver Ohnesorg (Präsident), Martha Argerich, Ricardo Castro, Zlata Chochieva, Lucas Debargue, Konstanze Eickhorst, Toshio Hosokawa, Robert Levin und Dénes Várjon.
Preisträger des Concours Géza Anda
Jahr | 1. Platz | 2. Platz | 3. Platz |
---|---|---|---|
1979 | Georges Pludermacher | Heidrun Holtmann | - |
1982 | Heidrun Holtmann | Hung-Kuan Chen | Laurent Cabasso |
1985 | - | Yukino Fujiwara, Hüseyin Sermet | Michael Endres |
1988 | Konstanze Eickhorst | Yukino Fujiwara | Ricardo Castro |
1991 | Dénes Várjon | Konstantin Scherbakov | Matthias Kirschnereit |
1994 | Pietro De Maria | Yoshiko Iwai | Luca Ballerini |
1997 | Corrado Rollero (†) | Roustem Saitkoulov | Yuka Imamine |
2000 | Filippo Gamba | Henri Sigfridsson | Andrew Shibko |
2003 | Alexei Wolodin | Sergei Kuznetsov | Hisako Kawamura |
2006 | Sergei Koudriakov | Nikolai Tokarew | Tomomi Okumura |
2009 | Jinsang Lee | Alexej Zuev | Tatjana Kolesowa |
2012 | Varvara Nepomnyashchaya | Dasol Kim | Elmar Gasanov |
2015 | Andrew Tyson | Aleksandr Shaikin | Ronaldo Rolim |
2018 | Claire Huangci | Jong Hai Park | Sergey Tanin |
2021 | Anton Gerzenberg | Julian Trevelyan | Marek Kozák |
Literatur
- Dietmar Grieser, In Deinem Sinne. Begegnungen mit Künstlerwitwen, Langen-Müller, München 1985, S. 122–136 [zur Gründung des Concours durch Hortense Anda-Bührle].
- Géza Anda. [Sonderedition der Zeitschrift Du zum 90. Geburtstag Andas als Beilage zum Heft 71/2011]. Beiträge von Martin Meyer und Wolfgang Rathert; Interviews mit András Schiff, Jonathan Nott und Hortense Anda-Bührle; Porträts der Preisträger Pietro de Maria, Dénés Varjon, Alexei Volodin, Hisako Kawamura, Hüseyin Sermet, Henri Sigfridsson, Jinsang Lee und Konstantin Scherbakov. Du Kulturmedien AG, Zürich 2011, ISBN 978-3-905931-17-4.
- Wolfgang Rathert: Géza Anda. Pianist. Ein Panorama zum 100. Geburtstag / A Panorama on his 100th Birthday, herausgegeben von der / published by Géza Anda Foundation [Deutsch-Englisch]. Hofheim, Wolke 2021 (ISBN 978-3-95593-104-9).
Filme
- Der Concours Géza Anda – Erbe eines Pianisten. Jörg Lohner / nmz media (Deutschland 2011)
- Concours Géza Anda. Behind the Scenes. Ein Filmessay von Theodor Eisner (Österreich 1997)
- Concours Géza Anda 1991. Friedrich Schrag und Franziska Schuh (1991)
- Géza Anda – Künstler und Mensch. Filmporträt von Peter Reichenbach (Schweiz 1979)
- Géza Anda, Pianist – Dirigent – Pädagoge. Film von und mit Rolf Liebermann (Schweiz 1966)