Convair CV-880 Golden Arrow
TypVierstrahliges Schmalrumpfflugzeug
Entwurfsland

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Hersteller Consolidated Vultee Aircraft Corporation
Erstflug 27. Januar 1959
Produktionszeit

1959 bis 1963

Stückzahl 65

Die Convair CV-880 Golden Arrow, auch bezeichnet als Convair 880, ist ein vierstrahliges Verkehrsflugzeug der Consolidated Vultee Aircraft Corporation, genannt Convair. Der ursprüngliche Beiname lautete Skylark, wurde jedoch aus werbetaktischen Gründen in Anspielung auf die hohe Reisegeschwindigkeit von fast 1.000 km/h (Mach 0,87) in Golden Arrow (Goldener Pfeil) geändert.

Geschichte

Das Flugzeug mit Erstflug im Jahre 1959 ist einer der schnellsten und lautesten Passagierjets. Die CV-880 hat eine Reisegeschwindigkeit von fast 1.000 km/h (Mach 0,87) – heutige Airliner wie die Boeing 757 fliegen nur mit 870 km/h. Somit bleibt die Convair 880 bis heute eines der schnellsten Unterschall-Passagierflugzeuge, die je gebaut wurden. Noch schneller war allerdings das Nachfolgemodell Convair CV-990. Die Strahltriebwerke vom Typ General Electric CJ-805-3 der CV-880 entsprachen jenen des Phantom II-Jägers, jedoch ohne Nachbrenner.

Mit großen Erwartungen als aerodynamisch hervorragendes Flugzeug herausgekommen, konnte die CV-880 durch den höheren Treibstoffverbrauch und die geringere Zahl von Passagiersitzen (fünf pro Reihe statt sechs; insgesamt 88 bis 100 Sitze) nicht gegen die Konkurrenten Boeing 707 und DC-8 bestehen, nur 65 Maschinen wurden gebaut. Auch eine vergrößerte Weiterentwicklung der CV-880, die 1961 eingeführte Convair CV-990, half nicht, die Verkaufszahlen zu verbessern. Die Gesamtproduktion der Convair 880/990-Familie belief sich bis zur Produktionseinstellung 1965 auf nur 102 Exemplare.

Bereits Anfang der 1970er-Jahre stellten viele Fluggesellschaften die CV-880 und 990 wieder außer Dienst, woraufhin sie zum Teil zu Frachtflugzeugen und Touristenfliegern mit, im Fall der CV 990, bis zu 149 Sitzen ausgebaut oder verschrottet wurden. Die letzte CV-880 wurden in den Jahren 1975/1976 aus dem kommerziellen Passagier-Flugbetrieb zurückgezogen, letzter Betreiber war die damalige staatliche Fluggesellschaft Nicaraguas, LANICA. Bei der Federal Aviation Administration (FAA) sowie der US Navy waren einzelne Exemplare noch bis Anfang der 1990er eingesetzt.

Die Verluste aus Konstruktion und Herstellung der Typen CV-880 und 990 bezifferten sich auf eine Summe von 425 Millionen US-Dollar ($). Bezogen auf das Jahr 1963, dem Ende der Convair 990-Produktion, entspricht dies unter Berücksichtigung der Inflation einem heutigen Wert von 3.800.000.000 $. Dies stellt bis dato den größten Misserfolg dar, den ein Flugzeughersteller überleben konnte, ohne bankrottzugehen. Allerdings zog sich Convair in der Folge aus der Produktion von Passagierflugzeugen zurück und konzentrierte sich auf seine Rolle als Zulieferer der Luft- und Raumfahrtindustrie.

Einige Exemplare der CV-880 sind bis heute erhalten geblieben, darunter unter anderem Elvis Presleys ehemalige Privatmaschine, die bei Presleys ehemaliger Residenz Graceland zu besichtigen ist.

Einige ausgemusterte CV-880, die zuvor zumeist bei Trans World Airlines im Einsatz waren, wurden seit dem Ende der 1970er-Jahre auf dem Flugzeugfriedhof am Flughafen Mojave sowie am Atlantic City International Airport abgestellt. Da diese Maschinen jedoch teilweise schon jahrzehntelang ungeschützt der Witterung ausgesetzt sind, befinden sie sich mehrheitlich in relativ schlechtem Zustand. Die letzte Convair 880 (eine ehemalige TWA-Maschine) wurde Anfang der 1990er von der Federal Aviation Administration zu Testzwecken geflogen, danach jedoch ebenfalls am Flughafen von Atlantic City abgestellt. Somit befindet sich heute keine CV 880 mehr in flugtauglichem Zustand, obwohl es über die Jahre mehrere Initiativen gab, eine der Maschinen aus Atlantic City wieder flottzumachen.

Betreiber (historisch)

Betreiber werksneuer Maschinen

Betreiber gebraucht erworbener Maschinen

  • Airtrust Singapore
  • Air Viking
  • Central American Airways/Profit Express
  • Civil Air Transport
  • Four Wings Inc.
  • Freelandia Travel Club
  • Groth Air
  • Inair Panama
  • Indy Air
  • Jonian Airways
  • LatinCarga
  • Lineas Aereas de Nicaragua (LANICA) (letzter kommerzieller Betreiber des Typs)
  • Monarch Airlines (USA)
  • SECRA
  • Eine der Privatmaschinen von Elvis Presley war eine zuvor von Delta Air Lines betriebene CV-880; die Maschine kann heute in Presleys ehemaliger Residenz Graceland besichtigt werden. Auch einige andere CV-880 wurden nach ihrem Ausscheiden aus dem Liniendienst als Privat- und VIP-Jets eingesetzt.

Militärische Nutzer

Zwischenfälle

Vom Erstflug 1959 bis zum Betriebsende Anfang der 1990er-Jahre kam es mit Convair CV-880 zu 17 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 8 davon kamen 171 Menschen ums Leben. Beispiele:

  • Am 13. September 1965 verunglückte eine Convair CV-880 der US-amerikanischen Trans World Airlines (TWA) (Luftfahrzeugkennzeichen N820TW) auf dem Flughafen Kansas City-Downtown (Missouri, USA) bei einem Trainingsflug. Beim simulierten Ausfall des Triebwerks Nr. 4 (rechts außen) kam es zum Kontrollverlust und Strömungsabriss. Die Maschine wurde beim Aufschlag zerstört, aber alle vier Besatzungsmitglieder, die einzigen Insassen, überlebten.
  • Am 5. November 1967 kam eine Convair CV-880 der Cathay Pacific (VR-HFX) nach einer Ablösung der Lauffläche des rechten Bugfahrwerksreifens beim Startlauf seitlich von der Piste am Flughafen Kai Tak ab und stürzte ins Meer. Eine Passagierin starb, das Flugzeug wurde abgeschrieben (siehe auch Cathay-Pacific-Flug 033).
  • Am 20. November 1967 flog eine CV-880 der Trans World Airlines (TWA) (N821TW) während eines Nachtanflugs bei leichtem Schneefall knapp 3 km vor Erreichen der Landebahn des Flughafens Cincinnati ins Gelände. Von den 82 Insassen wurden 70 getötet (siehe auch Trans-World-Airlines-Flug 128).
  • Am 24. Juni 1969 verunglückte eine Convair CV-880 der Japan Air Lines (JA8028) auf einem Trainingsflug bei Moses Lake (Washington) während eines simulierten Triebwerksausfalls beim Start. Der Prüfkapitän hatte die Leistung von Triebwerk Nr. 4 während des Starts heruntergefahren, wodurch die Maschine zu gieren begann. Der zu prüfende Pilot korrigierte die Gierbewegung nicht rechtzeitig, woraufhin die Triebwerksgondel Bodenkontakt bekam und die Maschine von der Landebahn schlitterte und in Brand geriet. Drei der fünf Menschen an Bord kamen ums Leben (siehe auch Japan-Air-Lines-Flug 90).
  • Der schwerste Unfall einer CV-880 ereignete sich am 15. Juni 1972, als eine Maschine der Cathay Pacific aus Hongkong (VR-HFZ) im Reiseflug auf dem Weg von Bangkok nach Hongkong durch eine Bombe zerstört wurde. Das Flugzeug stürzte in ein Dschungelgebiet in Vietnam, alle 81 Menschen an Bord kamen ums Leben (siehe auch Cathay-Pacific-Flug 700Z).

Technische Daten (Model 22-M)

  • Länge: 39,42 m
  • Höhe: 11,00 m
  • Spannweite: 36,58 m
  • Flügelfläche: 185,8 
  • Flügelstreckung: 7,2
  • Maximales Startgewicht: 87.730 kg
  • Leergewicht: 42.730 kg
  • Nutzlast: 10.900 kg
  • Reisegeschwindigkeit: 990 km/h
  • Maximale Flughöhe: 12.500 m
  • Passagierkapazität: 110
  • Reichweite: 4.430 km
  • Triebwerke: vier General Electric CJ805-3 Turbojet mit je Schub: 51,95 kN

Siehe auch

Commons: Convair CV-880 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unfallstatistik Convair CV-880, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 16. Januar 2018.
  2. Unfallbericht Convair CV-880 N820TW, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 23. Juni 2020.
  3. Flugunfalldaten und -bericht CV-880 JA8030 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 20. Februar 2022.
  4. Unfallbericht CV-880 VR-HFX, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. November 2020.
  5. Unfallbericht Convair CV-880 N821TW, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 20. Januar 2016.
  6. Unfallbericht JA8028, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 16. Januar 2016.
  7. Unfallbericht Convair CV-880 VR-HFZ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 20. Januar 2016.
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