Cornelis de Waal (* 19. März 1881 in Watergraafsmeer bei Amsterdam; † 15. Juli 1946 in Angermund) war ein niederländisch-deutscher Marine-, Landschafts-, Industrie-, Genre- und Porträtmaler.
Leben
Cornelis de Waal wuchs in Amsterdam auf. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er von 1895 bis 1899 eine Malerlehre für Innen- und Außenbemalungen in einer Amsterdamer Werkstatt einschließlich einer Ausbildung als Gebrauchsgrafiker. In dieser Zeit entstanden erste Zeichnungen und Aquarelle. Um 1900 ging de Waal mit einem Malerfreund für etwa ein bis anderthalb Jahre nach Paris. Danach zog er für kurze Zeit nach Frankfurt am Main. 1901 kam de Waal nach Düsseldorf. Dort heiratete er 1904 in erster Ehe Adele Reuter. Die Ehe blieb kinderlos und wurde 1922 geschieden.
1905 lernte de Waal Erich von Perfall kennen. 1919 traten beide Maler in den Künstlerverein Malkasten ein. Ihre enge Freundschaft dauerte über 40 Jahre und endete erst durch de Waals Tod 1946.
1922 heiratete de Waal in Düsseldorf die Angermunderin Hubertine Kamp (1894–1973). Aus de Waals zweiter Ehe ging als einziges Kind der Sohn Joost (1922–1998) hervor.
1923 zog Cornelis de Waal nach Angermund und wohnte mit seiner Familie im Haus Angermund Nr. 6. Das Haus (spätere Adresse Graf-Engelbert-Straße 8) hatte Hubertine mit in die Ehe gebracht. Nach über 400 Jahren im Familienbesitz wurde es 2011 verkauft, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
1936 erhielt Cornelis de Waal die deutsche Staatsbürgerschaft (Einbürgerungsurkunde des Regierungspräsidenten Düsseldorf vom 30. November 1936).
Werk
In Holland malte de Waal vor allem allem Grachten-, Hafen- und Schiffsmotive. Nachdem er nach Düsseldorf gezogen war, lebte er vom Verkauf seiner Bilder und Gebrauchsgrafiken. Seit einem Besuch der Zeche Heinrich in Essen im Jahr 1914 betätigte er sich auch als Industriemaler. Für den Eingangsbereich des Essener Hauptbahnhofs schuf er 1935 ein monumentales Wandgemälde mit einer Szene aus dem Untertagebau. Außerdem malte er für Industrieunternehmen wie Demag, Siempelkamp, Schiess-Defries und Hugo Stinnes Darstellungen von Walzwerken, Werkzeugmaschinen, Motorschiffen und Einrichtungen von Industriehäfen. Zahlreiche dieser Bilder, die im Zweiten Weltkrieg in einem Stollen in Velbert ausgelagert waren, wurden dort kurz nach dem Krieg vernichtet.
Heute ist de Waal vor allem wegen seiner Landschafts- und Genrebilder bekannt. Er dokumentierte in seinen Bildern rund 25 Jahre lang den malerischen Ortskern von Angermund. Insbesondere die Graf-Engelbert-Straße rund um sein Wohnhaus stellte er immer wieder und in unterschiedlichen Ansichten dar. Zu seinen Lieblingsmotiven gehörten neben Brauchtumsszenen auch Milieu-Ansichten von Hinterhöfen, stille Ecken und Gärten: Motive, die eher nicht für den Verkauf gedacht waren, aber besondere Reize enthalten. Der „Eingang von Angermund“ war de Waals bekanntestes Motiv; er malte es in jeder Jahreszeit und in verschiedensten Stimmungen. Keine Ansicht romantisiert treffender den dörflichen Charakter von Angermund vor dem Zweiten Weltkrieg. Daneben malte de Waal Interieurs, Stillleben und Porträts von Verwandten, die wegen ihres privaten Charakters im Familienbesitz blieben.
De Waal malte hauptsächlich in Öl. Zu den meisten seiner Gemälde fertigte er Vorstudien in Form von Skizzen und Zeichnungen an. Daneben schuf de Waal Aquarelle und gelegentlich auch Pastellbilder. Für die verschiedenen Maltechniken und Malgründe entwickelte er individuelle Methoden des Farbauftrags, die seinen Malstil prägen.
Ausstellungen
De Waal nahm an zahlreichen Ausstellungen teil, unter anderem:
- 1920, 1922, 1924 und 1926: Große Kunstausstellung Düsseldorf
- 1930: Juryfreie Kunstausstellung des Vereins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e. V. Düsseldorf (vertreten mit einem Stillleben und der Ansicht eines Waldbachs)
- 1936: Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen, Düsseldorf
- 1937: Düsseldorfer Malerschule, Städtisches Kunsthaus Bielefeld (vertreten mit einem leuchtend-farbigen Aquarell Sonnenblumen)
- 1939: Kunst und Technik, Verein Deutscher Ingenieure, Dresden
- 1942: Große Deutsche Kunstausstellung, München (vertreten mit einem Ölgemälde einer 3000-Tonnen-Ziehpresse)
Nach seinem Tode wurden Arbeiten von de Waal in Gemeinschafts- und Einzelausstellungen gezeigt.
Gemeinschaftsausstellungen
- 1949: Kunst und Kunsthandwerk, Ratingen
- 1982, 2000, 2008, 2012, 2013: Ausstellungen des Angermunder Kulturkreises e. V., Bürgerhaus Angermund
- 2001: Überblick. 10 Jahre Künstler im Museum Kaiserswerth
- 2022: Pop-Up-Ausstellung zur Präsentation des Buches Angermunder Maler und Motive, Lindenlaubs’ Buchhandlung, Angermund
Einzelausstellungen
- 1996: Retrospektive anlässlich des 50. Todestags von de Waal, Museum Kaiserswerth
- 2001: Zum 120. Geburtstag, Bürgerhaus Angermund
Zu diesen beiden Ausstellungen erschien jeweils ein Katalog.
Mitgliedschaften
Cornelis de Waal war von 1919 bis zu seinem Tod Mitglied im Künstlerverein Malkasten. Er gehörte auch dem Verein der Düsseldorfer Künstler an.
Literatur
- Michael Steinhoff: Cornelis de Waal. Ausstellungskatalog, Museum Kaiserwerth, 1996.
- Michael Steinhoff: Cornelis de Waal. In: Jahrbuch des Angermunder Kulturkreises. AKK e.V., Düsseldorf 1996, Band 17, S. 173–176.
- Waal, Cornelis de. In: Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof, Hans Paffrath (Hrsg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918. Band 3: Nabert–Zwecker. F. Bruckmann Verlag, München 1998, ISBN 978-3-7654-3011-4.
- Michael Steinhoff: 120 Jahre Cornelis de Waal. Ausstellungskatalog, Bürgerhaus Angermund 2001.
- Christian F. Seidler: Cornelis de Waal. In: Angermunder Maler und Motive. CFS Eigenverlag, Düsseldorf 2022, ISBN 978-3-00-072273-8, S. 22–23.
Weblinks
- Cornelis de Waal, im Fotoalbum Angermund in der Malerei von Christian F. Seidler
- Cornelis de Waal, Datenblatt im Portal rkd.nl (Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie)
- Waal, Cornelis de, Eintrag im Portal biografischportaal.nl
- Kunst und Technik: Verschollene Industriebilder von Cornelis de Waal gesucht, Webseite im Portal cms.wittlaer.net
Einzelnachweise
- ↑ Museum Kunstpalast: Künstler und Künstlerinnen der Düsseldorfer Malerschule (Auswahl, Stand: November 2016, PDF)
- ↑ Adressbucheintrag 1936. In: Adressbuch der Stadt Ratingen und der Bürgermeisterei Ratingen-Land 1936, S. 166, abgerufen am 1. November 2016
- ↑ Juryfreie Kunstausstellung Düsseldorf 1930. S. 57 und 62
- ↑ Bielefelder Stadtanzeiger. Ausgabe vom 24. September 1937
- ↑ Bettina Baumgärtel, Sabine Schroyen, Lydia Immerheiser, Sabine Teichgröb: Verzeichnis der ausländischen Künstler und Künstlerinnen. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, Band 1, S. 442