Konstruktion nach dem Sinn ((älter) auch Constructio ad sensum, Constructio kata synesin, altgriechisch κατὰ σύνεσιν, Synesis oder Synese) ist die Bezeichnung für eine syntaktische Konstruktion, die formal gegen die Regeln der grammatischen Kongruenz verstößt, aber sinngemäß korrekt ist.
Vorkommen
Die Konstruktion nach dem Sinn tritt unter anderem dann auf, wenn das grammatische Geschlecht eines Wortes (z. B. „das Mädchen“, „das Weib“) sich von dem natürlichen Geschlecht des damit bezeichneten Gegenstandes (bzw. der Person) oder wenn der Numerus von Pronomen und Verb (meist Plural) sich von dem des Substantivs, auf das sie sich beziehen (meist ein Kollektivum im Singular), unterscheiden. Sie kommt so häufig vor – selbst bei angesehenen Schriftstellern –, dass sie eher als stilistisches Mittel denn als Fehler betrachtet wird.
Beispiele
- „Er liebte das Mädchen und wollte sie heiraten.“ (Formal richtig wäre: „… und wollte es heiraten.“);
- „Der ganze Haufen stürzte auf ihn zu. Sie warfen ihn in heißen Teer und federten ihn dann.“ (Formal richtig wäre: „Er warf ihn …“)
- „Etwa ein Drittel der Beschäftigten legten die Arbeit nieder.“ (Formal richtig wäre: „legte …“)
- „Wind und Wetter kann uns nichts anhaben.“ (Formal richtig wäre: „… können …“)
- „Marmor, Stein und Eisen bricht, ...“ (Formal richtig wäre: „… brechen …“)
Literatur
- Hermann Paul: Prinzipien der Sprachgeschichte. 10. unveränderte Auflage. Studienausgabe. Niemeyer, Tübingen 1995, ISBN 3-484-22005-8 (Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 6).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Duden: Die Grammatik: Unentbehrlich für richtiges Deutsch. 8. Auflage, 2009, Seite 946. Zitat: „Man spricht hier auch von »Konstruktion nach dem Sinn« (ältere Fachausdrücke derselben Bedeutung: »constructio ad sensum«; »Konstruktion kata synesin«).“